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Wo bleibt der Effekt der neuen Gestaltungsfibel?

13.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:35 Uhr

Zu den Artikeln „(Bau)-Löwen und Kraniche“ sowie „Die Lücke wird geschlossen“ (PK vom 6. Juni):

Das Pfaffenhofener Stadtbild ist zurzeit geprägt von reger Bautätigkeit. Doch was im Entstehen ist, stößt auf vielfache Kritik. Was derzeit am Schnittpunkt der Münchener Straße mit der Schulstraße an neuen Gebäuden entsteht, beeinträchtigt die Wirkung der zwei direkt benachbarten Baudenkmäler an den jeweiligen Straßenecken ganz erheblich. Zwar ist es selbstverständlich, dass sich die Architektur auch in der Innenstadt weiterentwickeln muss, und niemand wird die hier abgerissenen Häuser vermissen, aber es gibt, wie deer PK in dem Beitrag „(Bau)-Löwen und Kraniche“ feststellt, „gelungene und weniger gelungene“ Beispiele für neue Wohn- und Geschäftshäuser. Die derzeitige Massenarchitektur ist gekennzeichnet von kahlen Fassaden mit türhohen Fenstern, die krass von den alten Nachbargebäuden abstechen.

Wo bleibt hier der Effekt der neuen Gestaltungsfibel, die für das Bauquartier 2, in dem die Ecke Münchener/Schulstraße liegt, Folgendes fordert: „Die Fassadengliederung von Neubauten sollte sich an der Gliederung der historischen Fassaden orientieren. Es sollten Fensterunterteilungen vorgenommen werden.“ Nach den Bautafeln zu urteilen ist eine Orientierung an den benachbarten historischen Fassaden wohl kaum gelungen, und eine Untergliederung der zum Teil riesigen Fenster beziehungsweise Balkontüren ist offenbar nicht vorgesehen.

Wie wohltuend unterscheidet sich der Neubau in der Frauenstraße Nr. 3 von der derzeit üblichen Massenarchitektur. Sogar einen Erker leistet sich der Bauherr, was angeblich derzeit selbst vom Landesamt für Denkmalpflege als unzeitgemäß abgelehnt wird.

Im Übrigen müsste dieses Amt dringend seine Aufgabe und seine Prioritäten überdenken. Kürzlich hat jemand geäußert, dem Denkmalamt scheine wichtiger zu sein, was unter der Erde liegt, als das sichtbare historische Stadtbild. Einerseits zwingt es Bauherren zu Ausgrabungen auf eigene Kosten, auch wenn keine wichtigen Ergebnisse zu erwarten sind, wie kürzlich in Pfaffenhofen. Andererseits scheinen sich seine Vertreter in unserer Stadt bei der Abstimmung der Neubauten mit den benachbarten Baudenkmälern zu schnell mit einer „schlichten, klaren Fassade“ zufriedenzugeben, ohne zu erkennen, dass diese durch ihre Monotonie erst recht aus der Umgebung hervorsticht – siehe Hauptplatz. Hoffentlich führt die personelle Veränderung in der unteren Denkmalschutzbehörde unseres Landkreises in dieser Hinsicht zu einer positiveren Entwicklung.

Ursula Beyer

Heimat- und Kulturkreis

Pfaffenhofen