Hilpoltstein/Roth (HK) Die angehende Hauswirtschafterin Katrin Walter (17) hat sich vorher alles genau überlegt, damit die Melonen-Schinken-Spieße perfekt gelingen. Die Zutaten liegen vor ihr auf dem Küchentresen, der Kräuterquark ist zusammengerührt, der Salat gewaschen, die Paprika in mundfertige Stückchen zerteilt. Und dann schneidet sie mit einem scharfen Messer die Honigmelone auseinander. "Was ist na mit der? Des sieht aber gar ned gsund aus", ruft die Jahrsdorferin entsetzt.
Dabei steht das Mädchen doch mitten im Berufswettbewerb der deutschen Landjugend im Amt für Landwirtschaft in Roth. Und jetzt hält sie statt einer Melone eine riesige Grapefruit in der Hand. "Sie war beim Einkaufen als Melone etikettiert", erklärt Katrin ihren Irrtum. Die Prüferin Christine Pfahler, Hauswirtschaftsmeisterin aus Wallesau, hat Verständnis: "Das war höhere Gewalt. Man muss eben das Beste daraus machen."
Den Wettbewerb für "Grüne Berufe" organisiert der Bayerische Bauernverband alle zwei Jahre in Roth. Die Veranstalter wollen die Lust auf Weiterqualifizierung im beruflichen und persönlichen Bereich wecken.
Die neun Teilnehmer der Hauswirtschaft – unter ihnen ein junger Mann – stehen unter Zeitdruck. Nur 45 Minuten bleiben, um die Aufgabe zu erfüllen. Und die lautet: Sie müssen vollwertige Häppchen für sechs Personen zubereiten.
Am Herd nebenan steht Regina Regnet (22) aus Eibach bei Hilpoltstein. Sie blickt nervös auf die Armbanduhr, die am Rande der Arbeitsfläche liegt. Beim Kochen sollte man aus hygienischen Gründen keinerlei Schmuck tragen. Darauf achtet Regina, denn auch auf solche Kleinigkeiten haben die vier Prüferinnen ein wachsames Auge. "Noch zehn Minuten", sagt sie, während sie ihre Brotschnittchen mit Mandarinenscheiben, Gürkchen, Champignons und Paprikaschnitzen belegt. Häppchen mit Kräuterquark und Lachsschinken will sie kredenzen.
Ins Schwitzen kommt der angehende Hauswirtschafter Jean-Louis Schöpper aus Pleinfeld. Er will dem Motto gerecht werden, das auf dem Schirm seiner Kochmütze steht: "Chefkoch". Er kreiert eine Maronensuppe mit Muskatnuss und Sahne, garniert mit Blätterteiggebäck. "Sonst sieht es so nackert aus", sagt der 18-Jährige. Eigentlich müsste alles klappen wie am Schnürchen. "Im Betrieb habe ich es in 30 Minuten geschafft." Aber heute ist alles anders. Die Küche ist fremd, Jean-Louis sucht fieberhaft die Schöpfkelle, um die Suppe in die mitgebrachten Tassen zu füllen. "Drei Minuten noch", ruft eine der Prüferinnen im Hintergrund. Jean-Louis beeilt sich, garniert sein Arrangement mit Maronen in der Schale und wischt sich den Schweiß von der Stirn. "Perfekt", stellt er fest.
"Jetzt schwitzt er, wie das in der Gastronomie üblich ist", sagt Kreisbäuerin Anni Peipp schmunzelnd. Sie ist gekommen, um bei dem Wettbewerb einen Blick auf den Nachwuchs zu werfen. Den Wettbewerb habe es schon in den 50er Jahren gegeben, erinnert sie sich. Und er sei eine ideale Gelegenheit, die landwirtschaftlichen Berufe in der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Für die Lehrlinge ist es sinnvoll, sich mit anderen zu messen und sich zu beweisen", betont auch Ausbildungsberaterin Christine Assenbaum. Die Teilnehmer müssen im Übrigen nicht nur in der Praxis topfit sein. Sie haben schriftliche Frage zu beantworten, ein Plakat zu gestalten und ein kleines Referat über ihren Beruf zu halten.
Ortswechsel: In der Berufsschule in Roth mühen sich zur gleichen Zeit 26 angehende Landwirte und Landwirtinnen ab. Verena Seitz (16) sitzt zwischen lauter jungen Männern an der Werkbank und versucht, einen Verbindungsstecker für den Traktor wieder zusammenzuschrauben. "Das ist schon ein Gefummel, bis die Kabel richtig drin sind", stellt sie fest. Aber sie konzentriert sich, schaut immer wieder auf der beigefügten Zeichnung nach und steckt die bunten Drähte in die richtigen Löcher. Der Berufsschullehrer Paul Kolb bemerkt anerkennend, wie geschickt Verena mit dem Werkzeug umgeht. Eine halbe Stunde hat sie Zeit. 28 Minuten sind vorbei, als sie den Stecker zum Prüfen an eine Anlage anschließt. Der Prüfer nickt, sie hat alles richtig gemacht. "Der Stecker war das Schwierigste, das habe ich noch nicht so oft gemacht", sagt Verena. Die Ebenriederin, die zurzeit eine Fremdlehre bei den Helbachs in Mörlach absolviert, ist froh über ihre Berufswahl. "Mir gefällt der Umgang mit der Natur und den Tieren. Und Traktor fahre ich auch gerne." Sie schneidet gut ab, erreicht den vierten Platz. "Das ist schon eine Leistung", freut sich Georg Winkler vom Bayerischen Bauernverband. Einen vierten Platz belegt auch Katrin Walter, trotz ihres Fauxpas’ mit der Grapefruit. Denn lecker geschmeckt haben die Häppchen mit säuerlicher Note trotzdem.
Allerdings haben nur die Kreissieger die Chance auf die Teilnahme beim Bezirksentscheid: Bei den Hauswirtschafterinnen ist das Carina Winkler aus Rothaurach, bei den Landwirten Boris Lehmann aus Schwabach.
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