Hilpoltstein
Wie sich Hilpoltstein selbst komplett mit Strom versorgt

Betreiber stellt Photovoltaikanlage bei Pierheim vor - Weiterer Solarpark bei Solar geplant - "Hören bei 100 Prozent nicht auf"

11.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:05 Uhr
5400 Solarmodule auf rund 1,5 Hektar Fläche stehen seit November auf einem Feld neben der A9 zwischen Grauwinkl, Jahrsdorf und Pierheim. Geschäftsführer Manuel Zeller Bosse und Besitzer Heinz Werner Kohles stellen Bürgermeister Markus Mahl die Anlage vor. −Foto: Tschapka

Pierheim (tis) Versteckt auf einem Feld gleich neben der A9 zwischen Grauwinkl, Jahrsdorf und Pierheim liegt die neue Photovoltaikanlage der noch jungen Firma Südwerk Energie. Genehmigt wurde die Anlage im August des vergangenen Jahres vom Hilpoltsteiner Stadtrat und im November in nur gut sechs Wochen errichtet.

Dass die 5400 Solarmodule auf rund 1,5 Hektar Fläche von der Öffentlichkeit bis jetzt kaum bemerkt wurden, ist Absicht. "Wir suchen bewusst Flächen aus, die das Landschaftsbild nicht stören und die Solarenergie somit größere Akzeptanz in der Bevölkerung erfährt", erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens, Manuel Zeller Bosse, der sich am Mittwoch mit Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl und dem Besitzer der Anlage, Heinz Werner Kohles, zu einem Besichtigungstermin getroffen hat.

Rund drei Jahre sei es her, dass er bei Stadt Hilpoltstein angefragt hat, ob es möglich sei, auf dem Gemeindegebiet einen solchen Solarpark zu realisieren. "Die Stadt war sehr kooperativ", lobt Zeller Bosse die Zusammenarbeit. Ein guter Grund für ihn, auch schon an der Planung eine weiteren und mit rund zehn Hektar Fläche wesentlich größeren Photovoltaikanlage zu arbeiten, die ebenfalls im Hilpoltsteiner Stadtgebiet entstehen soll. Genauer gesagt bei Solar entstehen - und zwar nicht nur wegen des passenden Ortsnamens wegen.

Dieses Projekt sei vom Stadtrat zwar noch nicht genehmigt worden, aber immerhin sei schon ein Aufstellungsbeschluss erteilt worden, So Zeller Bosse. Laut Bürgermeister Markus Mahl stehen die Chancen, dass der Stadtrat auch für diese Anlage noch in diesem Jahr grünes Licht gibt, nicht schlecht. "Nötig ist, dass wir wie auch hier bei Pierheim den Flächennutzungs- und Bebauungsplan ändern. Dabei wird unter anderem geklärt, wie hoch die Anlage wird, und wie sie mit dem Boden verbunden wird, damit das Gelände nach Ende der Laufzeit problemlos wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann", erklärte Mahl.

Die Anlage bei Pierheim, deren wirtschaftliche Laufzeit mit 20 Jahren angegeben wird, ist jedenfalls so konzipiert. Das bedeutet, dass die Solarzellen nicht mit einem Betonfundament im Boden verankert sind, sondern deren Gerüst einfach aus dem Boden ragt, was einen späteren Abbau leicht macht.

Neben der Genehmigung der Stadt benötigte das Unternehmen für seine Pläne natürlich auch einen Pachtvertrag mit dem jeweiligen Grundbesitzer, wobei laut Zeller Bosse ein "gutes Miteinander" mit den Landwirten herrscht. "Mit uns als Partner bekommen die Grundbesitzer eine zusätzliche Einnahmequelle für ihre Agrarflächen, deren Bestellung sich zukünftig eventuell nicht mehr rentiert", sagte Zeller Bosse.

Das in Burgkunstadt beheimatete Unternehmen hat seit seiner Gründung im Jahr 2017 schon ein knappes Dutzend Photovoltaikanlagen in unterschiedlichen Größen realisiert und ist weiterhin auf der Suche nach geeigneten Flächen, wie zum Beispiel bei Solar.

Die Pierheimer Anlage, die im März ans Netz und das zweite Projekt dieser Art im Stadtgebiet nach der Photovoltaikanlage bei Mindorf ist, kommt auf eine jährliche Leistung von rund 1,5 Megawatt. "Damit können rund 350 Haushalte mit Strom versorgt werden", rechnet der Besitzer Heinz Werner Kohles vor. "Um die gleiche Strommenge mit Biogas zu erzeugen, bräuchte man eine Fläche von rund 30 Hektar statt nur 1,5 Hektar wie hier. Und mit einer Photovoltaikanlage von nur sieben Hektar könnte man sogar ein Windrad ersetzen", sagt Firmenchef Zeller Bosse mit Blick auf die beiden in der Nähe stehenden Windkraftanlagen bei Sindersdorf.

Für Bürgermeister Markus Mahl ist der Solarstrom eine gute Alternative zum Ausbau Windenergie, der in Bayern vor allem wegen des Abstandgesetzes der Bayerischen Landesregierung (10-H-Regelung) quasi zum Stillstand gekommen ist. "Angenommen, die Photovoltaikanlage bei Solar würde realisiert, dann wäre der erzeugte Strom zusammen mit der Pierheimer Anlage und den beiden Windrädern theoretisch ausreichend, die gesamte Gemeinde Hilpoltstein mit Strom zu versorgen". Grund genug für Mahl, diesen Weg weiter zu verfolgen. "Wenn wir Nachhaltigkeit und Energiewende wirklich ernst nehmen wollen, dann hören wir auch nach einer Deckung unseres Strombedarfs zu 100 Prozent durch regenerative Energie nicht auf."