Riedenburg
Zahnweh in Zeiten von Corona

Der Riedenburger Zahnarzt Peter Habermann und sein Team sind für Schmerzpatienten weiterhin da

01.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:27 Uhr
Seit fast 30 Jahren ist Peter Habermann Zahnarzt. Seine Praxen in Riedenburg und Deuerling bei Regensburg sind weiterhin geöffnet für Notfälle. −Foto: Praxis

Riedenburg - Wer Zahnschmerzen hat, geht in der Regel möglichst schnell zum Zahnarzt.

In Zeiten von Corona sind Patienten jedoch verunsichert. Peter Habermann, Inhaber von zwei Zahnarztpraxen in Riedenburg und Deuerling bei Regensburg, berichtet in unserer Zeitung, welche zahnärztlichen Behandlungen in seinen Praxen überhaupt noch stattfinden und was die Pandemie für ihn und seine Mitarbeiter bedeutet.

Seit fast 30 Jahren ist Habermann Zahnarzt. An eine vergleichbare Situation wie derzeit kann er sich trotzdem nicht erinnern: "So etwas gab es noch nie", sagt er. In Nicht-Coronazeiten ist Habermanns Terminkalender und der seiner beiden angestellten Zahnärztinnen eigentlich voll - und jetzt? Jetzt würden nur noch rund drei Patienten pro Tag auf dem Zahnarztstuhl Platz nehmen. Deshalb hat er die Öffnungszeiten eingeschränkt - so wie viele andere Zahnärzte auch.

Habermann und sein Team sind weiterhin für die Patienten da, jedoch nur für diejenigen, die akute Schmerzen haben und zugleich keine Symptome zeigen, die auf eine Corona-Infektion hindeuten. Menschen, die eine Zahn- behandlung brauchen und typische Covid-19-Symptome aufweisen, verweist er an die Uniklinik in Regensburg.

Alle anderen Behandlungen, die nicht unbedingt notwendig sind - wie Untersuchungen zur Kontrolle und Vorsorge - würden dagegen abgesagt oder verschoben, auch um sich selbst und sein Team zu schützen, wie Habermann berichtet. Gefahr droht den Praxismitarbeitern durch sogenannte Aerosole. Das sind feine Sprühnebel, die zum Beispiel bei der Zahnreinigung entstehen. In den Aerosol-Wolken können sich Viren besonders gut halten und verbreiten - und somit auch Covid-19-Erreger. Aus diesem Grund finden zurzeit keine Zahnreinigungen statt. Auch beim Bohren kommt es zu diesem Wassernebel. Dieser lasse sich jedoch bei den meisten Notfallbehandlungen nicht verhindern. "Bei vielen Schmerzpatienten muss eben gebohrt werden, um ihnen zu helfen", sagt Habermann.

Während sich viele Ärzte in Krankenhäusern mit speziellen Atemmasken oder Ganzkörperanzügen und Gesichtsmasken schützen, um mit dem Virus nicht in Kontakt zu kommen, behandeln Zahnärzte meist mit einfachen Mund-Nasen-Schutzmasken. Von diesen hat der Riedenburger Zahnarzt zum Glück noch einige auf Vorrat. "Die gehen uns so schnell nicht aus", sagt er. Darüber hinaus arbeiten er und seine Mitarbeiter mit einem speziellen Plexiglas-Visier, um sich zu schützen.

 

Angst vor dem Gang in die Praxis muss man laut Habermann nicht haben: Patienten würden sich beim Besuch einer Zahnarztpraxis in Deutschland ohnehin auf sehr hohe festgelegte Hygienestandards verlassen können. Diese würden jetzt während der Coronakrise noch einmal verschärft, auch in Habermanns Praxen. Und trotzdem: Ein Restrisiko bleibe, auch für seine Mitarbeiter. "Bei einer zahnärztlichen Behandlung ist ein vorgegebener Mindestabstand von eineinhalb Metern unmöglich einzuhalten", gibt er zu bedenken.

Auf Notfallbetrieb herunterfahren heißt für Habermann auch, derzeit rund 90 Prozent seiner Einnahmen einzubüßen. Noch habe er keinen Liquiditätsengpass und könne Gehälter an seine Mitarbeiter ausbezahlen. Dauere die Situation jedoch noch länger an, werde die Lage brenzlig - denn die Fixkosten laufen weiter. In Kurzarbeit hat Habermann bisher noch niemanden schicken müssen, vorsorglich habe er jedoch bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt.

Die Zukunft seiner Praxen, erzählt Habermann, könne er momentan kaum planen. Niemand wisse, wie sich die Situation entwickelt, wann die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben werden, wie lange sie noch andauern, ob sich die Lage noch weiter zuspitzt. Er tappe da genauso wie viele seiner Kollegen im Dunkeln. Trotzdem bleibt der Zahnarzt optimistisch: Es gebe auch eine Zeit nach Corona. Eine Zeit, in der dann jede Menge Untersuchungen und Behandlungen nachgeholt werden müssen.

DK

 

 

Xenia Schmeizl