Pfaffenhofen
Windpark nimmt hohe Hürde

Regierung beschert dem SPD-Landratskandidaten Andreas Herschmann ein unerwartetes Wahlkampfgeschenk

08.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:47 Uhr
Rückenwind für Andreas Herschmann: Der SPD-Landratskandidat verkündete am Samstag bei seinem Wahlkampfauftritt am Wochenmarkt die neuesten Entwicklungen zum geplanten Bürgerwindpark bei Förnbach. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen - Ein Kandidat im Glück: Seine Beharrlichkeit hat sich gelohnt, und das konnte er den Wählern beweisen.

Unter dem Applaus der Zuhörer präsentierte SPD-Landratsbewerber Andreas Herschmann, am Samstag auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt sichtlich stolz einen Brief der Regierung von Oberbayern, auf dem die Tinte gerade erst getrocknet war: Der Windpark im Förnbacher Forst mit drei Anlagen hat offenbar die größte verbleibende Hürde im laufende Genehmigungsverfahren genommen. Denn nach anhaltenden Bedenken der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt hat nun die übergeordnete Behörde klargestellt, dass dem Windpark naturschutzrechtlich nichts mehr im Weg steht - Stichwort: Uhu.

Herschmann, SPD-Stadtrat und Vorstand der Bürgerenergie-Genossenschaft, hatte vor vier Jahren die Windpark-Planungen vorgestellt, aber ihm blies von Anfang an der Gegenwind von Windkraftgegnern heftig ins Gesicht. Derzeit läuft bekanntlich die zweite Auslegung des Bebauungsplanentwurfs, wobei jetzt das letzte Hindernis ausgeräumt zu sein scheint: Die höhere Naturschutzbehörde an der Regierung von Oberbayern stellte in Abstimmung mit der staatlichen Vogelschutzwarte am Landesamt für Umwelt fest, dass der Uhu, den Naturschützer durch die Windräder bedroht sahen, "selten in kollisionsrelevanten Höhen (Rotorbereich) moderner und hoher Windenergieanlagen fliegt", heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Der Pfaffenhofener Bürgerenergie-Genossenschaft attestiert die Behörde, auf dem richtigen Weg zu sein: "Die Errichtung von WEA (Windenergie-Anlagen) liegt im öffentlichen Interesse, da dem Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung insbesondere durch zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien besondere Bedeutung zukommt. " Herschmann dazu: "Es war immer klar, dass artenschutzrechtlich keine Bedenken bestehen. Dies bestätigt nun die Regierung von Oberbayern. " Und das ist eine rechtliche Einschätzung mit Signalwirkung - auch für die untergeordnete Naturschutzbehörde am Landratsamt. Und damit rückt das Inkrafttreten des Windpark-Bebauungsplans und darauf fußend die Baugenehmigung offenbar in greifbare Nähe.

Für Wahlkämpfer Herschmann ein Glücksfall: Der Landratskandidat hat sich mit seinem Mikrofon auf die Umrandung des Marienbrunnens gestellt, um von den gut 150 Zuhörern unter Regenschirmen und Kapuzen besser gesehen zu werden. Herschmann hat in den vergangenen Wahlkampfwochen deutlich an kämpferischem Biss gewonnen. Das 10-H-Abstandsgesetz für Windräder, vom damaligen Ministerpräsidenten Seehofer durchgesetzt, geißelt er als "scheinheilig", weil es die Windenergie in Bayern künstlich blockiere. "Und warum macht die CSU das? Ich sag's euch", wettert Herschmann. "Weil sie kein Rückgrat haben. Weil sie nicht den Mut haben, den Menschen zu erklären, warum wir die Energiewende so dringend brauchen. "

Der Landratskandidat, im Stadtrat Referent für Energie und Klimaschutz, ist in seinem Element. Erwärmung der Antarktis, brennende Wälder in Australien, Dürre und Überschwemmungen, die Milliardenschäden verursachen - auch bei uns sei die Klimakrise angekommen. Ihm grause es vor Politikern, "die weder Ideen noch im Ansatz eine Vorstellung davon haben, welchen Unsinn sie die ganze Zeit erzählen". Pfaffenhofens CSU-Bürgermeisterkandidat Christian Moser beklage, dass für die Windräder Bäume gefällt werden müssten. "Er übersieht, dass der Klimawandel im letzten Jahr 245 000 Hektar Wald in Deutschland vernichtet hat, dass wir mit den drei Windrädern soviel CO2 einsparen wie 140 000 Bäume speichern. " Sein Publikum buht gegen Moser und applaudiert für Herschmann, der munter weiter gegen einen Teil der politischen Mitbewerber austeilt. "Wie lange wollen wir uns so einen Mist noch gefallen lassen? " Es sei ihm ein Rätsel, "wie ein verantwortungsvoller Politiker heute keine enkeltaugliche Politik machen" könne. Warum, fragt Herschmann rhetorisch? "Weil sie glauben, daraus kurzfristig politischen Profit schlagen zu können. " Er stelle sich zur Wahl, "weil ich es nicht zulassen will, dass solche Leute die Zukunft unserer Kinder verzocken. Und damit diese Bremserzeit im Kreistag endlich zu Ende ist. "

Als Landratskandidat kann Herschmann keine städtischen Themen vorgeben. Diesen Part hatte zuvor Bürgermeister Thomas Herker übernommen, der für die dritte Amtszeit kandidiert. Er griff vor allem das Wohnen als Thema heraus: Gegen steigende Grundstückspreise will er ein neues Baulandmodell 100/100 einführen. "Das heißt, Bauland zu 100 Prozent in kommunaler Hand und zu 100 Prozent an Einheimische vergeben. " Mit dem Effekt, dass Reihenhäuser und Eigentumswohnungen "ohne Gewinnmarge", so Herker, zum Selbstkostenpreis gebaut und weitergegeben werden könnten. Was den Hauptplatz angelangt, bleibt sich Herker treu: Der sei zu schade als Verkehrsfläche und "größter Parkplatz Oberbayerns". Er führe keinen Krieg gegen das Auto, "aber es ist eine Frage des Schwerpunkts".

Der Ausklang der Veranstaltung lag dem Wortsinn nach in Herschmanns Händen. Er hielt das fünfseitige Schreiben der Regierung von Oberbayern in die Höhe: "Ich kann mir keinen schöneren Schluss für heute ausdenken. Lasst uns das einfach gemeinsam feiern und nächste Woche die Wahl gewinnen. "

PK