Greding
Wenn ein Hausmann zur Emanze mutiert

Theaterverein Greding weiß beim vierten bayerisch-fränkischen Kulturabend für Lacher zu sorgen

02.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr
Edwina alias Edi will anderweitigen Annäherungsversuchen ausweichen und schmeißt sich deshalb Jörg an den Hals, während der Vater seinen Sohn längst für einen homosexuellen Transvestiten hält. −Foto: Leykamm, Jürgen, Weimersheim (Leykamm, Jürgen)

Greding (HK) Ob als Edi oder als Edwina, witzelnder Spitzbub oder grollende Kochdiva - Julian Blamberger hat den nahezu vollbesetzten Theatersaal Greding nun richtig beben lassen. Im Rahmen des vierten bayerisch- fränkischen Kulturabends wurde der Einakter "Emanzen kochen besser", aufgeführt.

Die Tanzlmusik der Stadtkapelle sorgte dabei für die passenden klanglichen Akzente. Und kulinarisch wurde man dem Begriff auch gerecht. Dafür sorgten fränkischer Wein und Bier, das nur kurz hinter der Grenze zu Oberbayern gebraut worden war. Geräucherter Schinken, "Obazda" oder Zwiebelkuchen, die auf der Speisekarte standen, sind indes in beiden Kulturkreisen beheimatet, deren Grenzen vor allem in Greding "schon immer fließend waren". Erklärt Bürgermeister Manfred Preischl, der sich den Abend ebenso wenig entgehen lässt wie Kaplan Dominik Pillmayer. Beide unterhalten sich recht angeregt, während die Musiker mit Polka und Marsch, Walzer und Landler aufwarten.

Seit der Premiere des Kulturabends ist die Gruppe mit von der Partie. Während sie aufspielt, füllt sich der Saal. Als der Vorsitzende des Theatervereins Greding, Norbert Meyer, die Gäste begrüßt, ist kaum ein Platz in dem für gut 150 Personen bestuhlten Saal mehr frei. Isabella Blamberger, die zum ersten Mal die Regie führt, ist voll des Lobes für ihre "Supergruppe aus jungen Spielern und alten Hasen", bevor sich der Vorhang hebt. Sie alle verstünden es "aus ihren Rollen etwas Besonderes zu machen".

Blamberger selbst hat zum Gelingen nicht unwesentlich beigetragen. Bei der Auswahl des Stücks ließ sie erst eine Liste in den Vereinsreihen herumwandern, in der sich die Spielwütigen eintragen konnten. Nach einer Vorauswahl entschieden alle gemeinsam. Und zwar zugunsten eines Stücks namens "Emanzen kochen besser" von Karin Eichenberger und Franziska Rupf. Doch Ernst Hausmann (gespielt von Andreas Schuster) will genau das Gegenteil beweisen und macht bei einem entsprechenden Kochwettbewerb mit. Er gewinnt glatt den ersten Preis, über den sich Gattin Doris (Inka Gollnik) erst riesig freut. Bis ihr dämmert, dass sie gar nicht teilgenommen hat. Der Haken dabei: Nur eine Frau darf den Gewinn von 2000 Euro entgegennehmen, doch hinter E. Hausmann verbirgt sich keine solche. Ernst kneift und so schlägt die Stunde von Sohn Edi (Julian Blamberger), der sich bereiterklärt, in Frauenklamotten zu schlüpfen, um der Familie das Geld zu sichern. Edi wird zur E-Manze, doch die Mutter tröstet ihn: Neben den Preisrichtern sehen ihn ja nur "däi da", nämlich die Damen und Herren im Publikum. Dass das ein Irrtum ist, versteht sich von selbst. So bekommt sein potenzieller künftiger Arbeitgeber, der Beni genannte Bernhard Eichdorfer (Helmut Lang), zugleich ehemaliger Bundeswehrkamerad des eigenen Vaters, den jungen Mann als junge Frau zu sehen. Und schlimmer noch: Die eigene Freundin Sandy (Svenja Blamberger) erblickt ihn sogar in weiblicher Unterwäsche.

Zum Glück gibt es da noch seinen Freund Jörg (Sebastian Lang), der zumindest versucht ihm aus der Patsche zu helfen. Das wiederum führt Ernst Hausmann auf die völlig falsche Fährte. Als etwa Jörg seinem Kumpel beim Rock überstreifen hilft, bekommt das dessen Vater im Zimmer nebenan in den falschen Hals. Als er den eigenen Sohn dann noch in Frauenkleidern sieht, ist er überzeugt: der Filius ist zum homosexuellen Transvestiten mutiert. Dabei will er nur als Kochkönigin absahnen. Als "Edwina" läuft er Beni in die Hände, der glatt mit dem "rassigen Modell" zu flirten beginnt, das kurzerhand als Edis Schwester ausgegeben wird. Beim Besuch der Journalistin Loredana Haberstich (Raffaela Groh) kommt es dann zum Showdown. Sie will das Preisgeld überreichen, aber auch Tipps fürs Soufflé wissen. Und wundert sich, warum Malz zu den Zutaten zählt, wie "Edwina" das von der Mutter Eingesagte falsch wiedergibt. Am Ende fliegt die Tarnung zwar auf, die 2000 Euro wechseln trotzdem den Besitzer.

Es sind vor allem die jungen Schauspieler, die den Saal bei der Aufführung immer wieder toben lassen. Wenn die 17-jährige Svenja Blamberger, die erstmals in Greding auf der Bühne stand, entsetzt die Augen aufreißt, als ihr Freund mit Büstenhalter sich auf dem Sofa krümmt, ist das einfach zu köstlich. Sebastian Lang weiß mit seinen 25 Jahren cool in jedes Fettnäpfchen zu tappen. Für die ganz großen komödiantischen Glanzlichter aber weiß Julian Blamberger zu sorgen, dem die Auseinandersetzung mit seiner Doppelrolle sichtlich Spaß bereitet. Auch einen wütenden Striptease legt der 19-jährige gekonnt hin. An Anspielungen auf die wirklichen Leben der Schauspieler fehlt es nicht. Was bei diesem Stück bezüglich Lang leicht fällt - ist er doch von Berufs wegen Koch. Auf der Suche nach Gründen für die vermeintliche Homosexualität fehlt ein Klischee nicht: In ihrer Verwandtschaft sei doch ein Friseur - klagt Ernst Doris an, Darstellerin Inka Gollnik hat es genau in dieser Branche zur Meisterin gebracht.