Mainburg
Wer will lieber MAI statt KEH?

18.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Das alte Kennzeichen MAI ist in Mainburg noch hin und wieder zu sehen. Es schmückt einschließlich dieses VW Käfer noch 21 Fahrzeuge. Nun werden die Mainburger befragt, ob sie das identitätsstiftende MAI-Kennzeichen wieder einführen wollen. - Foto: oh

Mainburg (DK) Die Heilbronner Initiative – ein Forschungsprojekt – untersucht in vielen Städten das Interesse am Alt-Autokennzeichen. Heute werden auf dem Griesplatz die Mainburger befragt, ob sie denn lieber wieder das "MAI" an ihrem Fahrzeug hätten oder weiterhin mit dem "KEH" rumfahren wollen.

Eine Vielzahl von Städten und Gemeinden hat in den vergangenen 40 Jahren ihr Kfz-Kennzeichen verloren. Grund waren die zahlreichen Um- und Neustrukturierungen der Landkreise. Nach Ansicht von Professor Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn verzichten diese damit auf ein wichtiges Identitätsmerkmal.

 
Selbst die wirtschaftliche und touristische Vermarktung gestaltet sich dem Leiter der Fachgebiete Volkswirtschaftslehre und Destinationsmanagement im Studiengang Tourismusmanagement zufolge wesentlich schwieriger. "Städte verlieren mit dem eigenen Kfz-Kennzeichen ein Stück ihrer Außenwirkung", so der Experte. "Auch wenn es sich nur um zwei oder drei Buchstaben handelt, entscheidend ist nicht zuletzt die Wertigkeit des Trägermediums." Das Kulturobjekt Automobil erhöhe die Bedeutung von Kennzeichen um ein Vielfaches, konstatiert Bochert.

"Wertvolles Symbol"

Daher hat der engagierte Wissenschaftler jetzt die Heilbronner Initiative "Kennzeichenliberalisierung" gegründet. Die Wiedereinführung bereits verschwundener Kfz-Kennzeichen sei heute ohne weiteres möglich, sagt Bochert. Als Modell schlägt er die Lösung des Main-Kinzig-Kreises in Hessen vor, wo die kreisangehörige Stadt Hanau durch das Kennzeichen "HU", das übrige Kreisgebiet aber durch "MKK" repräsentiert wird.

"Mehrere Kennzeichen in einem Landkreis ist ein Königsweg, der ein kleinräumigeres Zugehörigkeitsgefühl auch in den großen Kreiszuschnitten ermöglicht", so der Professor. Die harmonische Zusammenarbeit auf Kreisebene werde dadurch gestärkt. Die Wiedereinführung von auslaufenden Kennzeichen sei also keine Frage des Könnens, sondern des politischen Willens.

Die neue Initiative will die Interessen der betroffenen Städte und Gemeinden bündeln und auf Bundesebene zusammenführen. Dabei steht sie Städten und Gemeinden als Kompetenzzentrum beratend zur Seite. "Ich sehe, auch wenn das etwas pathetisch klingt, durchaus ein Recht auf den eigenen Namen im Kennzeichen, das den Städten einmal genommen wurde oder noch genommen werden soll", erklärt Bochert. "Man kann sich ein wertvolles identitätsstiftendes Symbol sichern."

Ausschlaggebend sei jedoch, was die Bürger denken. Um einen gesicherten Überblick über das öffentliche Meinungsbild zu erhalten, macht die Hochschule Heilbronn seit April Umfragen in vielen deutschen Städten. Die Ergebnisse sollen im Juni in einer Studie veröffentlicht werden. Bochert will so eine öffentliche Diskussion anregen und dazu aufrufen, Synergieeffekte frühzeitig zu nutzen, "damit Städte gemeinsam ihre Interessen durchsetzen können".

Die Umfrage soll Städten die Möglichkeit bieten, mit einem eigenen Auto-Kennzeichen ihrem Markenwert neuen Ausdruck zu verleihen. "Fällt das Votum der Bürger für die Wiedereinführung des alten Kennzeichens positiv aus, wird damit aber nicht die Aufgabenverteilung und die verwaltungsbezogene Einheit der Landkreise infrage gestellt", unterstreicht Bochert. Schließlich seien die Entscheidungen, wenn man um den Bürgerwillen wisse, dann auf der politischen Ebene zu treffen.

Im Kelheimer Landratsamt bezweifelt man dagegen massiv, dass eigene Kennzeichen eine positive Auswirkung auf die touristische oder wirtschaftliche Vermarktung einer Region haben. Das teilte Sonja Endl, Mitarbeiterin in der Pressestelle, gestern auf Anfrage des DONAUKURIER mit. Die Kelheimer Zulassungsbehörde gibt zu Bedenken, dass in Deutschland weit über 2000 zusätzliche Kennzeichen in Umlauf kämen. Das würde die örtliche Zuordnung der Fahrzeuge erschweren. Alleine im Kreis Kelheim müsste dann zwischen fünf Kennzeichen unterschieden werden, was einen "sehr hohen Verwaltungsaufwand" nach sich zöge. Im Landkreis wären dies neben KEH noch MAI für Mainburg, PAR für Parsberg, ROL für Rottenburg an der Laber und RID für Riedenburg.

"Keine Nachfragen"

Laut Landratsamte sind in Riedenburg nur noch neun Traktoren mit einem RID-Schild unterwegs. In Mainburg tragen noch 21 Fahrzeuge das MAI-Kennzeichen. Insgesamt waren zum 30. Dezember vergangenen Jahres 97 304 Fahrzeuge im Kreis zugelassen. Die Behörde weist außerdem darauf hin, dass bislang keine Nachfragen von Fahrzeughaltern nach den ausrangierten Kennzeichen vorliegen. Zudem sei es aus verwaltungstechnischen Gründen derzeit gar nicht möglich, die alten Kennzeichen wieder auszugeben.

Dazu müsste laut Landratsamt erst die Fahrzeug-Zulassungsverordnung geändert werden. Dem Kreis seien hier die Hände gebunden. Eine solche Änderung sei nur auf Initiative des Bundesministeriums für Verkehr oder der Bundesregierung möglich.