Neuburg
"Wir brauchen diesen Planeten"

Eine Schülergruppe des Neuburger Berufsschulzentrums engagiert sich mit dem Projekt "TrashArt" für Nachhaltigkeit

05.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:18 Uhr
  −Foto: Hecker

Neuburg (DK) Insgesamt acht Schulen aus ganz Bayern nehmen an dem Projekt "egal war gestern - Richtung Nachhaltigkeit an beruflichen Schulen" teil.

Eine davon ist das Staatliche Berufliche Schulzentrum Max von Pettenkofer Neuburg. 13 Schüler haben hier ihre eigene Interpretation des Projekts verwirklicht und ihr den Namen "TrashArt" gegeben. Dafür erhielten die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher gestern eine Urkunde vom bayerischen Umweltministerium. Begonnen hat alles mit den Kaffeebechern. Gleich am Eingang der Aula standen in der Schule Automaten, die der 21-jährigen Chiara Hurtig ein Dorn im Auge waren. "Wenn man ein bisschen beobachtet hat, wie viele Plastikbecher hier verwendet und gleich wieder weggeworfen wurden, wunderte einen das Plastikproblem in Deutschland überhaupt nicht", sagte die Schülerin. Als also feststand, dass die Schule an dem Projekt "egal war gestern" des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV) teilnehmen wird, standen die Becher und der damit verbundene unnötige Plastikverbrauch ganz oben auf der schwarzen Liste der Projektteilnehmer. Mit einer nachhaltigen Alternative können die Schüler der Berufsschule heute ihren Kaffee genießen. Bei dieser einen Idee blieb es allerdings nicht. Was sie alles umgesetzt haben, zeigte die Projektgruppe gestern auf einigen Schauwänden und an Infoständen in der Schulturnhalle, nachdem ihre Arbeit bei "TrashArt" mit einer Urkundenverleihung gewürdigt worden war. Zunächst zeigten sich sowohl Schulleiter Fritz Füßl als auch Landrat Peter von der Grün in ihren Ansprachen begeistert vom Engagement der Schüler. "Wir verfrühstücken völlig ungeniert die Ressourcen unserer Kinder", gab der Schulleiter zunächst zu bedenken. Da nachhaltiges Leben "gar nicht so einfach ist", ist Füßl besonders stolz, wie selbstständig die jungen Erwachsenen sich daran gemacht haben, ihre Schule nachhaltiger zu machen. Auch der Landrat sieht in dem Projekt einen wichtigen Schritt, um dem Ziel einer klimagerechten Umweltgestaltung ein Stück näher zu kommen. Ein bisschen nachhaltiger gestalteten die Schüler ihre Schule auch mit neuen Mülleimern. "Wir haben den Müll nie getrennt, mit den neuen Dreifach-Abfalleimern passiert das nun endlich", erklärte Hurtig. Nachhaltigkeit bedeutet für sie vor allem, auch an Andere zu denken und nicht nur an sich selbst. Die Schülerin empfiehlt, regelmäßig zu hinterfragen, was man im Alltag ändern kann, um nachhaltiger zu leben, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. In einer anderen Ecke der Turnhalle saß eine kleine Gruppe und diskutierte über Nachhaltigkeit bei Fortbewegungsmitteln. Sind Elektroautos die Zukunft oder ist der Diesel vielleicht besser als sein Ruf? Ist ein Antrieb mit Wasserstoff die beste Alternative für die Umwelt? In der Mitte der Gruppe saß der 19-jährige David Gomez. Auch er ist Teil der Gruppe TrashArt. Weil er privat schon seit langem auf Nachhaltigkeit achtet, war für ihn sofort klar, dass er sich hier für seine Schule engagieren möchte. "Meine großen Themen waren immer die Ernährung und Strom zu sparen. Generell kann man an vielen unnötigen Dingen sparen, so wie Plastik. " Nachhaltigkeit heißt für ihn, nicht nur aktuell an die Umwelt, sondern auch an die nächste Generation zu denken. Außerdem nimmt sich seiner Meinung nach der Mensch mit seinen Bedürfnissen oft zu wichtig. "Dieser Planet braucht uns nicht, wir ihn aber umso mehr. Also sollten wir in unserem eigenen Interesse darauf aufpassen", sagt der 19-Jährige.

Wie die Menschen den Planeten langfristig vermüllen, lernten die Berufsschüler bei einem Quiz. Wie lange dauert es wohl, bis Plastiktüten, Zigarettenfilter oder Kaugummis verrotten? Bei der Antwort bliesen einige Schüler erstaunt die Backen auf: Zwischen fünf und 20 Jahren verschmutzen diese Gegenstände die Natur. Auf anderen Infotafeln waren auf buntem Karton die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN erklärt. Bei einem Blick darauf und auf die Ideen von "TrashArt" stellte die Projektleiterin von "egal war gestern", Laura Ensinger, fest, dass die Schüler mit ihrer Arbeit gleich mehrerer dieser Ziele nachverfolgen. Gerade im Bereich des nachhaltigen Konsums hätten die jungen Erwachsenen zündende Ideen realisiert. Aber auch mit ihren in Europaletten angelegten Blumenbeeten, die wie kleine Insektenwiesen anmuten, würden die zwischen 17- und 25-jährigen Projektteilnehmer das aktuell viel diskutierte Problem in der Artenvielfalt aufgreifen.

Karl-Friedrich Barthmann, Leiter des Referats Umweltbildung und Bildung zur Nachhaltigkeit im bayerischen Umweltministerium, betonte bei der Urkundenverleihung, dass die Schüler sich allein dadurch ausgezeichnet haben, dass sie im Umweltschutz aktiv geworden sind und nicht gegenüber den Problemen tatenlos resignierten.

Anna Hecker