Eichstätt
Wenigstens ein Schluck Volksfest

Volksfestausschuss und Hofmühl präsentieren Bier für abgesagtes "Fest zum Gernhaben"

22.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:27 Uhr
"Fernprost": Klaus Dorsch (links) und Frank Stachel (rechts) vom Eichstätter Volksfestausschuss beim Anstoßen mit Corona-Abstand mit Stephan Emslander und den ersten Maßen Volksfestbier. −Foto: Zengerle

Eichstätt - Kein Eichstätter Volksfest in diesem Jahr - das schmerzt nicht nur viele Fans der hiesigen "Wies'n", sondern ganz besonders auch den Volksfestausschuss und Bräu Stephan Emslander von der Hofmühlbrauerei. Aber während das neuartige Coronavirus die über 70-jährige ununterbrochene Volksfesttradition vorübergehend ausgesetzt hat, soll wenigstens ein anderer Brauch aufrechterhalten werden: der des Volksfestbieres. Das gibt es ab jetzt sogar schon früher als sonst zu kaufen und zu trinken - und damit zumindest einen "Hauch", oder besser gesagt einen "Schluck" von Volksfest.

 

Es sieht auch jetzt schon richtig süffig aus im Maßkrug: das Eichstätter Volksfestbier, das man in diesem Jahr schon lange vor dem eigentlichen Volksfesttermin genießen kann. Die Pandemie rund um jenes Virus, dessen Name schon kaum mehr jemand hören kann, hat eben so einiges auf den Kopf gestellt. "Erstmals gibt es ein Volksfestbier ohne Volksfest - eine Premiere quasi", sagt Frank Stachel, der Vorsitzende des Volksfestausschusses, schmunzelnd, aber auch kopfschüttelnd - den Humor lassen er und Stellvertreter Klaus Dorsch sich auch von einer Viruspandemie immerhin nicht trüben. "Dafür feiern wir nächstes Jahr dann wieder richtig", sagen sie zuversichtlich - und probieren gleich das erste Volksfestbier, das es nun im Handel oder auch direkt bei der Brauerei Hofmühl gibt. "Schön süffig - schmeckt auf jeden Fall nach Volksfest", so ihr Urteil. "Wir sind froh, dass es wenigstens das passende Bier gibt."

Und darum geht es - neben etwas Hilfe beim Umsatz für die Brauerei natürlich - auch: den Leuten ein wenig trinkbare Normalität zurückzugeben und den Brauch aufrechtzuerhalten. "Viele Leute haben uns jetzt schon nach dem Volksfestbier gefragt", sagt Stephan Emslander. "Und auch die Tradition ist uns wichtig: Seit 1812 brauen wir immer spezielles Festbier nach Märzenart, etwas stärker, mit schönem dunklen Charakter, ein wenig malzaromatischer", beschreibt Stephan Emslander im Stile eines Biersommeliers den traditionsreichen Tropfen in seinem Maßkrug. Auch für ihn ist es ein Stück Normalität nach schweren Wochen. "Ich habe es vorher nie erlebt, und auch nie von meinem Vater gehört, dass wir in unserer Brauerei einmal eine Sudpause gemacht hätten", sagt er nachdenklich. "Das war schon eine harte Zeit in den letzten zwei Monaten. Da macht man sich sogar Gedanken um die Existenz."

Aber man habe in den vergangenen Jahren viel investiert, sei Gott sei Dank gut aufgestellt und könne nun auch dank staatlicher Unterstützung etwa durch Kurzarbeit die Krise gut überstehen und das Team halten, so Emslander. Vier bis fünf Arbeitsplätze seien sonst zumindest vorübergehend gefährdet gewesen.

Er ist erleichtert, dass es nun nicht nur für seine Brauerei, sondern auch für die vielen Wirte wieder weitergeht. Auch wenn das Verbot von Großveranstaltungen die Traditionsbrauerei massiv treffe und der Bierabsatz entsprechend eingebrochen sei - "die Wirte bestellen inzwischen wieder", freut er sich.

Positive Signale in ungewöhnlichen Zeiten also. "Wenn man bedenkt, dass es abgesehen von Zeiten des Kriegs und Elends immer ein Volksfest gab, zeigt das schon, dass wir gerade eine außergewöhnliche Phase erleben", erklärt Klaus Dorsch. Das Riesenrad, das sonst immer auf dem Eichstätter Volksfest steht, wäre nun als kleine Hilfe beinahe mit Sondergenehmigung in der Fürther Innenstadt aufgestellt worden. Aber das lohne sich eben nicht wirklich für die Schausteller, erzählt Frank Stachel, der mit allen gesprochen hat. Die seien natürlich massiv von der Krise betroffen. Manche Schausteller hofften jetzt schon auf die Weihnachtsmärkte, wo sie oft Stände hätten. Aber sie würden die Krise überstehen und nächstes Jahr wieder in Eichstätt dabei sein, sagt er nach dem positiven Austausch mit ihnen. "Es wird nächstes Jahr ein Riesenrad auf dem Volksfest geben", versichert er - wenn die Pandemie bis dahin hoffentlich komplett überwunden ist.

In diesem Jahr aber sei auch eine Verschiebung oder ein Volksfest "to go" kein Thema gewesen: "Wir wollen den Wirten da nichts wegnehmen, und so etwas hätte ja auch keinen Charme und wäre auch ein falsches Signal", sagt Stachel. "Es ist einfach nicht die Zeit, so ein Fest im Bierzelt zu feiern. Da fehlt die Ausgelassenheit. In der Bevölkerung ist immer noch eine Nachdenklichkeit und Vorsicht da. Das würde einfach nicht passen - selbst wenn es erlaubt wäre", meint Dorsch. Und so gibt es auch für den 1949 nach dem Krieg neu gegründeten Volksfestausschuss erstmals nach 70 Jahren nun einen kleinen Bruch. Aber Frank Stachel, Klaus Dorsch und Stephan Emslander freuen sich, dass es wenigstens in Sachen Volksfestbier ohne Unterbrechung weitergeht.

EK

Stephan Zengerle