stadtgeflüster
Was man tut, was man tun könnte

22.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:41 Uhr

Nun, wie haben Sie das erste ausgehfreie Wochenende verbracht?

Ausschließlich daheim oder doch mit einem kleinen Rundgang durch den Vorgarten? Da wird die Polizei ja hoffentlich noch nichts dagegen sagen wollen, solange Sie dabei Ihren Nachbarn nicht zu nahe kommen. Ein kleiner Flirt mit der netten jungen Dame (respektive dem netten jungen Mann) von nebenan mag ja ansonsten manchen oder manche verlocken - in diesen tristen Tagen ist das aber allenfalls auf größere Distanz zu empfehlen. Da können sich die Herren bei einem missglückten Versuch dann aber wenigstens so schnell auch keine Watschn einhandeln. Immerhin.

Männer sollten ja von der Staatsregierung eingangs der großen Krise noch durch die Öffnung der Baumärkte und Frauen durch den Bereitschaftsdienst der Friseure bei Laune gehalten werden. Seit klar ist, dass sich das böse Virus nicht mit Bohrmaschinen oder Haarspray in Schach halten lässt, musste diese Widerstandslinie leider aufgegeben werden, und Manners- wie Weibersleit sind zurückgeworfen auf sich selbst und ihr hoffentlich trautes Heim. Dann müssen eben doch im eigenen Bad die Lockenwickler angelegt werden, und die Herren können sich mit allem, was der Heimwerker noch zu Hand hat, darin versuchen, ein ausreichend dimensioniertes Regal für den hoffentlich stattlichen Vorrat an Toilettenpapier zurechtzuzimmern. Glück auf!

Am meisten können einem ja jene Zeitgenossen leidtun, die in ihrer Freizeit gerne in größeren Gruppen mit Walking-Stöcken bewaffnet und ewig ratschend durch die Natur ziehen. Diese Form des Fitnesstrainings muss zumindest in Hordenstärke vorläufig entfallen. Auch jene, die sich gerne dicht an dicht mit Glaubensgleichen in gewissen Studios an irgendwelchen Gestängen und Maschinen abarbeiten, weil es ihnen sonst womöglich schnell langweilig wird, müssen jetzt auf bessere Zeiten vertröstet werden.

Gerne geben wir an dieser Stelle den Tipp, bei Ausfall aller altgewohnten raumgreifenden Aktivitäten doch mal wieder etwas Gedrucktes zur Hand zu nehmen. Wenn Sie zu jenen Leuten gehören sollten, denen da jenseits von Zeitung und Prospekten allenfalls das Telefonbuch bleibt, dann tut es uns allerdings herzlich leid: Die Buchhandlungen im Lande sind erst mal dicht.

hl