Beilngries
Bürgerliste vermisst "Masterplan"

Rathauschef will Meinungsbildungsprozess zur Zukunft der Kinderbetreuung anstoßen

18.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:22 Uhr
Die Kinder können froh sein, dass sie von den vielen Streitigkeiten rund um ihre Betreuungsstätten nichts mitbekommen. −Foto: Foto: F. Rieger

Beilngries (rgf) Wenn man das Wort Kindergarten hört, erscheinen vor dem inneren Auge normalerweise Bilder von harmonischen Sitzkreisen, knallbunten Spielgeräten sowie glücklichen Mädchen und Buben.

Wenn das Wort im Beilngrieser Stadtrat fällt, verfinstern sich hingegen sofort die Mienen. Und so wurde am Donnerstagabend ein weiteres Kapitel in der inzwischen fast schon unendlichen Geschichte der Kindergarten-Streitigkeiten im Gremium geschrieben.

Dabei ging alles zunächst noch recht harmonisch los. Bürgermeister Alexander Anetsberger erläuterte kurz die allseits bekannte Situation. Trotz des Neubaus im Sulzpark wird man nur durch den vorübergehenden Weiterbetrieb des Franziskuskindergartens alle Anmeldungen abdecken können. Da dies aber keine Dauerlösung sein kann, will man sich nun frühzeitig Gedanken über die weitere Gestaltung der Kinderbetreuung machen. Wie bereits angekündigt, möchte Anetsberger dazu einen Meinungsbildungsprozess anstoßen, in den er neben den Lokalpolitikern auch Eltern, Kindergärten und die gesamte interessierte Öffentlichkeit einbinden will. Auf diesem Wege sollen "Irrungen und Wirrungen", wie man sie bezüglich des Neubaus im Sulzpark erlebt hat, künftig vermieden werden. Bei der Sitzung am Donnerstag wollte sich Anetsberger nun vom Stadtrat grünes Licht dafür geben lassen, dass er ein Planungsbüro mit ins Boot holen kann. Die Kosten würden maximal 10000 Euro betragen.

Bei Helmut Schloderer (BL/FW) stieß dieser Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Er merkte an, dass er bislang davon ausgegangenen sei, dass der Bürgermeister und die Verwaltung einen "Masterplan" in Sachen Kinderbetreuung hätten. Da dies scheinbar nicht der Fall sei, müsse er sich schon wundern, weshalb man "ins Blaue hinein und überstürzt" die Baumaßnahme im Sulzpark in Angriff genommen habe. Dass man nun ein solches öffentliches Verfahren benötige, um einen Plan für die Kinderbetreuung zu entwickeln, sei eine "Bankrotterklärung". Und weiter: Das Geld für einen externen Berater könne man sich sparen. "Für eine solche Alibiveranstaltung stehen wir nicht zur Verfügung. "

Anetsbergers Konter fiel erwartungsgemäß nicht gerade zimperlich aus. Er habe mit seiner Ankündigung die Hand ausgetreckt, um den Streit hinter sich zu lassen - aber sie sei nun ausgeschlagen worden. Schloderers Aussage bezeichnete er als "bockig". Die Forderung nach einem "Masterplan" könne er überhaupt nicht nachvollziehen. Einen solchen habe er freilich nicht. Vermutlich hätte er ihn, wenn er eine ausgeprägtere Vorarbeit seiner Vorgängerin vorgefunden hätte, meinte der Rathauschef.

Anton Bauer (BL/FW) versuchte später, als es bei den Haushaltsberatungen noch einmal um diesen Streit ging, die Situation wieder etwas einzufangen. Der Bürgermeister habe Schloderer falsch verstanden. Gesprächen über die Zukunft der Kinderbetreuung werde man sich freilich nicht verwehren. Allerdings sei man der Meinung, dass man dazu kein externes Planungsbüro benötige. Anetsberger hielt dagegen, dass Bauer nicht so tun solle, als würde die Kritik stets falsch verstanden. Die Formulierungen seien sehr deutlich gewesen, "ich sehe förmlich den Heiligenschein über Ihnen schweben".

CSU-Fraktionssprecher Johannes Regnath begrüßte derweil Anetsbergers Ankündigung. Man könne ja ganz offen sagen, dass bei den Planungen für den neuen Franziskuskindergarten nicht alles optimal gelaufen sei. Umso sinnvoller sei es, nun zügig in gemeinsame weitere Planungen einzusteigen. "Dieser Ansatz ist ein sehr guter", sagte Regnath. Letztlich wurde Anetsbergers Ansinnen mehrheitlich stattgegeben, die Bürgerliste stimmte geschlossen dagegen.