Riedenburg
"Weltkriege werfen noch lange Schatten"

Gedenkstunde am Riedenburger Kriegerdenkmal - Auch heute ist der Friede gefährdet

18.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:35 Uhr
Mit einem Fackelzug von der Kirche zum Kriegerdenkmal und einer Gedenkstunde wurde in Riedenburg an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert. −Foto: Rast

Riedenburg (rat) 80 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen ist am Riedenburger Kriegerdenkmal der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht worden. Es wurden drei Kränze niedergelegt. Der Riedenburger Stadtpfarrer Edmund Bock erinnerte am Samstagabend anlässlich des Volkstrauertages auch an die Opfer der Vertriebenen und Widerstandskämpfer. Man müsse Hass und Konflikten mit dem Gebet begegnen, sagte der Geistliche.

Sein evangelischer Amtsbruder Christian Bernath ging auf eine Rede von Donald Trump ein. Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte die Konflikte im Nahen Osten vor wenigen Tagen als "lächerliche und endlose Kriege" bezeichnet. "Kein Krieg ist lächerlich", entgegnete Bernath. Er beschrieb eindrücklich das Elend an den Fronten und in den Schützengräben mit der Allgegenwart des Todes und stellte die Frage: "Was wäre ohne Krieg aus all diesen Menschen geworden?"Jedes der Opfer habe einen Namen und eine Lebensgeschichte gehabt. Leider entlarve der Krieg das schreckliche Gesicht des Menschen.

Auch heute sei der Friede gefährdet, erklärte Bernath. Er erinnerte an die "wachsende Angst vor Fremden, den aufflammenden Nationalismus und unberechenbare Regierungen". Der evangelische Pfarrer zitierte die Bergpredigt: "Selig sind, die Frieden stiften." Die Feier am Samstag dürfe sich deshalb nicht auf die Opfer der Kriege in vergangenen Zeiten reduzieren. "Unser Gedenken hat nur einen Sinn, wenn wir die Linie weiterziehen bis in unsere Tage."

Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) dankte dem Kameraden- und Reservistenverein, der Kolpingfamilie, dem VdK, dem TV Riedenburg, der Feuerwehr, den Schützenvereinen sowie der Stadtkapelle Riedenburg für die Organisation und Begleitung der Gedenkfeier. Die Zusammenkunft sei wichtig, sie diene dazu, den Toten beider Weltkriege eine Stimme zu geben, damit sie nicht zu endlosem Schweigen verurteilt seien. Lösch bedauerte, dass angesichts der unvorstellbaren Zahlen an Todesopfern der Verlust jedes einzelnen Menschenlebens nach hinten rücke. "Die beiden Weltkriege werfen noch immer lange Schatten." Sie seien ein nicht abgeschlossener Teil der Vergangenheit und gehörten zur Identität eines jeden Bürgers.

Der Bürgermeister begrüßte, dass es der Europäischen Union gelungen sei, den Frieden dauerhaft zu sichern. Diese Leistung wiege umso schwerer, wenn man bedenke, dass weltweit noch 374 Konflikte lodern, von denen 213 gewaltsam ausgetragen werden. Genau 3315 Bundeswehrsoldaten seien derzeit zur Sicherung des Friedens im Ausland im Einsatz und fünf von ihnen seien im laufenden Jahr in Ausübung ihres Dienstes durch Fremdeinwirkung gestorben. "Frieden, Freiheit und Mitmenschlichkeit sind keine Selbstverständlichkeit." Diese Werte brauchen nach Löschs Überzeugung Menschen und staatliche Institutionen, die sich dafür einsetzen. "Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Blut vergossen wird", forderte das Stadtoberhaupt.

"Unser Leben gilt der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern", sagte die VdK-Ortsvorsitzende Christa Stitzinger. Auch sie erinnerte an die unzähligen Opfer sinnloser Gewalt. Frieden, Freiheit, Mitmenschlichkeit und Toleranz seien hohe Güter, ergänzte Christian Held, der Vorsitzende des Riedenburger Kameraden- und Reservistenvereins. Er sprach von einem Tag des Nachdenkens darüber, was man für den Erhalt dieser Werte tun könne.