Beilngries
"Dem Bienensterben Einhalt gebieten"

Arbeitstreffen zur geplanten Initiative "Beilngries summt" - Stadt will sich als Partner einbringen

12.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:29 Uhr
Areale wie der Blühacker, den der Bund Naturschutz am Auslauf der Sandstraße angelegt hat, leisten einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz. Dabei ist es wichtig, dass die Gewächse auch dann nicht abgemäht werden, wenn sie bereits verblüht sind. −Foto: F. Rieger

Beilngries (rgf) Beilngries soll zur Bienen-Hochburg werden. Damit ein dauerhafter Beitrag zum Insektenschutz geleistet werden kann, laufen derzeit die Vorbereitungen zur Gründung der Initiative "Beilngries summt". Auch die Stadt will sich finanziell einbringen, wie Bürgermeister Alexander Anetsberger am Donnerstagabend in Aussicht stellte, als eine Schar Interessierter im Haus des Gastes zusammenkam.

"Diese Versammlung ist so hochrangig besetzt, wie es nur irgendwie geht." Mit diesem Satz schürte Anetsberger bei seiner Begrüßung große Erwartungen an das Arbeitstreffen der Aktion "Beilngries summt". Rund 15 Interessierte hatten sich im Haus des Gastes eingefunden. Die Mehrheit von ihnen gehört einem Imkerverein an, die meisten in Beilngries, zwei in Dietfurt. Außerdem waren zwei Lehrerinnen gekommen, die Interesse an der Thematik Bienen haben, und eine Handvoll weiterer Bienen- und Naturfreunde. Ein paar mehr Besucher hätte sich Initiatorin Carolin Birkl (Foto) gewünscht gehabt, einige im Vorfeld kontaktierte Vereine blieben dem Termin fern. Aber das Projekt müsse eben mit der Zeit wachsen. Und diejenigen, die gekommen waren, brachten sich engagiert ein. Die "hochrangigen" Gäste, von denen der Bürgermeister sprach, waren Cornelis Hemmer, der als "Deutschland-summt"-Vertreter durch den Abend führte, sowie Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes.

Dass es in Beilngries Bestrebungen gibt, eine Initiative zum Schutz der Bienen ins Leben zu rufen, ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Carolin Birkl hat sowohl in Interviews mit unserer Zeitung als auch - im Bienen-Kostüm - bei städtischen Großveranstaltung ihre Ideen vorgestellt. Nun soll das Ganze langsam, aber sicher in klare Strukturen gegossen werden. Konkret heißt das, dass "Beilngries summt" als fester Ableger von "Deutschland summt" ins Leben gerufen werden soll. Dazu ist eine einmalige Zahlung von 5000 Euro notwendig, um künftig vollständigen Zugriff auf alle Leistungen des Dachverbandes zu haben - Infobroschüren, Internetauftritt, Expertenvorträge und Ähnliches. Das Vorhaben, dies über Spenden zu finanzieren, ließ sich bislang nicht umsetzen. Hier soll nun die Stadt ins Spiel kommen. Er werde sich dafür einsetzen, dass die Kommune als Partner auftrete und auch die Startfinanzierung leiste, so Anetsberger. Bei der November-Sitzung soll darüber im Stadtrat beraten und abgestimmt werden. Er sei von der Aktion überzeugt, sagte der Rathauschef. Gemeinsam mit anderen Bürgermeistern auf Landkreis- und Altmühl-Jura-Ebene gebe es seit Längerem Bestrebungen, etwas für den Arten- und Umweltschutz zu tun. Über "Deutschland summt" habe man Zugriff auf ein großes "Know-how". Man müsse etwas tun, um dem "Bienensterben Einhalt zu gebieten und wieder ein stabileres Ökosystem zu bekommen".

Um der Stadt und dem Stadtrat eine fundierte Grundlage für das angestrebte Engagement zu liefern, machten sich die Anwesenden unter der Anleitung von Hemmer in der Folge daran, konkrete Ideen zu entwickeln, wie "Beilngries summt" vorgehen und was die Initiative leisten könnte. Als ein zentraler Aspekt wurde herausgearbeitet, dass man viele Partner mit ins Boot holen und vernetzen müsse. Unter anderem wurden die Obst- und Gartenbauvereine, der Bund Naturschutz, Jäger und Fischer, aber auch Ämter wie das Wasserwirtschaftsamt genannt. Es sei wichtig, dass bei der Flächenbewirtschaftung darauf geachtet werde, dass "Futter" für Bienen und Insekten im Allgemeinen zugelassen und erhalten werde.

In diesem Zusammenhang sei es auch entscheidend, die Öffentlichkeit umfassend zu informieren. Denn jeder einzelne Haushalt könne einen Beitrag zum Bienenschutz leisten, indem man statt "Steinwüsten" und englischen Rasen wieder natürliche Blüten zulasse.

Auch die Kommunen seien diesbezüglich in der Pflicht. Man müsse nicht permanent alle öffentlichen Flächen mähen, da waren sich die Anwesenden einig. Die sogenannten "Eh-da-Flächen", also Straßenränder und Ähnliches, könnten beispielsweise für einen natürlichen Bewuchs zur Verfügung gestellt werden. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass für den Fall, dass auf einer öffentlichen Fläche eine Blumenwiese angelegt werde, auf den Samen zu achten sei. Es gebe zertifiziertes, aus der jeweiligen Region stammendes Saatgut.

Fachmann Haefeker regte an, sich bei einer Informationsstelle mit Schau-Bienenvolk, das nahe der Maria-Hilf-Kapelle geplant ist, nicht nur auf die Honigbiene zu konzentrieren. Man müsse auch über die anderen Bienenarten informieren, sagte er.

Um all die die vorgebrachten Ideen und Ansatzpunkte im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, sei es außerdem wichtig, ein gutes "Marketing" zu betreiben, so Hemmer. Geplant ist ein Logo, das eine Biene mit den Umrissen prägnanter Beilngrieser Gebäude verbinde. Carolin Birkl brachte die Idee vor, größere örtliche Veranstaltungen wie beispielsweise den Volksfestumzug unter das Motto Natur-/Bienenschutz zu stellen.

Darüber hinaus wurde herausgearbeitet, dass man bereits bei den Kindern mit der Information ansetzen müsse. Es gibt beispielsweise Bienenkoffer, die im Schulunterricht eingesetzt werden können, wusste Carolin Birkl. Am Beilngrieser Gymnasium gibt es seit Jahren ein Projekt, in dem die Schüler Bienen betreuen und eigenen Honig herstellen. Geleitet wird es von Lehrerin Nicole Porschke in Kooperation mit Markus Markert vom Imker-Kreisverband Eichstätt, die am Donnerstag ebenfalls beide anwesend waren.

Mit all diesen - und vielen weiteren - Ideen will man nun weiterarbeiten. Das Ziel ist klar formuliert: Beilngries soll einen Beitrag dazu leisten, dass alles geschützt wird, "was kreucht und fleucht".