Wolnzach
Wolnzacher Wahlbesonderheiten

Sieben Bürgermeisterkandidaten, ein hoher Frauenanteil und ein noch 17-jähriger Gemeinderatskandidat

30.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:15 Uhr
Auf diese Aussicht vom Stuhl des Bürgermeisters in den Sitzungssaal spekulieren in Wolnzach insgesamt sieben Bewerber. −Foto: WZ-Archiv

Wolnzach - Ein Bürgermeister, der seinen Stuhl im Bestreben nach einer dritten Amtsperiode gleich gegen sechs Mitbewerber verteidigen muss, darunter auch ein auswärtiger Aspirant, der per Stellenanzeige angeworben wurde; gleich zwei Frauen als Bürgermeisterkandidatinnen und mit 40,1 Prozent überhaupt ein vergleichsweise sehr hoher Anteil an weiblichen Gemeinderatsbewerbern; ein Listenkandidat, der erst wenige Tage vor dem Wahltag seinen 18. Geburtstag feiert: Im Vorfeld der Kommunalwahl am 15. März gibt es viel Bemerkenswertes aus dem Markt Wolnzach zu melden.

Sieben Bürgermeisterkandidaten, sieben Listen, jetzt geht definitiv nichts mehr. Denn am 23. Januar endete die Frist zur Abgabe der Wahlvorschläge, in Wolnzach war tatsächlich erst kurz zuvor auch die letzte Liste abgegeben, denn eine Listenaufstellung im Gemeindebereich hatte noch am 19. Januar stattgefunden. Laut Wahlamt sind alle sieben Listen und alle Bürgermeisterwahlvorschläge bereits geprüft, am kommenden Dienstag wird der Wahlausschuss - er besteht aus vier wahlberechtigten Bürgern des Marktes Wolnzach - zusammenkommen und einen Beschluss zur Gültigkeit der eingereichten Wahlvorschläge fassen. Danach können laut Wahlamt die Listen gedruckt werden, etwa Mitte Februar werden dann die Wahlbenachrichtigungen versandt und Briefwahlunterlagen können auf Wunsch angefordert werden.

Mit ihren sieben Bürgermeisterkandidaten nimmt die Marktgemeinde Wolnzach eine Sonderstellung im weiten Umkreis ein, denn nirgendwo sonst gibt es mehr als vier Bürgermeisterkandidaten, so zum Beispiel in Pfaffenhofen, Rohrbach, Manching oder Scheyern. Auch setzt Wolnzach ein Ausrufezeichen in der männerdominierten bayerischen Kommunalpolitik. Nicht nur, dass unter den sieben Bürgermeisterbewerbern gleich zwei Frauen sind, auch auf den sieben Gemeinderatslisten ist der Frauenanteil vergleichsweise hoch: Von den insgesamt 152 Gemeinderatskandidaten, die sich auf Listen der CSU, der Freien Wähler, der SPD, der Grünen, der Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach (GfW), der Bürgergemeinschaft Wolnzach (BGW) und der FDP um einen Platz am Sitzungstisch bewerben, sind sage und schreibe 62 Frauen, das entspricht einem Anteil von rund 40,8 Prozent. Es gibt keine einzige reine Männerliste, im Gegenteil führt die FDP-Liste dieses Ranking mit 13 Frauen und elf Männern auf ihrer Liste an, halbe-halbe machen die Grünen auf ihrer Liste mit sieben Frauen und sieben Männern, elf Frauen und 13 Männer stellt die GfW zur Wahl, zehn Frauen und 14 Männer die Freien Wähler, jeweils acht Frauen und 16 Männer stellen die CSU und die BGW zur Wahl und fünf Frauen und 13 Männer stehen auf dem Wahlvorschlag der SPD Wolnzach.

Letzterer enthält auch Bemerkenswertes, nämlich gleich drei Kandidaten, die höchstens 20 Jahre alt sind, darunter ist mit Simon Schönauer auch der jüngste Kandidat überhaupt: Er ist aktuell 17 Jahre alt und wird erst wenige Tage vor dem Wahltag am 15. März seinen 18. Geburtstag feiern. Ihm gegenüber steht der älteste Kandidat: Norbert Nemetz ist 76 Jahre alt und kandidiert für die GfW.

Jens Machold ist seit 2008 Wolnzacher Bürgermeister und stellt sich für die CSU zur Wiederwahl. Ihren Hut in den Ring um den Bürgermeistersessel werfen neben ihm auch Simon Zimmermann (FW), Brigitte Hackl (GfW), Birgit Janecek (Grüne), Werner Hammerschmid (SPD), Fabian Röhrich (FDP) und Jürgen Bereswill (BGW). Im Gegensatz zu allen anderen ist Letzterer kein Bürger des Marktes Wolnzach, sondern lebt im baden-württembergischen Eisingen. Als Nicht-Gemeindebürger ist er deshalb auch der einzige Wolnzacher Bürgermeisterbewerber, der nicht die Gemeinderatsliste seiner jeweiligen Partei oder Gruppierung anführt, und auch der einzige Bewerber im Landkreis, der per Stellenanzeige von einer politischen Gruppierung - in diesem Falle der BGW - als Bürgermeisterkandidat angeworben wurde.

Vier Bürgermeisterkandidaten und sechs Listen der CSU, der FW, der SPD, der Grünen, der FDP-UW und der BGW, daraus wählten die rund 9000 Wahlberechtigten Gemeindebürger 2014 ihr Gemeindeparlament; sieben Bürgermeisterkandidaten und sieben Listen der CSU, der FW, der SPD, der FDP, der GfW, der Grünen und der BGW sind es zu dieser Wahl. Unter den 152 Frauen und Männern, die sich um einen Stuhl am Sitzungstisch bewerben, sind 55 Ortsteilbewohner, rund 36,2 Prozent aller Gemeinderatskandidaten leben also in einem Wolnzacher Ortsteil.

Noch zweimal - am 13. Februar und am 5. März - wird der Wolnzacher Marktgemeinderat vor dem Wahlsonntag am 15. März in der bisherigen Konstellation tagen, einer Konstellation, die übrigens auch nicht mehr ganz dem entspricht, was die Bürger 2014 tatsächlich gewählt hatten: Insgesamt vier Gemeinderäte haben ihre bisherigen Fraktionen beziehungsweise Ausschussgemeinschaften seither verlassen, zwei von ihnen agieren aktuell fraktionslos, zwei haben sich zur neuen Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach (GfW) zusammengetan.

Umbenannt hat sich auch der nach dem Weggang zweier Mitglieder noch aus drei Räten bestehende Zusammenschluss der FDP-UW-BGW in "Bürger für Wolnzach" (BfW). Zwei dieser BfW-Mitglieder, namentlich die Gemeinderäte Peter Rech und Matthias Boeck, kandidieren zu dieser Wahl nicht mehr, ebenfalls nicht mehr zur Gemeinderatswahl stellen sich die noch amtierenden Räte Willi Kling (Grüne), Florian Werther (FW) sowie Karl Straub (CSU) und Sepp Seidl (CSU), wobei Letzterer auf der CSU-Liste als Ersatz fungiert.

WZ


 

Karin Trouboukis