Pfaffenhofen (PK) Ein geschmückter Baum, volle Gabentische, Kinder, die begeistert ihre Geschenke auspacken: So sieht die Idealvorstellung von Weihnachten aus, die in vielen Familien aber von der harten Realität überholt wird. Oft reicht das Geld nicht für das Nötigste und für Extras schon gar nicht.
So auch im Fall von Sarah P., die sich mit ihrem Hilferuf an den Verein Familien in Not wandte. Die alleinerziehende Mutter konnte ihrer Tochter nicht einmal neue Schuhe kaufen. „Wir bewegen uns immer am Rand des Existenzminimums“, schrieb Sarah P. (Namen von der Redaktion geändert). Die 35-Jährige aus dem südlichen Landkreis ist erwerbsunfähig und lebt von Rentenzahlungen. Depressionen und eine schwere Hauterkrankung machen immer wieder Klinikaufenthalte erforderlich. Um die elfjährige Tochter Celine kümmert sich dann die Oma, die ebenfalls mit einer sehr kleinen Rente auskommen muss. Celines Vater kommt seinen Verpflichtungen nur sporadisch nach, und wenn Sarah P. ihn um Geld für Kleidung bittet, herrscht Funkstille.
Die junge Frau konnte einige offene Rechnungen nicht begleichen und hatte sich daher an die Schuldnerberatung gewandt. Zum einen ist sie froh, dass sie nach jahrelangem Warten endlich einen Platz für eine Langzeittherapie bekam: In der Klinik werden Menschen behandelt, die an den Folgen einer traumatischen Lebenserfahrung leiden. Danach geht es vielleicht endlich wieder aufwärts, hofft die Mutter, macht sich aber Sorgen um Celine. Natürlich wird die Oma sie wieder gut betreuen, aber das Geld fehlt an allen Ecken. Die Elfjährige ist schnell gewachsen, nichts passte mehr, an einem Schuh löste sich die Sohle. Zudem stand die Fahrt ins Schullandheim an; auch hierfür brauchte das Mädchen Turnschuhe und Kleidung, die Sarah P. nicht finanzieren konnte. Mit der Zuwendung des Vereins Familien in Not unternahmen Mutter und Tochter einen Einkaufsbummel, bei dem das Mädchen neu eingekleidet wurde; auch für einen Haarschnitt reichte das Geld noch. „Wir hatten einen wundervollen Tag“, berichtete Sarah P. in ihrem Dankesbrief an den Verein, „Celines Augen strahlten!“
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll..“ So beginnen viele Hilferufe, die den Verein Familien in Not erreichen, denn oft haben die Betroffenen mit mehreren Problemen zu kämpfen. Eine Kerze, die an beiden Seiten brennt – dieses Gefühl ist auch der 38-jährigen Julia F. aus der Kreisstadt vertraut. Ihre Alkoholsucht hat sie dank einer Therapie überwunden, aber sie musste ihre beiden älteren Kinder in eine Pflegefamilie geben.
Mit ihrem Mann und den beiden kleinen Söhnen zog sie vor eineinhalb Jahren nur ungern in seine Heimat nach Nürnberg: Er hatte es so beschlossen und sie wurde nicht gefragt. Am neuen Wohnort spitzte sich die Lage im ohnehin angespannten Eheverhältnis zu. Christian F. wurde handgreiflich; einer der beiden Buben musste die Szene miterleben. Der Vater zog aus, Mutter und Kinder waren nun auf sich allein gestellt, denn in Nürnberg hatten sie keinerlei Kontakte. „Nur wenn er Lust dazu hat“, so Julia F., kümmere sich der Vater um die Söhne.
Das Heimweh nach Pfaffenhofen machte der 38-Jährigen sehr zu schaffen; vor allem fehlten ihr die regelmäßigen Besuche bei ihren größeren Kindern. Trotz der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt fand sie in der Kreisstadt durch Zufall eine bezahlbare Wohnung, noch dazu ganz in der Nähe der Kindertagesstätte: „Und die neuen Vermieter sind total nett! Sie freuen sich sogar, uns eine neue Chance geben zu können“. Derzeit bemüht sich die Mutter um Arbeit, um den Lebensunterhalt für die kleine Familie bestreiten zu können. Die Rückkehr in die Kreisstadt konnte Julia F. in ihrer schwierigen finanziellen Situation nicht allein schultern; hier half der Verein, indem er die Umzugskosten übernahm.
Fast selbst noch ein Kind war Sandy L., als sie 2014 mit 15 Jahren ihre Tochter zur Welt brachte. Mit ihrer alleinerziehenden Mutter und drei Geschwistern lebte sie in einer kleinen Gemeinde im Norden des Landkreises. Das Baby wurde in eine Pflegefamilie gegeben; Sandy besucht es regelmäßig. Dann wurde das junge Mädchen wieder ungewollt zum zweiten Mal schwanger.
Über das Kreisjugendamt hat die 16-Jährige nun einen Platz in einem Mutter-Kind-Heim gefunden: Dort soll sie längere Zeit bleiben und eine Ausbildung beginnen. Ihr wurde in Aussicht gestellt, dass sie auch ihre kleine Tochter wiederbekommen soll, wenn alles gut läuft.
„Das ist eine starke Motivation für die junge Mutter“, erklärte eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Schwangerschaftsanfragen, die Sandy betreut. Für ihre Zeit im Heim brauchte Sandy L. dringend ein Babybett, einen Kinderwagen und die Säuglingsausstattung – die Kosten übernahm schnell und unbürokratisch der Verein Familien in Not.
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