Pfaffenhofen
Zweite Heimat für Monteure und Vertreter

Boardinghouse mit etwa 80 Zimmern und 150 Betten im ehemaligen Zählerwerk geplant - Pfaffenhofener Bauausschuss erteilt Zustimmung

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Das ehemalige Zählerwerk an der Ingolstädter Straße soll in ein Boardingshouse mit bis zu 150 Betten umgebaut werden. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen (pat) Der Bedarf nach zeitlich begrenztem Wohntraum für Monteure oder Vertreter auf der Durchreise scheint in und um Pfaffenhofen nach wie vor gewaltig zu sein.

Anders ließe sich das Vorhaben des Investors, der das ehemalige Eon-Zählerwerk vor etwa drei Jahren erworben hat, nicht erklären, in dem viergeschossigen Bauwerk an der Ingolstädter Straße - gegenüber dem Sportgelände - ein Boardinghouse mit rund 80 Zimmern und 150 Betten einzurichten. Der Bauausschuss erteilte nach ausgiebiger Debatte am Donnerstag seine einhellige Zustimmung. Für das gut 3500 Quadratmeter große Areal wird nun im beschleunigten Verfahren ein neuer Bebauungsplan "SO gewerbliches Boardinghouse" aufgestellt.

Im September 2015 hatte der Investor noch beantragt, im ehemaligen Zählerwerk ein Wohnheim für Flüchtlinge einzurichten. Daraus wurde aber nichts. Nun also der neue Plan, eine zweite Heimat für Arbeiter zu schaffen. Laut Stadtbaumeister Gerald Baumann handelt es sich um ein diffiziles Vorhaben, an dieser Stelle eine neue Nutzung zu schaffen ohne den umliegenden Bestand zu beeinträchtigen. "Da waren Juristen und Rechtsanwälte am Werk, damit wir jetzt mitgehen können", so Baumann.

"Richtige" Wohnungen sind an der Stelle nicht erlaubt. Eisstadion, Fußballplatz und Freibad liegen zu nah - und Anwohner könnten gegen den Lärmpegel klagen. "Darum wird es einen Durchführungsvertrag geben, in dem geregelt wird, dass in dem Boardingshouse niemand länger als sechs Monate wohnen darf", erläuterte der Stadtbaumeister. Verschiedene Auflagen müssen erfüllt werden. Beispielsweise dürfen die Küchenzeilen maximal 80 Zentimeter lang sein, damit sich niemand dauerhaft einnistet. "Das Landratsamt kontrolliert das auch", beantwortete Baumann eine Zwischenfrage von Florian Schranz (CSU), wie so etwas eingefordert werde. "Hält sich der Besitzer nicht daran, wird die Nutzung untersagt."

Die Zahl der erforderlichen Stellplätze wurde emsig diskutiert. 53 Parkplätze stehen zur Verfügung, laut Stellplatzsatzung gibt es keine klare Regelung für Boardingshäuser. Darum holte sich das Bauamt einige Vergleichswerte (etwa aus Freising) ein - und schlug vor, 60 Stellplätze zu fordern. Der Investor müsse entweder sieben zusätzliche Parkplätze per Duplexsystem schaffen oder auf fünf Zimmer verzichten, lautete Baumanns Vorschlag. Dieser wurde angenommen, obwohl auch besprochen wurde, ob der Betreiber diese Stellplätze nicht ablösen - also Geld an die Stadt zahlen - könnte. Georg Hammerschmid (CSU) hätte sich das angesichts der gegenüber befindlichen öffentlichen Parkflächen vorstellen können. Auch Bürgermeister Thomas Herker (SPD) zog dies in Betracht. "Die Arbeiter fahren in der Früh weg und kommen abends wieder", sagte er. Sie würden den parkenden Pendlern und Freibadbesuchern kaum Stellplätze wegnehmen. Baumann warnte aber davor, einen Präzedenzfall zu schaffen. "Man kann die Stellplätze auf dem Grundstück nachweisen, also sollten wir den Betreiber auch nicht einfach so aus dieser Pflicht entlassen", meinte er. Auch Hans Prechter (CSU) zielte in diese Richtung. "Wir wollen keine Wischi-Waschi-Geschäfte mit öffentlichen Parkflächen", sagte er. Dieser Argumentation folgte alle Räte.

Weitere Denkanstöße gab das Bauamt dem Betreiber auch noch mit auf den Weg. Das Nebengebäude soll als Müll- oder Fahrradhäuschen genutzt werden. Für die Außenflächen würde sich die Stadt eine optische Aufwertung samt Eingrünung wünschen. Und einen etwa ein Meter breiten Streifen würde Pfaffenhofen ebenfalls gerne erwerben, um den Zuweg für die Heimgartenbesitzer zu erleichtern. "Das wäre schön, wenn wir das verfolgen würden", hoffte Prechter - und erntete ein Nicken von Baumann und Herker.