Kottingwörth
Bunte Luftballons für das Geburtstagskind

Die Kottingwörther feiern bei ihrem Dorffest heuer auch das 20-jährige Bestehen des Kulturvereins

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Ein großes Fest ist das Wochenende auch für die Kottingwörther Kinder gewesen. −Foto: Foto: Wittmann

Kottingwörth (jwt) Beim Kottingwörther Dorffest sind der Samstagabend und teilweise auch der Sonntag ganz im Zeichen der Erinnerung an die vergangenen 20 Jahre seit der Gründung des Vereins für Tradition und Kultur in Kottingwörth (VfTK) gestanden. Ortssprecherin und Stadträtin Brigitte Frauenknecht, damals die treibende Kraft sowohl für die Gründung des Vereins wie auch für die Sanierung des alten Schulhauses und des Treffer Stadels, blickte bei ihrem Festvortrag am Samstagabend zurück.

"Alle Kottingwörther, Männer wie Frauen, die einem der Dorfvereine angehören, sind automatisch Mitglied im VfTK", rief sie den zahlreichen Anwesenden im Stadel gleich zu Beginn in Erinnerung. Außerdem gehöre jeder Vereinsvorsitzende zum erweiterten Vorstand des Kulturvereins, wie der VfTK oft vereinfacht genannt werde. In diesem Zusammenhang hob sie das vorbildliche Engagement von Reinhard Schmidt hervor, der von Anfang an das Amt des Schriftführers bekleidet. Zu großem Dank sei die Dorfgemeinschaft vor allem den freiwilligen Helfern verpflichtet, die bei der Sanierung des alten Schulhauses (1997 bis 1999) und des Treffer Stadels (2005/2006) unglaublich viele Arbeitsstunden abgeleistet hätten.

Anhand einer Fotoshow veranschaulichte Frauenknecht ihre Worte. Dabei wurde deutlich, wie viele der damaligen Helfer bereits gestorben sind. Es wurde eine Gedenkminute eingelegt.

Über die Anfänge des Vereins weiß niemand besser Bescheid als Brigitte Frauenknecht. Nachdem die letzten Mieter das alte Schulhaus verlassen hatten, sei schon Anfang der 1990er-Jahre über die weitere Verwendung des Gebäudes diskutiert worden. Als damalige Ortssprecherin sei auch sie damit konfrontiert gewesen. Aber ein Kostenvoranschlag für die umfassende Sanierung mit einem Betrag von weit über einer Million Mark habe alle zunächst abgeschreckt. Nachdem das Dorf sich zu erheblichen Eigenleistungen verpflichtet habe, sei für notwendige Maßnahmen ein erster Zuschuss von 134000 Mark gewährt worden. Um weitere Zuschüsse zu erhalten, seien ihr die Hände gebunden gewesen. Das Problem war: Wen konkret vertrat sie eigentlich bei den Verhandlungen mit den Behörden? Deshalb habe sie 1998 die Gründung des VfTK initiiert. Damit war der Weg frei für die Komplettsanierung, die wegen der hohen Einsatzbereitschaft vieler Dorfbewohner wirklich gut gelaufen sei. Am 9. Juli 1999 konnte die Einweihung erfolgen. Aus dem alten Schulhaus war das Gemeinschaftshaus für die Kottingwörther Vereine geworden, das seither von diesen und weiteren Gruppen auf vielfache Weise genutzt wird. Das Gebäude gehört der Stadt und wurde vom VfTK für 30 Jahre zur Nutzung angemietet.

Anders verhält es sich mit dem Treffer Stadel: Um das denkmalgeschützte Juragebäude vor dem Verfall zu retten, hatte ihn der VfTK nach langwierigen Diskussionen und einer allgemeinen Abstimmung schließlich gekauft. Da er dem Verein gehört, ist dieser auch für dessen Unterhalt zuständig. Wie soll das möglich sein, wenn man nicht einmal einen Vereinsbeitrag von den Mitgliedern verlangt? Hier komme nun das Dorffest ins Spiel. Neben Spenden sei es die einzige Einnahmequelle für den Verein. Aber ohne die Einnahmen aus den Aufführungen der Theatergruppe würden diese bei weitem nicht ausreichen. Deshalb sei das Dorf den Laienschauspielern zu großem Dank verpflichtet.

Überhaupt sei die Theatergruppe zu einem erheblichen Teil für Sanierung und Kauf des Stadels "mitverantwortlich". Schon seit 1981 gebe es im Jurastadel Theateraufführungen. Als dann die Planungen für die Einweihungsfeier des Gemeinschaftshauses liefen, sei 1999 einer der Torbogen eingestürzt: Der "Komödienstadel" war baufällig, Zutritt verboten! Bei den anschließenden Pfarr-/Dorffesten wurden in einem Zelt auf dem freien großen Grundstück gegenüber Einakter aufgeführt. Der Arbeitsaufwand und nicht zuletzt die Kosten dafür waren jedes Jahr enorm. Besonders der damalige Regisseur Alfred Winkelbauer wollte unbedingt wieder zurück in den urigen Stadel und drohte mit einem Ende der Theateraufführungen in einem Zelt.

Als dann im Juli 2002 überraschend das ebenfalls denkmalgeschützte alte Treffer-Wohnhaus abgerissen wurde, drohte dem Stadel das gleiche Schicksal, und der VfTK mit seiner Vorsitzenden Brigitte Frauenknecht wurde aktiv. Wieder war das fehlende Geld das Hauptproblem. Aber letztlich waren Kauf und Sanierung doch möglich - erneut mit einem großen freiwilligen Engagement vieler Dorfbewohner. Noch heute hört man immer wieder anerkennende Äußerungen von Dorfbewohnern, "wie die Brigitte das mit den Zuschüssen geschafft hat und dass sie sich das getraut hat". Neben vielen positiven Erinnerungen denkt man gerne an zwei Besonderheiten zurück: an die Verleihung der Denkmalschutzmedaille 2007 durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst an den VfTK sowie an das gute Essen mit den köstlichen Knödeln von Marianne Mayer für die freiwilligen Helfer.

Das letzte Foto des Vortrags zeigte den DONAUKURIER-Artikel von der Einweihung des Stadels im Juli 2006: "Ein Teamgeist wie in der Nationalelf." Damals hatte Deutschland das Fußball-Sommermärchen erlebt. Wohin es führen kann, wenn der Teamgeist fehlt, habe man bei dieser Weltmeisterschaft gesehen. Dass den Verein und das Dorf echter Teamgeist prägt, diesen Wunsch drückte Frauenknecht am Ende ihres Festvortrags aus. Als das Gemeinschaftshaus damals eingedeckt wurde, habe sie vom Dachdeckermeister einen signierten Dachziegel als Glücksbringer erhalten. Diesen gab sie wohlbehalten an ihren Nachfolger an der Spitze des VfTK, Gerhard Paulus, weiter, der sich für ihren Vortrag und ihre Arbeit für den Verein bedankte.

Im Vortrag zeigten noch viele weitere Fotos die vielseitige Nutzung der beiden sanierten Gebäude. Am Sonntagnachmittag gab es außerdem eine große Fotoshow. So konnte - wer von den 180 Gästen beim Mittagessen mochte - danach im Stadel die vergangenen 20 Jahre Revue passieren lassen. Nachmittags waren auffällig viele Kinder zu sehen. Einen großen Anteil daran hatte bestimmt das Kasperltheater. Dass sich hier über viele Jahre hinweg Ludwig Richter große Verdienste erworben hat, wurde auch in den gezeigten Fotoserien deutlich. Nach seiner Erkrankung haben er und seine Frau Gertrud heuer ihre Kasperlbühne zur Verfügung gestellt, sodass Luise Schweiger und Roger Stijns aus Wolfsbuch einspringen konnten. "Der Kasperl und der Seppel auf dem Mond" und "Wo steckt der Seppel" wurde von den vielen Kleinen begeistert aufgenommen.

Da es der Wettergott am Sonntag bei Drohungen mit Blitz und Donner beließ, konnten die zahlreichen Besucher die Biergartenatmosphäre in vollen Zügen genießen. Während sich die Kleinen in der Hüpfburg, beim Torwandschießen, Büchsenwerfen oder auch Kinderschminken vergnügten, saßen die Erwachsenen gemütlich bei Kaffee und Kuchen beisammen. Für die Kleinen gab es zusätzlich Eis. Dann regierte König Fußball.

Das nächste Wochenende gehört ganz den Theaterspielern. Man hofft wieder auf viele Zuschauer, die ihr Kommen noch nie bereuen brauchten (weiterer Bericht folgt).