Schrobenhausen
Wenn der Wasserwart zweimal klingelt

Auf Tour mit Karl Heinz Euba - Die Schrobenhausener Trinkwasserversorgung (2)

05.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:34 Uhr
So kennt man ihn, Karl Heinz Euba, den bekannten Wasserwart der Schrobenhausener Stadtwerke. Dort feiert er gerade sein 30. Dienstjubiläum. −Foto: T. Floerecke

Schrobenhausen - Karl Heinz Euba kennt man in Schrobenhausen.

Er kommt alle paar Jahre unaufgefordert zu Besuch. Und klingelt bei so ziemlich jedem. Aber höchstens zweimal. Er bringt keine Päckchen, auch keine Geschenke. Er möchte auch nichts geschenkt bekommen. Karl Heinz Euba, blauer Arbeitsanzug, blaue Kappe, ist im Auftrag der Schrobenhausener Stadtwerke unterwegs. An die 200 Tage im Jahr. Stets freundlich, stets gut gelaunt geht es nach und nach zu den insgesamt 4300 Gebäuden hierorts und deren Trinkwasseranschlüssen. Der Hörzhausener ist einer der städtischen Wasserwarte. Der Dienstälteste.

Um die 720 Zähler tauscht er pro Jahr aus

Warum er das macht? Das deutsche Mess- und Eichgesetz schreibt in der aktuellen Fassung vor, dass die vorhandenen mechanischen Wasserzähler von der Hauptwasserleitung aus in den privaten Haushalten, Firmen und Behörden alle sechs Jahre ausgetauscht und durch neue ersetzt werden müssen. Seit genau 30 Jahren übt Karl Heinz Euba unter anderem diese Tätigkeit aus, um die 720 Zähler pro Jahr tauscht er aus. In aller Regel ist er alleine mit seinem Transporter unterwegs. Wenn obendrein mal noch nicht vorhandene Wasserzählerbügel installiert werden müssen, um digitale Wasserzähler, die nächste Generation also, problemlos nachrüsten zu können, ist ein Kollege mit dabei. Denn dann muss vor allen Dingen der Hausanschlussschieber kurzerhand geschlossen werden. Der Zähler, erzählt Euba, müsse dabei spannungsfrei eingebaut werden, was durch den Bügel, einer Art Wandhalterung, gewährleistet werde. Eine Menge an Ortsterminen für den 60-Jährigen also.

Auch an diesem Tag. So, schnell noch am Firmensitz der Stadtwerke das nötige Werkzeug in den Transporter gepackt, auch den Wassereimer für alle Fälle aus der Werkstatt geholt. Die knapp zwei Dutzend neuen und keimfreien Wasserzähler befinden sich schon im Wagen. Dann kann's losgehen nach Mühlried. Zwei Seitenstraßen sind heute sein Ziel mit 15 Haushalten und ihrem jeweiligen Trinkwasseranschluss.

"Ja der Wasserwart wieder einmal, gestern habe ich dich auch schon gesehen", sagt ein Anwohner. Kurzer Smalltalk, dann geht's ins Haus gegenüber. Dort ist alles unproblematisch. Ein paar Handgriffe im Keller am Wasserzähler, die viele einfach als Wasseruhr bezeichnen, flugs ein flotter Spruch über dies und das. Und ein kleiner Ratsch über den aktuellen Stand der Reparatur des eigenen Bulldogs. Noch zwei, drei Fragen beantwortet vom 60-Jährigen rund um das Schrobenhausener Trinkwasser wie etwa, ob noch vorhandene hausinterne Wasserfilter zu reinigen seien oder nicht? "Generell sollten sie entweder rückgespült oder ausgetauscht werden. "

Feste Termine vergeben die Stadtwerke nicht

Nach 20 Minuten geht's weiter zum Haus nebendran, Eubas Wagen kann stehen bleiben. Doch wochentags gegen zehn Uhr ist freilich nicht jeder daheim. Feste Termine vergeben die Stadtwerke Schrobenhausen nicht, sie verlassen sich, ist zu erfahren, auf das Gespür und die Erfahrung ihrer Wasserwarte. So bleiben vor Karl Heinz Eubas Nase auch mal die Türen verschlossen. Wohl auch keiner in Quarantäne gerade. Auch keine Schulferien. Macht aber nix. Kurzerhand den vorgefertigten Zettel mit Namen und Datum ausgefüllt und in den Briefkasten geworfen: Der Wasserwart war da, versucht es nochmals.

Nachmittags, erzählt Karl Heinz Euba, stelle man fest, dass zum Beispiel ein Auto oder Fahrrad vor einem Haus stünde oder ein Fenster geöffnet sei. Dann probiere man es eben wieder. Seinen Dienstausweis vorzeigen, das käme mittlerweile nur noch ganz selten vor. Na freilich, viele kennen den Hörzhausener ja. Und obendrein macht er einen ausgesprochen vertrauenswürdigen Eindruck.

Früher war es weitaus mehr Handarbeit

Seine Arbeit, verrät Karl Heinz Euba zwischendurch, mache er auch heute noch sehr gerne. Früher habe es sogar weitaus mehr Handarbeit gegeben. Dann, wenn beispielsweise die durch den Garten verlegte Trinkwasserleitung an einer Stelle undicht war. Da wurden schon mal mehrere Hände und Schaufeln gebraucht. Dafür kommt heute der Minibagger zum Einsatz. Bis vor wenigen Jahren war Euba Teil des Bereitschaftsteams, das ausrückt, wenn es zu Wasserrohrbrüchen kommt und etwa Straßen überschwemmt oder unterspült werden und damit sogar Setzungen einhergehen können.

Im nächsten Haushalt dauert der Zähleraustausch etwas länger. Die Eigentümer erzählen, dass das Leitungswasser manchmal zu drucklos aus dem Hahn käme. Kein Problem für den Wasserwart, der das Rückschlagventil gangbar macht. Dann noch die Unterschrift auf dem Protokollzettel eingeholt. Zu zahlen gibt es für die Dienstleistung direkt nichts, die Wasserzähler befinden sich schließlich im Eigentum der Stadtwerke.

Am Ende dieses Tages wird der Laderaum des Transporters nahezu leer sein. Fast alle eingepackten Wasserzähler wird Karl Heinz Euba dann verbaut haben. Im Durchschnitt, erzählt der Wasserwart, erreiche er an einem Arbeitstag vier Fünftel der Kunden. Morgen dann wird sich Karl Heinz Euba auf seiner Tour die Parallelstraße vornehmen. Und natürlich die an diesem Tag nicht erreichten Haushalte. Und dabei mit Sicherheit wieder ein gern gesehener Gast sein.

SZ

Thomas Floerecke