Ingolstadt
"Wir wünschen uns, dass das Publikum mitsingt"

Zum ersten Mal treten die beiden Ingolstädter Kammerorchester gemeinsam auf bei einem Benefizkonzert für die Ukraine

04.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:03 Uhr
Gemeinsam für die Ukraine: Erstmals treten das Georgische Kammerorchester (Foto) und das Ingolstädter Kammerorchester zusammen auf. −Foto: Schaffer

Ingolstadt - Freie Diskussionen sind ein hohes Gut der Demokratie. Manchmal ist aber gerade das Gegenteil davon - Einstimmigkeit ohne alle Debatten - ein gutes Zeichen. Als am vergangenen Wochenende die beiden Ingolstädter Orchester, das Georgische Kammerorchester (GKO) und das mit Laienmusikern besetzte Ingolstädter Kammerorchester (IKO) beschlossen, sich mit einem Konzert für die Ukraine einzusetzen, gab es keinerlei Widerworte, "nur positives Feedback", wie Quirin Witty vom Orchestervorstand des IKO betonte.

Und auch Levan Kurashvili, Orchestervorstand des GKO, betonte den Zusammenhalt seines Orchesters, obwohl auch einige gebürtige Russen Mitglieder des Klangkörpers sind: "Wir diskutieren über Russland seit 1990 als die Sowjetunion zerfiel. Seit dem Georgien-Krieg 2008 sind wir uns einig. Es gibt niemanden, der den Krieg unterstützt oder Putins Politik. Auch das Benefizkonzert war unumstritten." Die Zustimmung unter den Musikern war so groß, dass sogar beschlossen wurde, für dieses spezielle Konzert, das am Dienstag, 20 Uhr, stattfinden soll, ehemalige Mitglieder des Orchesters zu mobilisieren.

Ungewöhnlich an dem Abend ist vor allem, dass erstmals die beiden Ingolstädter Orchester gemeinsam musizieren werden. Gerade für das Ingolstädter Kammerorchester, das aufgrund der Corona-Krise lange nicht mehr geprobt hat, ist das Konzert eine große Herausforderung. "Unsere Idee war es daher, das Konzert am Können und den Möglichkeiten des IKO auszurichten", erzählt Quirin Witty, der auch Stadtrat der SPD in Ingolstadt und Vorsitzender des GKO-Freundeskreises ist. So wurden Werke ausgewählt, die das Ingolstädter Kammerorchester bereits in den vergangenen beiden Konzerten im Programm hatte: Werke von Edward Elgar, Edvard Grieg und Jean Sibelius.

"Eigentlich wollten wir ohne Dirigenten auftreten", sagt Levan Kurashvili. Denn das Konzert sollte als eine Demonstration der Ingolstädter Musiker verstanden werden. Dann entsann man sich aber eines ukrainischen Dirigierstudenten in München, mit dem das GKO schon zusammengearbeitet hat. "Ein sehr begabter Musiker." Man nahm Kontakt mit ihm auf, nun wird er am Dienstag das Benefizkonzert dirigieren.

Wie wird das Konzert ablaufen? Gerade über diese Frage wurde lange gesprochen in den Orchestervorständen der beiden Ensembles. Klar war sehr schnell, dass keine Tickets verkauft werden sollen und dass jeder, der Interesse hat, Zugang zum Konzert haben sollte. Allerdings darf der Ingolstädter Festsaal derzeit nur zu 75 Prozent ausgelastet werden, was knapp 1000 Leute sind. So müssen an den Eingängen nicht nur die 2G-Regeln überprüft, sondern auch die Besucher gezählt werden. "Wir können überhaupt nicht einschätzen, wie groß der Andrang sein wird. Aber falls wirklich sehr viele Menschen kommen, können wir das Konzert um 21 Uhr noch einmal wiederholen", sagt Levan Kurashvili.

Natürlich sollen bei dem Benefizkonzert Spenden für die Ukraine gesammelt werden. Beim Konzert soll das Publikum darum gebeten werden, Geld an zwei Organisationen zu überweisen: "Bündnis Entwicklung Hilft" und "Aktion Deutschland Hilft". Ein Grußwort wird OB Christian Scharpf sprechen. Wenn in der Eile alles klappt, gibt es am Ende des Konzertes noch einen Überraschungsprogrammpunkt, ein Arrangement eines bekannten Songs, an dem gerade der GKO-Komponist Igor Loboda und der IKO-Dirigent Klaus Hoffmann arbeiten. Levan Kurashvili: "Wir wünschen uns natürlich, dass das Publikum dann mitsingt".

DK


Das Konzert findet am 8. März, 20 Uhr, im Ingolstädter Festsaal statt.

Jesko Schulze-Reimpell