"Zwischenlager und Zielbahnhöfe"

Fahrzeugdepots im Raum Ingolstadt sollen Audi bei der Umverteilung von Neu- und Gebrauchtwagen helfen

14.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:38 Uhr |
Horst Richter
Im Zwischenlager an der B16 bei Ingolstadt-Zuchering stehen Neu- und Gebrauchtwagen von Audi, bis zu 4500 Stück. − Foto: Richter

Ingolstadt - Es ranken sich allerlei Gerüchte um sie. Spätestens seit beginnend im Juni 2019 direkt an der B16 bei Ingolstadt-Zuchering einige Tausend Audis auf Halde stehen, machen allerlei Spekulationen die Runde.

 

Da ist die Rede von Absatzproblemen oder Überproduktionen, mitunter wird der Teufel an die Wand gemalt. Weitere solcher Depots in der Region gibt es in den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Eine Nachfrage beim Ingolstädter Autohersteller bringt rasch Klarheit. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um temporäre Zwischenlagerflächen oder "Zielbahnhöfe" für den süddeutschen Raum. "Es ist sicher nicht so, dass die Fahrzeuge hier monatelang herumstehen", versichert Audi-Sprecherin Kathrin Feigl.

Die größte dieser Stellflächen im Raum Ingolstadt findet sich in Probfeld im Gemeindebereich Karlskron im südöstlichen Donaumoos. "Es handelt sich um eine Regelfläche, sie wird von Audi regelmäßig und seit vielen Jahren genutzt", sagt die Unternehmenssprecherin. Der Platz fasst bis zu 12500 Autos. Audi stellt dort Modelle vor der Auslieferung temporär ab. Es handelt sich dabei um Autos für das Kundencenter Ingolstadt zur internen oder externen Auslieferung, um Gebrauchtwagen wie Rückläufer aus dem Mitarbeiter-Leasing und Neuwagen für Großkundengeschäfte, etwa Autovermieter. "Die Lagerfläche ist aktuell zu 95 Prozent belegt", sagt Kathrin Feigl.

Die Fläche in Wolnzach im Kreis Pfaffenhofen fasst mehr als 8000 Fahrzeuge, Audi und Volkswagen nutzen etwa die Hälfte davon, der Rest ist für Mitbewerber. Die Ingolstädter Autobauer belegen etwa 1000 Plätze als "werknahes Außenlager", zum Beispiel für Händlerpool-Fahrzeuge. Der VW-Konzern einschließlich Audi nutzt zudem 3000 Plätze als Zielbahnhof für den süddeutschen Raum. "Die Kundenfahrzeuge für den Handel werden zentral aus allen Werken des Volkswagen-Konzerns dorthin angeliefert, dann als Tour zusammengestellt und zum Handel in der Fläche verteilt", erläutert Audi-Sprecherin Feigl. "Aktuell ist die Wolnzacher Lagerfläche zu rund 80 Prozent belegt. "

Deutlich kleiner im Vergleich kommt dagegen die Fläche im Gewerbegebiet Weiherfeld an der B16 bei Ingolstadt-Zuchering daher. Dieses Grundstück gehört der Ingolstädter Wirtschaftsförderungsgesellschaft IFG, war früher einmal für den Bau eines neuen Gefängnisses vorgesehen und später einige Zeit im Visier von Ikea. Seit dem vergangenen Juni stehen nun Audis dort, gut sichtbar von der Bundesstraße aus. Maximilian Roos, zuständig für Marketing und Kommunikation beim Systemdienstleister Scherm als Betreiber des Platzes in Probfeld, hat die Fläche von der IFG gepachtet und eine eigene Firma aufgemacht. "Wir sind hier im Süden aber nur ein kleines Licht im Vergleich zu großen Lagerplätzen wie in Bremerhaven mit über 100000 Autos", sagt er.

Laut Kathrin Feigl werden Neu- und Gebrauchtwagen - es handelt sich vorwiegend um Leasing-Rückläufer - temporär am Weiherfeld zwischengelagert. Das Areal an der B16 stehe nach bisheriger Vereinbarung vorerst für 24 Monate zur Verfügung. "Die Fläche ist aktuell zu rund 80 Prozent belegt. "

Diese Lagerflächen waren zeitweise wohl auch genutzt worden, als Audi die Umstellung auf den neuen Abgasstandard WLTP verschleppt hatte und Fahrzeuge mitunter mit Verzögerung in den Handel brachte. Das soll jetzt aber kein Thema mehr sein, hieß es.

Keine genauen Angaben gibt es, wie lange die Standzeit auf den Depots im Schnitt ist. Geht man von früheren Angaben des Systemdienstleisters Scherm aus, steuern täglich rund 100 Transporter mit bis zu acht Fahrzeugen das Lager in Probfeld an. Das würde bedeuten, dass die dort stehenden Autos in weniger als einem Monat umgeschlagen würden. Deutschlandweit nutzt Audi knapp 30 solcher Depots. Welche Kosten dadurch entstehen, ließ das Unternehmen auf Anfrage offen.

DK

Horst Richter

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