München
Wiedervereinigung für 125 Millionen Euro

Die Pläne für einen Tunnel unter dem Englischen Garten haben die schwierigste Hürde genommen

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

München (DK) Seit Jahren wird um die Finanzierung eines Tunnels unter dem Englischen Garten gerungen. Nun hat der Freistaat grünes Licht für eine Millionenförderung gegeben. Der Tilgung einer Jahrzehnten alten Sünde steht damit kaum noch etwas im Weg.

Die entscheidenden Worte von Joachim Herrmann (CSU) werden fast vom Lärm verschluckt. Vom Mittleren Ring dringen Motorgeräusche und Autohupen in den Englischen Garten, als der Verkehrsminister offiziell verkündet: Der Freistaat und die Stadt München haben sich geeinigt. 35 Millionen schießt das Land zu, um die Autoschneise, die den Englischen Garten seit den 60er Jahren durchzieht, unter der Erde verschwinden zu lassen. "Das ist eine mehr als stattliche Summer", befindet er.

Vorausgegangen war dieser Verkündung ein zähes Ringen. Vor zweieinhalb Jahren hat der Münchner Stadtrat grundsätzlich entschieden: Der Isarring - wie der Mittlere Ring an dieser Stelle heißt - soll unter der Erde verschwinden. Der Haken: Das Projekt sollte erst konkret angegangen werden, wenn der Freistaat sich maßgeblich beteiligt. 125 Millionen soll das Projekt insgesamt kosten, maximal 82 Millionen davon dürfte der Freistaat fördern. Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) zeigte sich mit der herausgehandelten Summe von 35 Millionen dennoch hochzufrieden. Er und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) seien dem Freistaat sehr dankbar. "Damit kann's losgehen", sagte er und kündigte an, dass die entsprechenden Schritte im Stadtrat und die Planung schnellstmöglich aufgenommen würden.

Zur Finanzierung der 390 Meter langen Röhre hofft Schmid zudem auf Spenden aus der Münchner Wirtschaft, die von den Initiatoren des Projekts Wiedervereinigung Englischer Garten für den Fall einer politischen Einigung angekündigt worden waren (siehe Interview).

Der Bürgermeister betonte die Bedeutung des Englischen Gartens für die gesamte Stadt. "Dieser Park ist für die Münchnerinnen und Münchner eine Herzensangelegenheit", sagte er. Der Englische Garten werde immer wieder als größter zusammenhängender innerstädtischer Park der Welt bezeichnet. Er freue sich, wenn es sich wirklich wieder um einen zusammenhängenden Park handle und die zwei Teile nicht mehr nur durch eine Fußgängerbrücke verbunden seien. Auf einen Zeitplan wollte er sich aber nicht festlegen.

Weniger zurückhaltend zeigte sich dagegen Markus Söder (CSU), der als Finanzminister für den Englischen Garten zuständig ist, da dieser im Besitz des Freistaats ist. Er sprach von fünf bis sechs Jahren Vorbereitungszeit, bis der Bau beginnen könne. "Der Englische Garten verkörpert das Prinzip Münchens: Leben und leben lassen", betonte er. Deshalb sei es ihm "eine Herzensangelegenheit, diese Wunde im Herzen der Stadt" zu schließen. Künftig werde es im Englischen Garten auf fünf Kilometern Länge Erholung pur ohne Straßenlärm geben. Der Ball liege nun aber bei der Stadt, diese müsse den Bau vorantreiben.

Das hob auch Herrmann hervor. "Der Mittlere Ring ist die Hauptschlagader des Münchner Straßennetzes", sagte er. Aber dieser sei nun einmal eine kommunale und keine Staatsstraße. Deshalb müsse die Stadt München sich nun entscheiden. Aber wenn es so weit ist, "dann helfen wir".

Bis dahin soll ein Provisorium die enormen Verkehrsprobleme an der Stelle lösen. Derzeit wird eine zusätzliche Spur für den Isarring gebaut.