Eichstätt
"Wir können nicht mehr"

Lehrermangel: BLLV-Kreisvorsitzender Stefan Rank schreibt Brandbrief an Landrat, Kreistag und Bürgermeister

06.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:16 Uhr
Hat momentan eigentlich wenig zu lachen: BLLV-Kreisvorsitzender Stefan Rank warnt in einem offenen Brief eindringlich vor einer massiven Unterversorgung an Lehrern im Landkreis Eichstätt. −Foto: BLLV

Eichstätt - Der Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) Eichstätt, Stefan Rank, hat sich in ungewohnt deutlicher Form an Landrat Anton Knapp, den Kreistag und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises gewandt.

In einem offenen Brief geht Rank auf den Lehrermangel an den Grund-, Förder- und Mittelschulen ein und fordert dringend zum Handeln auf. "2020 wird für uns Lehrer ein sehr spannendes Jahr, denn ab dem kommenden Schuljahr werden wir mit einer massiven Unterversorgung an Lehrern im Grund-, Förder- und Mittelschulbereich zu kämpfen haben", schreibt Rank. In diesem Jahr hätten die Lücken mit Studenten, Lehrern mit nur 1. Staatsexamen und auch Rückkehrern aus Teil- beziehungsweise Elternzeit gerade noch so gefüllt werden können. Und trotzdem seien nicht zu jeder Zeit alle Klassen mit einem eigenen Lehrer versorgt gewesen: "Dies wirft schulorganisatorische Fragen auf, mit denen sich die Gemeinden und Städte unseres Landkreises beschäftigen müssen", so Rank weiter.

Die Schulen versuchten indes, mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die Versorgungslücken zu reagieren. Jahrgangskombinierte Klassen seien dabei nur eine Option. Besonders die kleineren Grundschulen in den Randgebieten des Landkreises werde es treffen. "Manche Sanierungs- und Umbaumaßnahme in den Kommunen wird sich hinterher als suboptimal erweisen", prophezeit Rank. Manch zusätzlicher Standort - bei mehreren Grundschulen innerhalb einer Kommune - werde nicht zu halten sein, während dann in den Hauptstandorten vielleicht schon bald Klassenzimmer, Gruppen- oder Fachräume fehlten.

Der Beruf des Grundschullehrers/der Grundschullehrerin sei enorm belastend, betont Rank. Durch eine fundamental veränderte Kindheit und neue Aufgaben wie Inklusion, Integration sowie Erziehungsaufgaben, die früher selbstverständlich im Elternhaus angesiedelt gewesen seien (Gesundheit, Ernährung, Körperpflege, Drogenprävention, Umgang mit Medien, Umweltbewusstsein, Sport, insbesondere Schwimmen) sei dieser Beruf nur mit "Berufung" zu stemmen. Viele "Fälle" nähmen Lehrer und Schulleiter auch mit in den Abend oder ins Wochenende, weil es eben immer um Menschen gehe.

Die Schulen arbeiteten hart daran, den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen Rechnung zu tragen: durch neue Lehr- und Lernformen, durch neue Unterrichtsinhalte (Digitalisierung), durch neue Formen der Kommunikation und Bewertung, aber beispielsweise auch durch verschiedene Betreuungsangebote am Nachmittag. "Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, an dem wir sagen müssen: Wir können nicht mehr! Deshalb bitte ich Sie: Setzen Sie sich für Ihre Grund-, Förder- und Mittelschulen sowie die darin arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer ganz besonders ein!"

EK