Plech
Wunderland hofft auf kleines Wunder

Investorin will Freizeitpark in der Fränkischen Schweiz neues Leben einhauchen Geschlossen seit drei Jahren

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Tatsächlich eine Geisterstadt ist aus dem Wunderland Plech geworden, auch wenn es zuletzt einige Veranstaltungen rund um das Thema Country und Western gegeben hat.

Plech (HK) Der Freizeitpark in Plech steht seit Jahren still. In der Fränkischen Schweiz hofft man jetzt auf eine Wiederbelebung. Eine Investorin will das Gelände kaufen und dem Wunderland neues Leben einhauchen.

Spinnen tanzen auf dem Kassenhäuschen. Unkraut wuchert aus den Blumentöpfen. Wer das Fränkische Wunderland in Plech besucht, entdeckt eine Geisterstadtkulisse wie aus dem Bilderbuch. Die Parkplätze sind verwaist. An der Haltestelle hält schon lange kein Bus mehr. Seit drei Jahren hat der Freizeit-Erlebnispark an der Autobahn zwischen Bayreuth und Nürnberg nun schon geschlossen.

Die Nachbarn haben sich an die Ruhe in ihrer Umgebung immer noch nicht gewöhnt. "Ich würde mich freuen, wenn der Park wieder aufmacht. Das Wunderland gehört doch einfach zu Plech", sagt eine Frau, die früher nur in den eigenen Garten gehen musste, um das bunte Treiben im Märchenwald und in der Westernstadt mitbekommen zu können. "Mit den Kindern waren wir auch ein paar Mal da", erinnert sich die Nachbarin und überlegt, wie lange die Besuche wohl zurückliegen mögen. An Einzelheiten kann sie sich nicht mehr erinnern. Schön sei es gewesen. Ein bunter Spaß für die ganze Familie.

1976 hat der Freizeitpark im Herzen der Fränkischen Schweiz eröffnet. Damals gab es weder Kabelfernsehen noch Computerspiele. Dementsprechend begeistert ist das Publikum von der kleinen Abenteuerwelt an der Autobahn mit Märchenwald, Westernstadt und echten Indianertänzen gewesen. In den 90er Jahren kam eine Achterbahn als neue Attraktion hinzu. Zum 25-jährigen Bestehen wurde ein Riesenrad in Betrieb genommen.

"Für eine Gemeinde mit unserer Größe von rund 1300 Einwohnern hatte das Wunderland nicht nur eine große wirtschaftliche Bedeutung, sondern machte unseren Ort auch über die Region hinaus bekannt", erinnert sich Plechs Bürgermeister Karlheinz Escher. In den guten Jahren ist seine Gemeinde wegen des Wunderlands in aller Munde gewesen. Der hohe Bekanntheitsgrad brachte dem kleinen Fremdenverkehrsort zusätzliche Gäste. Selbstverständlich sorgte der Park auch für Arbeitsplätze.

"Der anfangs gute Gewerbesteuerbetrag ließ leider mit den Jahren nach", erinnert sich Escher an den langsamen Niedergang. 2014 seien es immerhin noch rund 30 Jobs gewesen, die der Bürgermeister vergeblich vor dem Untergang retten wollte. Auch die aztekische Familie aus Mexiko, die in den Sommermonaten in Plech immer ihre Tänze aufführte, schaute damals in die Röhre.

Eigentlich sollte der Park nur vorübergehend für Modernisierungsarbeiten geschlossen werden. Doch das Wunderland wurde seitdem nicht mehr geöffnet. Drei Jahre steht der Betrieb mittlerweile schon still. Zahlreiche Attraktionen sollen zwischenzeitlich im Internet versteigert worden sein. Randalierer haben dem übriggebliebenen Inventar offensichtlich den Rest gegeben. Eindringlich werden ungebetene Gäste vor dem Eindringen in das abgesperrte Areal gewarnt. Unerlaubtes Betreten werde mit einer satten Geldstrafe und lebenslangem Hausverbot geahndet, steht drohend auf den Hinweistafeln. Nach der Peitsche wird mit Zuckerbrot um Verständnis geworben. Ein "motiviertes Team" bemühe sich "tagtäglich", dem Park wieder Leben einzuhauchen, steht auf den Schildern an den Absperrgittern. Von diesem Bemühen ist auf den ersten Blick wenig zu erkennen.

Hinter dem Team steht Birgit Hübner, die sich seit Jahren vorgenommen hat, den Park mit neuen Ideen zu retten. An frischen Konzepten gefehlt hat es seitdem nicht. Für Veranstaltungen rund um das Thema Country und Western sind sogar schon wieder Gäste in Plech gewesen. Im Oktober ist mit einem Jeep-Treffen sogar eine neue Veranstaltung im Wunderland geplant. Über eine Kernfrage scheinen sich die neue Interessentin und die alten Eigentümer allerdings lange nicht einig geworden zu sein. Ein Verkauf des Geländes soll bislang noch nicht zustande gekommen sein.

Die Gemeinde um Bürgermeister Karlheinz Escher drückt umso mehr die Daumen, dass die einheimische Investorin den Kaufvertrag mit dem Sohn des Parkgründers bald unter Dach und Fach bringen kann. "Ich hoffe natürlich, dass ihr das gelingt", sagt Escher vorsichtig optimistisch. Der Gemeinderat stehe jedenfalls geschlossen hinter dem Freizeitpark. Der Gemeinde gehört etwa ein Drittel der Fläche. Plech werde "alles tun", um die Wiederbelebung des Wunderlandes zu ermöglichen.