Ingolstadt
Weit mehr als nur ein Bahnhof

Architekt Eckart Zurmöhle erläuterte seine Pläne, die hinter der neuen Nahverkehrsdrehscheibe stehen

30.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:58 Uhr

Im Erdgeschoss des Nordbahnhof-Neubaus, dort wo die Omnibusse halten, erläutert Architekt Eckart Zurmöhle (links) im Rahmen einer »Architektour« seine Ideen und Pläne für das Bauwerk - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Für Architekt Eckart Zurmöhle ist das Gebäude ein „kompakter Kubus an einem unendlichen Strang von Gleisen“. Und auf dem 17,5 Meter hohen Dach, gleichzeitig das oberste Parkdeck, bekommen die Teilnehmer der „Architektour“ eine Vorstellung davon, was Zurmöhle damit meint.

Der Neubau des Nordbahnhofs, bei dem die IFG als Bauherrin fungierte, ist aber nicht nur wegen seiner Eignung als Aussichtsplattform weit mehr als nur ein Bahnhof, wie der Münchner Architekt und sein Ingolstädter Projektleiter Markus Reichl am Samstag bei ihrer Führung durch den futuristisch anmutenden Neubau erläuterten. Während Zurmöhle ihn als Prototyp für Busbahnhof, Verwaltung und Shops bezeichnet, spricht Reichl von einer „neuen Verkehrsdrehscheibe für den Ingolstädter Norden“, weil hier die Nutzung von Bahn, Bus und Auto oder Fahrrad Hand in Hand gehe.

Es gibt einen „Bike Port“ mit Ladestationen für Elektroräder, mit überdachten Fahrradstellplätzen und sogar abschließbaren Boxen, in denen auch teure Räder sicher untergebracht werden können. Mit dem Auto können die Reisenden ins Parkhaus fahren und dann entweder in den Bus umsteigen, der im Erdgeschoss quasi durch das Gebäude durchfährt, oder einen der Züge nehmen, die auf den direkt daneben liegenden Gleisen einfahren. Und für diejenigen, die mit dem Airport Express zum Münchner Flughafen wollen, ist sogar eine „Airport Lounge“ eingerichtet, in der die Wartenden nicht nur vor schlechtem Wetter geschützt sind, sondern auch noch über die Abflugzeiten und mögliche Verspätungen von Flügen informiert werden.

Doch nicht jeder, der in dem Parkhaus sein Auto abstellt, will weiterreisen. Denn zum einen sind im Erdgeschoss, bei dem die Architekten auf die „Idee des zentralen Durchgangs“ setzten, Geschäfte untergebracht. Zum anderen befinden sich außer im Erd- und im Dachgeschoss auch Büros in direkter Nachbarschaft zu den Stellplätzen, erreichbar über das Treppenhaus, das laut Zurmöhle wie auch die Parkdecks eine „orange Pracht“ darstellt.

Schon von Weitem am auffälligsten sind aber die Betonfinnen, die rund um das Gebäude an dessen Außenseite hängen und die sich je nach dem Winkel, in dem man auf den Kubus blickt, mehr oder weniger stark verschränken.

Insgesamt hat Zurmöhle nach eigener Aussage bei der Planung des neuen Nordbahnhofs die „Flucht nach vorne“ angetreten und versucht, „alles über dem Platz zu stapeln“ und dabei sehr kompakt zu bauen. Dies sei der relativen Enge des Standorts geschuldet und auch der Tatsache, dass eine Tiefgarage wohl zwei- bis dreimal so teuer gewesen wäre. Außerdem wäre im Untergrund bei den Parkern sicher nicht das Gefühl der großen Weite aufgekommen, das sich halt nur auf dem Dach ergibt. Künftig kann sich dieses Gefühl vielleicht auch im Parkhaus einstellen. Denn dort werden an den Brüstungen der einzelnen Parkdecks noch 45 Spiegel installiert, die – einem Kaleidoskop gleich – „schöne Bilder“ erzeugen und die dort zwar nötigen, aber von Zurmöhle weder geplanten noch geliebten Taubengitter weitgehend vergessen machen sollen.