Breitenbrunn
Auflösung oder Neubeginn?

Landjugend Breitenbrunn in der Krise - Kommissarischer Vorstand will komplett zurücktreten

20.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr
So kennen die meisten die Landjugend: Beim Erntedankfest tragen die Jugendlichen eine große Erntekrone im Zug mit. −Foto: Foto: Sturm

Breitenbrunn (swp) Im Jahr 2012 hat die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Breitenbrunn ihr 60-jähriges Bestehen groß gefeiert. Jetzt, rund sechs Jahre später, ist es still geworden um die Landjugend. Ob sie auch weiterhin Bestand haben wird oder ob sie sich gar auflöst, das steht derzeit in den Sternen.

Aus dem katholischen Glauben heraus entstand die Bewegung vor mehr als sechseinhalb Jahrzehnten auf Initiative von Kaplan Josef Zinner. Jugendgruppen aus mehreren Orten, aus Buch, Dürn, Langenthonhausen, Premerzhofen und Eismannsdorf sowie aus Kemnathen, Rasch und Eutenhofen, schlossen sich zu einer gemeinsamen Organisation zusammen. Ihr gehörten 68 junge Männer und 82 Frauen an. Jetzt sieht es so aus, als sei der Verein in der Krise. Erstes sichtbaren Zeichen dafür ist die Tatsache. dass es heuer im August zum ersten Mal seit 23 Jahren keine Rocknacht mehr gibt.
In all den Jahrzehnten ihres Bestehens hat die Landjugend einen wesentlichen Beitrag zum kirchlichen und gesellschaftlichen Leben der Marktgemeinde geleistet. Außer der Rocknacht sei an dieser Stelle erinnert an regelmäßige Glaubensstunden mit Rosenkranzgebet, religiöse Filmabende, Einkehrtage, die Gestaltung von Maiandachten oder die Begleitung kirchlicher Feste. Beim Festzug zum Erntedankfest tragen die Mitglieder seit jeher eine prächtige selbst gebundene Erntekrone mit. Fußballturniere, Gaudirallyes, Diavorträge, Video- und Filmabende, Koch- und Liederabende, Radtouren und Kegelabende, Wanderungen, Skiausflüge sowie Grillabende und Weihnachtsfeiern sind ein weiterer Beleg für das rege Vereinsleben der KLJB in den vergangenen Jahrzehnten. Die Landjugend kann außerdem auf eine lange Theatertradition zurückblicken, die einst mit dem Stück über den "Pfarrer von Gillbach" ihren Anfang nahm.

Jetzt könnte auf einen Schlag Schluss sein. Die Querelen nahmen ihren Anfang offenbar schon vor drei Jahren. Bei der Jahresversammlung 2015 war erstmals zu sehen, dass es hinter den Kulissen rumort. Damals machten der Vorsitzende Alexander Weidinger und weitere Mitglieder vehement ihrem Ärger darüber Luft, dass kaum zwei Dutzend Personen zur Jahresversammlung erschienen waren. "Es ist enttäuschend und beschämend, dass so wenig Interesse besteht", hieß es. Trotzdem sollte es ein Jahr später noch einmal gelingen, ein neues Vorstandsteam zu wählen, bestehend aus dem Vorsitzenden Simon Wolfsteiner, dessen Stellvertreter Jonas Gromann, Schatzmeisterin Kerstin Thiele, Schriftführer Alexander Weidinger und der zweiten Schriftführerin Regina Kellermeier.

Was jedoch vor zwei Jahren geklappt hat, war heuer nicht mehr möglich. Im April fand im neuen Jugendheim die, nach eigener Aussage der KLJB, "wohl wichtigste Jahresversammlung" in der Vereinsgeschichte statt. Alle Mitglieder waren zur Teilnahme aufgerufen, um über die Zukunft der KLJB abzustimmen. Der Andrang war auch hier nicht gerade überwältigend.

Herausgekommen bei der Versammlung, bei der die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, ist so gut wie nichts. Bei den turnusgemäß anstehenden Wahlen konnte kein neues Vorstandsteam gebildet werden, weshalb das alte bis zum heutigen Tag kommissarisch im Amt ist. Dazu sagt der Vorsitzende Wolfsteiner: "Die gesamte Führungsmannschaft möchte zurücktreten. Wie, in welcher Form und mit welcher Ausrichtung es bei der KLJB weitergeht ist offen."

Bleibt die Frage, warum das gesamte Vorstandsteam das Handtuch werfen will. Dazu war aus gut informierten Kreisen zu hören, dass die Katholische Landjugend mit nominell 186 Mitgliedern zwar die größte Gruppierung dieser Art in der Diözese Eichstätt darstellt, dabei handle es s sich aber hauptsächlich um Papiertiger. Nach Auskunft von Kassiererin Kerstin Thiele sind von den 186 Mitgliedern gerade einmal etwas mehr als ein Dutzend aktiv.

Das soll dem Hörensagen nach bei der Jahresversammlung im April ausgiebig diskutiert worden sein. Auch Lösungsmöglichkeiten wurden anscheinend besprochen. Die könnten so aussehen, dass die Mitgliederzahl mit einem vereinfachten Kündigungsverfahren den realen Gegebenheiten angepasst wird, was sicherlich nicht im Sinne der Diözese Eichstätt wäre. Eine andere Möglichkeit wäre es, die KLJB aufzulösen und neu zu gründen.

Welcher Weg eingeschlagen wird oder ob es noch eine andere Möglichkeit gibt, die aus dem Schlamassel herausführt, das wird die Zukunft, sprich die nächste Versammlung, zeigen. Fakt ist jedenfalls, so der Vorsitzende Wolfsteiner: "Eine Rocknacht gibt es definitiv nicht. Eine Teilnahme am Erntedankfest oder das Theaterspielen im Advent sind davon abhängig, ob es eine Zukunft für die Katholische Landjugend gibt oder nicht." Auch Bürgermeister Johann Lanzhammer (FW) treibt die Situation um. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er: "Es liegt mir sehr am Herzen, dass es mit der Landjugend weiter geht. Ich hoffe, dass sie sich auch in Zukunft am Erntedankfest sowie am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben in unserer Gemeinde beteiligt."