Weltstars auf vier Rädern

19.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:40 Uhr

Geschwindigkeitsrekord seiner Zeit: Der "Blitzen Benz" aus dem Jahr 1909 fuhr bereits 228 km/h. - Foto: Daimler AG

München (DK) Die Eyecatcher der Schau heißen zwar "Blitzen Benz", "C 111" oder "Autobahnkurier" – und sind Weltstars auf vier Rädern. Aber der heimliche Star ist ein Stern. Seinen Aufgang am Horizont – der freilich eine Kühlerhaube ist – kann der Besucher der Schau "Meilensteine Automobildesign. Beispiel Mercedes-Benz." sozusagen am lebenden Objekt, nämlich an einer Reihe von Kühlergrills, nachvollziehen.

So wurde das Element auch zur Trophäe der No-Future- und Punk-Generation um 1980. Man riss die Objekte des Hasses gerne ab (entmannte die Edelautos sozusagen) und hängte sich die gesammelten Beutestücke nicht selten in einer Kette um den Hals.

Bei den präsentierten sieben Automobilen, die zum Teil Einzelstücke oder Prototypen sind und aus Privatsammlungen aus den entferntesten Winkeln der Welt herantransportiert wurden, spielt das Stern-Symbol eine auffallend untergeordnete Rolle – entweder er stört die Form, oder man braucht ihn nicht, was nicht weiter wundert.

Denn im Blickpunkt der Schau stehen keine Serienprodukte, die man ja auch an jeder Straßenecke bewundern kann, sondern Design-Legenden, die Automobilbau und -gestaltung nach vorn brachten.

Unerreicht war etwa der "Blitzen-Benz" von 1909, der mit 228 km/h den absoluten Geschwindigkeitsrekord (bis 1919) seiner Zeit einfuhr, schneller noch als die damals gerade verbesserten Jagdflugzeuge des 1. Weltkriegs. Eine aerodynamische Karosserie, ein riesiger Motor mit 200 PS und ein Hubraum von knapp 22 Litern machten es möglich – und begründeten in Nordamerika den Mythos der Stuttgarter Marke. Denn nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten konnte dieses in acht Exemplaren gebaute Auto damals seine ganze Leistung unter Beweis stellen.

In Europa war dies erst in den 30er Jahren auf den neuen deutschen Autobahnen möglich. Der "Autobahnkurier" von 1938, ein edles schwarzes Coupé im gediegenen Streamline-Styling fuhr mit 180 PS ganze 170 km/h in der Spitze.

Weitere Highlights sind der faszinierende Flügeltürer "300 SL" von 1954, der sowohl auf dem Boulevard als auch auf der Rennpiste alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Die rohe Rennwagen-Variante von 1952 begründete den Ruhm der "Silberpfeile" – und fuhr einige Formel 1 Weltmeistertitel ins Haus.

Die moderneren Zeiten sind hauptsächlich mit Studien und Prototypen präsent. Der zwölf mal gebaute "C 111", ein Pfeil auf Rädern mit einem 5-Zylinder-Dieselmotor aber kaum wieder erreichbarem Minimal-Luftwiderstand (0,18), erzielte neun Weltrekorde. Neue Wege im Design zeigt der schick lackierte Designentwurf des "Bionic Car" von 2005 auf. Die Karosse ist dem aerodynamisch einzigartigen Kofferfisch der Tiefsee nachempfunden.

Aber in dieser Form würde ihn die Mercedes-Klientel wohl kaum bestellen. Deshalb arbeiten Ingenieure und Designer weiter daran. Wie das geht, veranschaulichen Tonmodelle, eine gigantische Abwicklungsskizze, Eins-zu-eins-Studien oder Renderings. Und so wird man doch wieder daran erinnert, dass man in einer Design-Ausstellung ist, die einem auch den Prozess des Gestaltens näherbringt.

 

Pinakothek der Moderne, bis 14. September, täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr.