Ingolstadt
Zweite allgemeine Verunsicherung

ERC Ingolstadt offenbart wie in erster Saisonhälfte körperliche Defizite und zittert um Play-off-Teilnahme

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Ingolstadt (DK) Kraftlos, emotionslos, erfolglos: Die vergangenen Auftritte des ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erinnern an die schwache erste Saisonhälfte. Der Tabellenelfte offenbart vor allem körperliche Defizite. Acht Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde muss der Vizemeister weiter um die Pre-Play-off-Teilnahme zittern.

Petr Taticek ist eines der Gesichter des ERC Ingolstadt. Auf der Vereinsseite im Internet, in Zeitungsanzeigen oder auf Werbeplakaten an Bushaltestellen - das Konterfei des 32-Jährigen ist in der Stadt und weit darüber hinaus überall zu sehen. Der technisch beschlagene Angreifer verkörpert beim Vizemeister die spielerische Klasse - eigentlich. Denn statt mit Leichtigkeit und Raffinesse zu überzeugen, spiegelt der kraftlos wirkende Taticek in diesen Tagen den Gesamtzustand der Mannschaft wider, die auf der Zielgeraden der Hauptrunde an ihre körperlichen Grenzen zu kommen scheint.

Zweimal führten die Panther am vergangenen Wochenende jeweils mit zwei Toren, zweimal verspielten sie den Vorsprung leichtfertig und erlebten einen Rückfall in längst vergessene Zeiten. Bei beiden Niederlagen gegen die Kölner Haie (3:4 n.V.) und Hamburg Freezers (3:4) hatten die Ingolstädter ab dem Mittelabschnitt kaum noch etwas entgegenzusetzen. Sie wirkten körperlich nicht auf der Höhe, kamen oftmals einen Schritt zu spät, kassierten Strafzeiten und verloren die eigentlich schon sicher geglaubten Partien doch noch. "Das tut uns weh und kostet Kraft", stellt Verteidiger Benedikt Kohl fest. Die Parallelen zur ersten Saisonhälfte, als Manny Viveiros noch das Sagen hatte, sind unverkennbar.

Trainer Kurt Kleinendorst will dennoch nichts von einem Fitnessproblem wissen. "Ich glaube nicht, dass es eine Frage der Kondition ist", meint der US-Amerikaner und ergänzt: "Vielmehr liegt es an der Müdigkeit vieler Spieler, dass wir nicht in der Lage sind, eine Führung zu verteidigen oder weiter auszubauen."

Ob man die schlechte körperliche Verfassung der Ingolstädter nun mit Müdigkeit oder Fitnessproblem bezeichnet, sie wird auch in der desaströsen Overtime-Bilanz offensichtlich. Gegen die keineswegs übermächtigen Kölner verpassten die Ingolstädter am Sonntag bereits zum siebten Mal in dieser Saison den Zusatzpunkt. Kein Team steht in dieser Bilanz schlechter da. "Das ist schon irgendwie symptomatisch", meint Kohl sichtlich frustriert.

Zum zweiten Mal in dieser Saison ist beim Vizemeister die allgemeine Verunsicherung zurück, nachdem sich der Vizemeister unter Kleinendorst eigentlich schon stabilisiert zu haben schien. Mit 1,73 Punkten pro Partie weist der US-Amerikaner auch weiterhin einen ordentlichen Punkteschnitt auf. Doch ganz unbeteiligt an der erneut angespannten Situation ist Kleinendorst ebenfalls nicht.

Für den körperlichen Zustand seiner Mannschaft kann der 55-Jährige zwar am wenigsten, hier wurde in der Vorbereitung unter Viveiros gehörig geschlampt. Dennoch bewies der ERC-Coach zuletzt nicht immer ein glückliches Händchen. So ließ er Nachwuchsspieler Fabio Wagner in den vergangenen Spielen auf der Bank schmoren, statt mit dessen Einwechslung den etablierten Verteidigern etwas Luft zu verschaffen. Zudem stellte der ERC-Trainer vor wenigen Wochen das Überzahlspiel um. Die Folge: Das bis dahin zweitbeste Powerplay-Team der Liga fiel auf den fünften Platz zurück.

Trotz der sportlichen Berg- und Talfahrt hat der ERC Ingolstadt allerdings nach wie vor alle Chancen, sich wenigstens für die K.-o.-Runde zu qualifizieren. Als Tabellenelfter (61) beträgt der Rückstand auf die zehntplatzierten Hamburg Freezers (62) und damit auf den ersten Pre-Play-off-Platz nur einen Punkt. Die Kölner Haie (9./62) und Straubing Tigers (8./63) liegen ebenfalls in Schlagdistanz. "Wir müssen in den letzten acht Spielen versuchen, das Ruder irgendwie rumzureißen", sagt Kapitän Patrick Köppchen. Irgendwie - körperliche Defizite hin oder her.