Wolnzach
Wegweisende Wochen

Die Wolnzacher Basketballer kämpfen um den Klassenerhalt - und eine interne Weiterentwicklung

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Er hat das Sagen: Trainer Mike Urban (grauer Pullover) ist auf dem Platz gefragt. Auch hinter den Kulissen hat der TSV einige Herausforderungen zu bewältigen, als Sportlicher Leiter ist er direkt betroffen. −Foto: Urban

Wolnzach (PK) Die heiße Phase beginnt: Sieben Spieltage vor dem Saisonende haben die Basketballer des TSV Wolnzach nun noch ein freies Wochenende in der 2. Regionalliga Nord.

Zwar stehen die Wolnzacher als Aufsteiger nach zwei Dritteln der Saison auf einem guten sechsten Rang, aufgrund eines komplizierten Abstiegssystems (siehe Kasten) bleibt der Abstiegskampf aber wohl noch länger Thema. Jedoch ist nicht nur sportlich ungewiss, wo die Reise des TSV hingeht. Trainer Mike Urban beispielsweise hat als Sportlicher Leiter und Zweiter Abteilungsleiter eine Menge Arbeit. Im Interview spricht er nicht nur über den Abstiegskampf, sondern auch über anstrengende Auswärtsfahrten und zu verbessernde Strukturen. Seine eigene Zukunft lässt er noch offen.

 

 

"Einiges sollte anders und besser laufen als diese Saison, wir müssen uns Gedanken machen."

 

 

Herr Urban, nach Schwierigkeiten zu Saisonbeginn mit vielen Verletzten läuft es in der Rückrunde dagegen super. Drei Siege aus vier Spielen sprechen Bände. Wie kann man sich diesen Aufschwung erklären?

Urban: Da können wir natürlich sehr zufrieden sein. Wir sind einfach ein wenig gesünder geworden. Außerdem sind wir sicherer in dem, was wir machen. In engen Situationen sind wir mittlerweile feuererprobt. Aber wir haben noch nicht diese Sicherheit, die ich mir in vielen Dingen wünschen würde. Überraschend ist das alles aber nicht. Denn die Qualität war immer da, das war auch in der Hinrunde zu sehen. Da wir teilweise mit echt verrückten Aufstellungen doch immer wettbewerbsfähig waren. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir auch mal ein paar Spiele gewinnen.

 

Es steht das vorletzte spielfreie Wochenende der Saison an. Wie nutzt das Team die Pause?

Urban: Es wird wahrscheinlich normales Training stattfinden, womöglich tun wir uns aber mit der Zweiten Mannschaft zusammen. Ein paar Jungs sind im Urlaub. Zudem hat ein Spieler auch eine kleine Party geplant. Da steht es auch mal im Vordergrund, näher zusammenzurücken und das gemeinsam zu genießen. Das haben wir uns auch verdient. Ansonsten geht es darum, sich bestmöglich zu regenerieren.

 

Wie sehen Sie die Chancen der Wolnzacher im Kampf um den Klassenerhalt?

Urban: Aktuell sind zehn Teams unter uns, wenn man beide Ligen sieht. Mit fünf Siegen Vorsprung auf die beiden Letzten Gröbenzell und Landsberg in der Südstaffel haben wir bei noch sieben Spielen da schon ein gutes Polster. Bei insgesamt fünf Abstiegsplätzen fehlen also wohl noch drei Teams. Die Teams aus der Nordstaffel, die unter uns stehen, haben maximal zwei, drei Siege Rückstand. Regnitztal und Nördlingen holen sehr gut auf. Die werden Dampf machen. Umso wichtiger sind Siege gegen Teams unter uns.

 

Mit zwei Heimspielen gegen Erfurt und Leipzig stehen damit in den nächsten zwei Wochen wichtige Partien an.

Urban: Am liebsten wäre es mir, wenn wir noch mindestens drei Siege holen. Am besten gleich zwei davon gegen Erfurt und Leipzig, das ist klar.

 

Vor der Saison waren die weiten Auswärtsfahrten nach dem unfreiwilligen Wechsel in die Nordstaffel ein großes Thema. Wie hat der Verein das Ganze geschafft und verkraftet?

Urban: Wir hatten bis jetzt relativ großes Glück, bis jetzt gab es erst einmal wegen schlechten Wetters und eines Unfalls eine Verzögerung. Klar waren die Jungs manchmal nicht ganz so fit nach langen Fahrten, aber das ging eigentlich. Wir konnten in der Hinrunde, als das Wetter besser war, die meisten weiten Fahrten hinter uns bringen. Organisation und Finanzierung waren schon aufwendig. Aber insgesamt hatten wir im Einzelfall oft Hilfe von Sponsoren, freiwilligen Busfahrern oder meinem Co-Trainer Dominic Terlutter, die sich allesamt eingesetzt haben. Wenn wir es in der kommenden Saison nochmal machen müssen, würde ich mir eine bessere Organisation und mehr Ressourcen wünschen. Extrembeispiel war die Partie in Litzendorf. Das Spiel ging Sonntagabend um 19 Uhr los, ich war nach der Spielnachbereitung etwa halb zwei Uhr nachts im Bett. Das ist für alle nicht so lustig, wenn man am nächsten Tag noch arbeiten muss. Ein paar Spieler mussten ja auch noch nach München. Das ist eigentlich unmöglich.

 

Mit Peter Maischak, Valerian Zenk und Ole Alsen kamen drei Spieler, die schon höherklassig gespielt haben. Die Sorge, dass das Teamgefüge darunter leidet, war durchaus da.

Urban: Es gab eine neue Liga, viele Ausfälle, neue Rollen und wir haben viel in die Zweite Mannschaft investiert. Alle hängen sich rein, keiner schont sich. Manchmal müssen wir die Jungs sogar bremsen, damit sie ihre Körper nicht kaputtmachen. Sie haben das Herz am richtigen Fleck und wollen den Teamerfolg. Das ist das ganz große Plus. Aber natürlich haben sich Rollen und Spielzeit deutlich verschoben, daran muss man manchmal arbeiten. Unsere größte Herausforderung ist immer die Balance zwischen Ehrgeiz und Erwartungshaltung. Ich mache gerne anspruchsvollen Basketball. Peter, Valerian und Ole sind das aus höheren Ligen auch gewohnt, die anderen Jungs vielleicht noch nicht so. Aber wir sind nun mal Aufsteiger und haben mit vielen Ausfällen zu kämpfen. Auch wenn jeder mitziehen will, man darf nicht zu viel wollen oder erwarten, es braucht Achtsamkeit und Geduld.

 

Wie sehen die Planungen für die kommende Saison aus? Kader/Abgänge/Zugänge?

Urban: Ich plane schon länger an der Neustrukturierung des Vereins, der Klassenerhalt hat aber gerade Vorrang. Die Aufgaben müssen breiter verteilt werden und es braucht mehr Verantwortliche. Die Jugend muss gestärkt, die Finanzierung besser werden. In Zuge dessen muss man sich überlegen, wo wir hin wollen und was wir aus dieser Saison gelernt haben. Zeitnah sollten wir dann aber mit der konkreten Kaderplanung beginnen. Vor allem wenn wir wissen, wo es hingeht.

 

Nach dem Aufstieg war auch Ihre Personalie unklar. Wie sieht der Aufwand derzeit als Trainer, Sportlicher Leiter und Zweiter Abteilungsleiter aus?

Urban: In der Konstellation ist der Aufwand eigentlich zu hoch. Es ist schwierig zu vereinen, wenn wir in verschiedenen Gebieten noch nicht so weit sind, wie es nötig wäre. Ich muss mich um die Trainer und ihre Weiterbildung kümmern, würde gern auch mehr in den Trainings vorbeischauen. Das kommt aber zu kurz. Die Entwicklung der Organisation wird leider verzögert und vernachlässigt, auch weil die anderen Funktionäre zu wenig Zeit haben. Eine Woche mit der Ersten Mannschaft kostet mich etwa mindestens zehn Stunden, und da ist schon Einiges außen vorgelassen. Wenn wir dann Spannungen zu kämpfen haben, die so eine Saison schon mal mit sich bringen kann, wird es anstrengend. Kommt dann privatlich oder beruflich etwas dazu, wird es wirklich grenzwertig.

 

Was heißt das für die neue Saison? Bleiben Sie Trainer?

Urban: Dafür habe ich kein Gefühl derzeit, was auch am Aufwand liegt. Es kommt auch sicher auf die berufliche und private Entwicklung bei mir an. Grundsätzlich ist es schwierig, Trainer mit einer entsprechenden Lizenz auf diesem Niveau zu finden. Das hört man von allen Vereinen, wenn man Gespräche führt. Trainer mit A- und B-Lizenzen trainieren oft höherklassig und verdienen damit ihren Lebensunterhalt. Eigentlich sollte ich auch mal wieder eine Jugendmannschaft trainieren. Es gibt theoretisch einige Dinge, die mich motivieren und auf die ich mich freuen würde. Einiges sollte anders und besser laufen als diese Saison, wir müssen uns Gedanken machen, wie wir das aufziehen. Das ist aber in dieser Personalunion vieler Rollen, aufgrund der neuen Liga, der Herausforderungen des neu formierten Teams sowie dem organisatorischen Aufwand auch keine große Überraschung.

 

Das Gespräch

führte Kevin Reichelt.

DER MODUS

24 Teams spielen derzeit in der 2. Regionalliga Südost, aufgeteilt in einer Nord- und eine Südstaffel mit je zwölf Teilnehmern. Voraussichtlich müssen insgesamt fünf Teams aus der 2. Regionalliga in die Bayernliga absteigen. Dies kann sich aber durch Rückzüge beziehungsweise Nicht-Antritte noch kurzfristig nach der Saison ändern. Wie der Sportreferent der Regionalliga Robert Daumann erklärt, werden die beiden Tabellenletzten der Ligen sicher absteigen. Dazu kommen die drei schlechtesten Teams aus beiden Ligen. Dafür wird ein Quotient berechnet. Die erreichte Punktzahl wird durch die mögliche Punktzahl geteilt. Bei Quotientengleichheit entscheidet die Korbdifferenz, nicht der direkte Vergleich. Es ist also möglich, dass aus einer Staffel vier Teams absteigen, während aus der anderen Liga nur eine Mannschaft den Gang in die Bayernliga antreten muss. Ein kompliziertes Konstrukt. Die Mannschaften müssen also auf die eigene Liga aber auch die zweite Staffel blicken. "Der Modus wird der Unterschiedlichkeit der Ligen nicht gerecht", findet Wolnzachs Trainer Mike Urban.

Wie Daumann erklärt, wurde zudem eine Aufstockung der 2. Regionalliga von zwei auf drei zur neuen Saison abgelehnt. Dieser Vorschlag war aufgekommen, nachdem die Teams aus Wolnzach, Goldbach und Nördlingen sehr weite Auswärtsfahrten zu bewältigen haben. Allerdings, so Daumann, sei dies nur eine Lösung für zwei der drei Teams. für Goldbach würde sich nichts ändern. Für die Saison 2018/19 bleibt es also bei zwei Staffeln. | kvr