Schrobenhausen
"Wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird's auch wieder ruhiger!"

<DK-XY_trifft>GEDANKEN ZUM SONNTAG </DK-XY_trifft>diesmal von Schrobenhausens Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler

28.11.2021 | Stand 03.12.2021, 3:35 Uhr
Georg Leonhard Bühler ist Stadtpfarrer von Schrobenhausen. Von ihm kommt diesmal das Wort zum Sonntag. −Foto: Fotostudio Krammer

Liebe Leserinnen und Leser,dieses Bonmot von Karl Valentin hab' ich erstmals hier in Schrobenhausen gehört, als mein Dienst vor drei Jahren hier begann: "Wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird's auch wieder ruhiger!

" So manche von Ihnen kennen dieses natürlich ironisch gemeinte Wort des Münchener Originals bestimmt. Wenn man diesen Satz von ihm bei einer Veranstaltung im Advent zitiert, dann schmunzeln alle. Denn alle wissen, was das bedeutet, was das heißt, was damit gemeint ist. Und nun steht der erste Advent schon vor der Tür!

Die stade Zeit wird seit langem der Advent genannt. Und früher war der tatsächlich eine stade Zeit, eine stille Zeit. Während der Winter mit Schnee und Eis draußen in der Natur alles stilllegte, war auch der Mensch gezwungen, in dieser Zeit etliche Arbeiten ruhen zu lassen: Feldarbeit, Hausbau und vieles andere mehr war in dieser Jahreszeit schlicht unmöglich. So kamen die Menschen sozusagen schon fast von allein zur Ruhe, zur Stille, zur Einkehr. Und das wiederum passt ausgezeichnet zu den (fast) vier Wochen des Advents. Denn der Advent will eine Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, auf das Fest der Geburt Jesu Christi sein, eine Zeit der Entschleunigung und der Konzentration auf das Wesentliche. Früher war der Advent auch eine Zeit des Fastens, nicht so streng wie die Fastenzeit, aber eben doch eine Zeit des Fastens und der Einschränkung beim Essen und Trinken.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das grundlegend gewandelt. Aus der staden Zeit wurde eine sehr bewegte Zeit. Weihnachts- und Christkindlmärkte brachten Leben in die Bude; manche Menschen zogen von einem der Märkte zum anderen. Glühwein und Punsch, Verkaufsstände und Attraktionen locken ja auch gewaltig. Geschenke müssen ausgesucht und verpackt werden. Die Wohnung muss auf Vordermann gebracht, Plätzchen gebacken, das Weihnachtsmenü vorbereitet werden. Adventssingen und Konzerte werden veranstaltet. Advents- und Weihnachtsfeiern finden (feucht)fröhlich statt. Und zudem geht es im Beruf, in den Betrieben und Büros auf das Ende des Jahres zu: vieles muss noch abgearbeitet und erledigt, der Jahresabschluss und die Inventur fertig werden. Es ist einfach eine total gefüllte Zeit! Ein richtiger Advents- oder Weihnachtsstress greift um sich. Von stader Zeit also keine Spur!

Genial besingen das "Die Hollerstauden" in ihrem Lied "Happy X-Stress": "I glaub i bin am End / wos is des für a Trend / dass man anstatt Besinnlichkeit / die gonze Zeit nur rennt / Renn moi hin, renn moi her, / hob koa Zeit, für goa nix mehr / pack an Berg Geschenke ein / des muas zua Weihnacht sein. "
Und heuer? Ähnlich wie schon im vorigen Jahr, als uns Corona auch schon stark einschränkte, sind Adventsbasare und Weihnachtsmärkte abgesagt. Kontakte, Begegnungen, Sitzungen, Treffen sind möglichst herunterzufahren. Stade Zeit wegen der Corona-Pandemie sozusagen von oben verordnet? Ob uns diese Begrenzungen unserer Freiheit schmecken? Ob wir unseren Weihnachtsstress echt vermissen wollen? Ob wir diese Zeit nun wirklich als "stade Zeit" nutzen?

Jedenfalls wünsche ich es uns allen, dass uns heuer im Advent, der mit diesem Sonntag beginnt, eine echte stade Zeit gelingt: Besinnung und Einkehr, adventliche Stunden und Abende, so dass wir heuer nicht unbedingt mit Karl Valentin sagen müssen: "Wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird's auch wieder ruhiger! "

Georg Leonhard Bühler, Stadtpfarrer Pfarreiengemeinschaft Schrobenhausen