Beilngries
Formationstänze und der neueste Markttratsch

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Foto: Regine Adam

Wenn beim Beilngrieser Zwiebelmarkt die Marktfrauen kommen, ist die gute Laune nicht weit. Sie tanzen, tratschen, lachen - und sind nicht auf den Mund gefallen. Für die Besucher sind die 16 Damen einer der Höhepunkte des Markttreibens.

Beilngries (DK) Die launigen Sprüche können sie mindestens so gut wie die Marktfrauen am Münchner Viktualien- oder am Hamburger Fischmarkt. "Ich würde Ihnen ja unser Chili-Zwiebelsalz empfehlen, denn auch im Alter braucht man was Scharfes", bekommt ein kritisch blickender älterer Herr zu hören, der dann auch tatsächlich schmunzelnd stehen bleibt und das Angebot begutachtet. Eine Dame ein paar Meter weiter, die "ein Schnäpschen in Ehren" kategorisch ablehnt, "weil Alkohol ungesund ist", erfährt prompt: "Ungesund? Unser Schnaps nicht, der ist mit viel Obst!"

Gleich 16 fröhliche Marktfrauen sind heuer unterwegs am Beilngrieser Zwiebelmarkt. Mit ihren grünweiß karierten Röcken, schwarzen Miedern und weißer Spitze scharen sie stets schnell das Publikum um sich, wenn sie sich zum Tanz aufstellen. Figurentänze wie Feuerfest, amerikanische Promenade, Amalien Polka, Dreierkrüsel oder Jolly Gasse zeigen die Tänzerinnen heuer. Dafür haben sie mehrere Wochen mit ihrer Chef-Choreographin Marlene Breitschopf geübt. Die Generalprobe gab es kurz vor dem ersten Auftritt und auch wenn viel gelacht wurde zwischen den Stücken, beim Tanzen selbst herrschte gespannte Konzentration. Schließlich soll alles klappen. Tut es dann auch. Und dass den 16 Marktfrauen ihre Auftritte mindestens so viel Spaß machen wie den Zuschauern, beweisen sie mit spontanen Zugaben. Zwei Stunden eingeplante Zeit zwischen den einzelnen Einsätzen sind für sie viel zu lange. "Ach was, da schieben wir noch einen weiteren Auftritt ein, mehr geht immer", beschließen sie übereinstimmend, rücken ein paar Meter weiter am Markt - und tanzen los.

Auch beim Marsch von Auftrittsort zu Auftrittsort, lautstark angeführt von Rosa Dotzer mit ihrer hellbimmelnden "Warn"-Glocke, sorgen sie für gute Laune. Allerlei Krimskrams und Leckereien haben sie in ihrem hölzernen Verkaufswagen dabei: kunterbunte, selbstgehäkelte Mützen, Taschen und Topflappen, Socken und Sparstrümpfe, dazu Federweißen, Schnäpse oder Liköre, Süßes und Herzhaftes. "Erst trinken, dann zahlen, weil - es könnten schnell zwei oder mehr Stamperl werden", schmettern sie ihren Kunden entgegen und raten dann: "Behalten Sie das Glasl bei sich, wir kommen wieder vorbei zum Nachfüllen."

Die Lacher haben die Damen stets auf ihrer Seite, so wortgewandt reagieren sie. "Sie wünschen, wir verkaufen", ruft Andrea Kuske und als eine Passantin keine Kindermützen brauchen kann, "weil ich ja noch gar nicht Oma bin", bekommt sie spontan als Antwort: "Ja mei, das wird schon noch. Dann nehmen's halt einen Putzlumpen, den braucht man immer." Und weil die Dame zögert, gibt es gleich einen selbst gebrauten Apfel-Zimt-Likör dazu. "Die sind so lustig, da kann man einfach nicht Nein sagen", rechtfertigt sich treuherzig blickend ein Herr aus Neumarkt bei seiner Frau, als er sich ein zweites Stamperl einschenken lässt. Die Marktfrauen applaudieren.

Am Ende des ersten Markttages sind die Spirituosen fast leer, im Wagen gibt es nur noch ein paar gehäkelte Topflappen, Zwiebelmännchen und Kuriositäten ausschließlich für Männer. Für Sonntag wird der Verkaufswagen wieder gut aufgefüllt. "Und was am Abend übrig ist, bringen wir hoffentlich beim Männergesangsverein und der Feuerwehr an den Mann", verrät Irmi Scheiblecker grinsend, denn "die waren schon vor zwei Jahren unsere letzte Rettung, die nehmen uns hoffentlich auch heuer wieder viel ab!"