Ingolstadt
Wenn ganz Deutschland auf Ingolstadt blickt

Drei Landräte, zwei Bundestagsabgeordnete und Manchings Bürgermeister zum FC Ingolstadt 04 in der Bundesliga

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Meisterschaft und Aufstieg wurden auf dem Ingolstädter Rathausplatz kräftig gefeiert. Groß sind jetzt die Erwartungen und Hoffnungen, die in den Fußballverein gesetzt werden. Arch - foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Nicht nur die Ingolstädter Fußballwelt blickt voller Erwartungen auf den FC Ingolstadt. Auch in der Region und in Berlin ist man auf die Auswirkungen des Aufstiegs in die Bundesliga gespannt.

„Für unsere Region bedeutet der Aufstieg in die 1. Liga eine wichtige gesellschaftliche Botschaft“, so Eichstätts Landrat Anton Knapp (CSU): „Die steigende sportliche Wahrnehmung des FC Ingolstadt wird auch das Gesicht unserer Region weiter positiv beeinflussen.“ Knapp lobt „das hervorragende Spieler- und Trainerteam, die professionelle Vereinsführung und den Audi-Sportpark als moderne Heimstätte“. Am meisten freut er sich auf die bayerischen Fußballduelle.

Roland Weigert (FW), Landrat von Neubug-Schrobenhausen, verbindet mit dem FC Ingolstadt „Spannung, Teamgeist und soziales Engagement“. Soweit es sein Terminplan zulässt, fiebert er direkt im Stadion selbst mit. Weigert geht fest davon aus, dass sich der FC Ingolstadt in der höchsten deutschen Fußballliga langfristig etabliert und somit „Botschafter der Region in ganz Deutschland“ sein wird. Auch das soziale Engagement der Schanzer sei ein Grund, warum sich Weigert gern einen Ingolstädter Fanschal umbindet: „Fußball verbindet: Hierbei spielt das Alter, Herkunft oder Handicap keine Rolle. Der FC Ingolstadt steht vielen sozialen Trägern, Vereinen und Schulen tatkräftig zur Seite und unterstützt deren Projekte – diesen Einsatz finde ich großartig.“

Als mehrmaliger Vizemeister in der früheren B-Klasse kennt sich Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) im Fußball aus – und stellt erfreut fest, dass es in seinem Landkreis immer mehr jugendliche Anhänger, ja ganze FCI-Fan-Familien gibt. „Die nachhaltige Etablierung ist das Thema“, betont Wolf, der sich etliche Spiele anschauen will und auf Offensivfußball hofft. Es gebe mehrere Beispiele von Bundesliga-Aufsteigern, die heute „feste Größen sind – und das nicht nur im Fußball“. Mit einer Bundesligamannschaft erhalte die Region in ganz Deutschland weit mehr Aufmerksamkeit. Privat ist Wolf 60er-Fan: „Einmal Löwe, immer Löwe. Aber ich habe auch einen Schal vom FC Ingolstadt.“

Einen gewissen Patriotismus verspürt auch Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (FW), schließlich liege das Stadion näher bei Manching als bei der Stadtmitte. Der Markt wolle „die Fahnen des FC 04 hochhalten“, zumal es im Schüler- und Jugendbereich eine Kooperation mit dem SV Manching gibt.

Mehr noch als Landrat Wolf befürchtet Nerb für den Markt Manching zusätzliche Belastungen durch mehr Verkehr. „Bei allem Verständnis dafür, dass Ingolstadt jetzt seine Infrastruktur überplanen muss: Die Nachbarn dürfen nicht leiden“, betont Nerb. Er rede nicht von einem Stau von zehn Minuten, vielmehr müsse man „die Belastungen in Summe“ betrachten. Nerb plädiert für einen Ausbau der Zu- und Abfahrt zum Manchinger Bahnhof, der Manchinger Straße sowie für Kreisel an geeigneten Knotenpunkten.

„Es ist schön, dass unsere Heimatstadt nun auch im Fußball erstklassig geworden ist. Besonders, da der Verein über eine durchaus linke Fankultur verfügt, wie antifaschistische Aktionen immer wieder zeigen“, so die Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter von den Linken. Jedoch wäre der FC nicht ohne finanzielle Unterstützung von Audi aufgestiegen, und da gehe es auch um Konzerninteressen wie Imagepflege und Produktwerbung. Nach den jüngsten Korruptionsaffären im Sport sei es dringend notwendig, „Finanzierungen transparent zu machen und auch den Breitensport besser zu fördern“.

Gerade von großen Sponsoren und von der Stadt erwartet Bulling-Schröter die Unterstützung kleinerer Vereine, die schauen müssen, wie sie über die Runden kommen und Mitglieder gewinnen: „Denn es gibt auch Menschen, die gerne in einem Sportverein aktiv sein möchten, aber sich dies aus finanziellen Gründen nicht leisten können.“

Auch ihr Bundestagskollege Reinhard Brandl (CSU) wurde in Berlin auf den Aufstieg angesprochen. „Der sportliche Erfolg verändert die Außenwahrnehmung unserer Stadt. Ich spüre das selbst: Seit Wochen sprechen mich ständig Kollegen im Deutschen Bundestag auf Ingolstadt und den FC 04 an“, schildert Brandl. Wenn er in Berlin erzählt, dass er aus Ingolstadt kommt, sei früher fast immer die Antwort gewesen: „Ah, aus der Audi-Stadt.“ Heute heißt es stattdessen: „Glückwunsch zum Aufstieg!“

Der Fußball, davon ist Brandl überzeugt, wird Zuschauer und Journalisten aus ganz Deutschland in die Stadt führen. „Sie werden darüber berichten, dass Ingolstadt mehr zu bieten hat als Fußball und Audi. Wir sind in jedem Städteranking in der Spitzengruppe. Das weiß nur noch nicht jeder in Deutschland“, so Brandl. Er selbst sei kein regelmäßiger Stadionbesucher, unterstütze aber den FC seit 2010 als Mitglied: „Weil der Verein einen einzigartigen Beitrag zum Image und Bekanntheitsgrad unserer Stadt leistet.“