Neuburg
Züge rattern wieder durchs Tal

Modelleisenbahnfreunde haben die historische Strecke von Rennertshofen bis Mauern nachgebaut

22.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Über zehn Meter misst das Modell der Urdonautalbahn zwischen Rennertshofen und Hütting. "Fahrdienstleiter" Benedikt Mackel kann drei Züge auf die Strecke schicken (oben). Das Diorama von Mauern stand am Anfang (unten links). Inzwischen gibt es insgesamt neun Module. Weitere sollen folgen. Vorsitzender Andreas Fink arbeitet an Details (unten rechts). - Fotos: Bartenschlager

Neuburg/Dollnstein (EK) Langsam verlässt die Dampflok der Baureihe 70 den Bahnhof Rennertshofen, zieht ihre Waggons an den berühmten Mauerner Höhlen vorbei und kämpft sich weiter durchs Urdonautal. In Hütting ist Endstation - vorerst. Dieses unerwartete Erlebnis - auf der Strecke Rennertshofen - Dollnstein ist vor Jahrzehnten der letzte Zug gefahren - bescheren in diesen Tagen die Modelleisenbahnfreunde Neuburg den Besuchern des Altmühlzentrums Burg Dollnstein.

Das imponierende Modell - es ist gut über zehn Meter lang - haben die Neuburger in jahrelanger Tüftelei und Arbeit erstellt. Anlässlich der Eröffnung der Urdonautalbahn vor 100 Jahren präsentieren sie ihr Werk nun an der Altmühl.

Am Anfang der Geschichte steht Karl-Heinz Grubba. Er machte sich daran, den Ort Mauern aus eisenbahnerischer Sicht darzustellen. Das lag irgendwie nahe: Diese Bahn gab es schließlich wirklich einmal und sie lag in unmittelbarer Umgebung von Neuburg. Grubba wollte so detailgenau wie möglich vorgehen und sich an der Realität orientieren. "Zunächst habe ich die markanten Punkte ausfindig gemacht. In Hütting sind das der Steinbruch, die Höhlen und die Kirche, die man schon von weitem sieht." Er vertiefte sich in Landkarten, suchte Fotos heraus, sammelte Berichte und unterhielt sich mit Leuten, die die Bahn noch im Betrieb erlebt hatten. "Dann muss man sich überlegen, was für einen Modellbauer überhaupt möglich ist."

Grubba gestaltete zunächst den Streckenverlauf. Die Trasse wurde mit einer Korkbettung vorbereitet, darauf legte Grubba die Gleise, danach folgte die Elektrifizierung. "Schließlich kommt das Drumherum." Das "Drumherum" ist ebenfalls sehr aufwendig. Für die Felswände in Mauern fertigte er zunächst eine Holzwand, die er mit Styropor verkleidete. Das weiche Material formte er und modellierte am Ende die Details mit Gips heraus. Auch der Straßenverlauf ist an der Realität orientiert. Nicht einmal das Steinmal "Toter Mann" hat Grubba vergessen. Die Anfänge seines Dioramas liegen übrigens im Jahr 2008. Es spiegelt die Situation zwischen 1949 und 1970.

Vereinsmitglieder stiegen bald ein. Jeder habe sich eine Teilstrecke, ein Modul, vorgenommen, erklärt Gerd Liefländer. So entstanden Rennertshofen, Mauern, Ellenbrunn und Hütting auf je zwei Modulen; ein Modul zeigt ein Verbindungsstück. Jedes Modul ist 1,20 Meter lang. Alles zusammenzusetzen, dauert etwa drei bis vier Stunden.

Viele der Gebäude entlang der Strecke sind zwar "von der Stange", nicht aber die wirklich prägenden. So wurden der Bahnhof und der Lokschuppen in Rennertshofen aus Karton detailgetreu nachgebaut.

Und noch etwas mussten die Bastler berücksichtigen: Die schiere Größe. Wenn im vorgegebenen Maßstab 1:160 der gesamte Streckenverlauf nachgebildet würde, hätte das Modell ein Länge von stattlichen 133 Metern. Das ließe sich nirgends unterbringen. Deshalb verkürzten die Tüftler die "Überlandstrecken" und konzentrierten sich auf die Ortschaften, auf Knotenpunkte und andere wichtige Elemente in der Landschaft.

Benedikt Mackel ist, die Eisenbahnermütze am Kopf, der "Fahrdienstleiter". Die Anlage wird analog gefahren. Zwei Trafos sorgen für den nötigen Strom. "Die Weichen werden elektrisch betrieben", zeigt er auf die Schalter, die in den Modulen eingearbeitet sind. Drei Züge kann Mackel auf die Strecke schicken: Einer wird von einer Lokomotive der Baureihe 70 gezogen, die im Urdonautal tatsächlich verkehrte. Dann kurven noch eine HO-Lok und eine V100-Streckenlok auf den Gleisen.

Das Schienennetz ist empfindlich. Ständig müssen die Mitglieder putzen und die Weichen gängig halten. Dafür ist nicht zuletzt Vorsitzender Andreas Fink zuständig. Gleichzeitig macht es einen Riesenspaß, die Anlage in Betrieb zu sehen. "Spaß an der Freud" ist auch eine mächtige Antriebsfeder für die Modelleisenbahnfreunde. Dazu kommen die Entspannung vom Alltag und das Interesse, technische Probleme zu lösen. Deshalb soll in Hütting auch nicht Endstation sein. Die Modellbauer wollen irgendwann die gesamte Urdonautalbahn wieder auferstehen lassen. Das aber kann dauern, schließlich bastelt der Verein mit seinen 31 Mitgliedern gleichzeitig an einem zweiten Projekt: eine digitalisierte HO-Anlage. Andererseits: Auch die historische Urdonautalbahn ist nicht an einem Tag entstanden.

Das Modell der Urdonautalbahn kann noch bis zum Sonntag, 29, Mai, zu den üblichen Öffnungszeiten und den üblichen Eintrittspreisen im Altmühlzentrum Burg Dollnstein besichtigt werden.