Ingolstadt
Was macht Hasenhüttl?

Der Trainer des FC Ingolstadt lässt seine Zukunft bei den Schanzern offen Drei Szenarien sind möglich

25.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Jubelndes Trainer-Trio: Assistenzcoach Michael Henke, Cheftrainer Ralph Hasenhüttl und Torwarttrainer Martin Scharrer (von links) freuen sich über den 1:0-Sieg gegen Mönchengladbach. Trotz des bereits feststehenden Klassenerhalts ist es aber unwahrscheinlich, dass der Trainerstab dem FC Ingolstadt in dieser Besetzung erhalten bleibt. - Foto: Lüger

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt könnte eigentlich seit Samstag in Dauerfeierlaune sein. Vorzeitiger Klassenerhalt, eine überragende Saison und den FC Bayern München als letzten Heimspielgegner vor Augen - besser hätte die Premiere des Bundesliga-Neulings nicht laufen können.

Und doch ist von Euphorie oder Jubelstimmung keine Spur. Es dominiert nur ein Thema - die Zukunft von Trainer Ralph Hasenhüttl. Ausgerechnet der Vater des Erfolgs, der die Schanzer aus dem Tabellenkeller der Zweiten Liga in die Bundesliga geführt und nun auf spektakuläre Art und Weise mit seinem Team die Klasse gehalten hat, liefert seit zwei Wochen mit unklaren Äußerungen und Andeutungen viel Stoff für Spekulationen. Seit er die Gespräche mit anderen Vereinen, namentlich mit Ralf Rangnick, dem Sportdirektor von RB Leipzig bestätigt hat, vermied der 48-Jährige jegliches Bekenntnis zu den Ingolstädtern. Der Österreicher vergrault damit zunehmend auch Fans und Funktionäre. "Mich ärgert es maßlos, dass durch die Spekulationen um den Trainer die fantastische Leistung der Mannschaft in den Hintergrund gerät", sagt Vereinsgründer Peter Jackwerth und ergänzt: "Jetzt hat sich die leidige Werksklub-Debatte erledigt, wir werden überall in der Liga respektiert und dann kommt das nächste Thema auf, das den Erfolg und die überragende Entwicklung des FCI überlagert."

Jackwerth wiederholt, dass es für ihn aus Sicht des Vereins keinen Grund gibt, sich über den Trainer Gedanken zu machen. "Ralph hat uns gegenüber bisher nicht gesagt, dass er weg will. Deshalb gehen wir davon aus, dass er seinen Vertrag bei uns nicht nur erfüllt, sondern hoffen immer noch, dass er unser Angebot zu einer Zusammenarbeit über 2017 hinaus annimmt", sagt der FCI-Vorstandsvorsitzende. Daraus ergeben sich drei Szenarien:

 

Szenario 1


Hasenhüttl verlängert seinen Vertrag. Das wäre allerdings überraschend, weil er bisher nicht die geringste Andeutung gemacht hat, dies in Erwägung zu ziehen. Das Angebot zu verbesserten Konditionen kann jedoch nicht mit den Möglichkeiten mithalten, die der Österreicher bei größeren Klubs vorfinden würde, sowohl in finanzieller als auch sportlicher Hinsicht. Diese Variante kann man daher so gut wie ausschließen.

 

Szenario 2


Hasenhüttl erfüllt seinen Vertrag und bleibt bis Ende der kommenden Saison. Diese Möglichkeit ist denkbar, falls sich Hasenhüttls potenziell neuer Verein und der FCI nicht auf eine Ablösesumme einigen können. Der FCI-Trainer ginge in diesem Fall jedoch belastet in die neue Spielzeit. Falls es sportlich nicht so gut läuft, wie in dieser Saison, könnte Hasenhüttls bisher großer Vertrauensvorschuss schnell aufgebraucht sein. Auch für den Verein wäre dies eine schwierige Situation. Schwer vorstellbar, dass sich der FCI deshalb ernsthaft auf diese Variante einließe.

 

Szenario 3


Hasenhüttl erklärt offen, dass er den Verein vorzeitig verlassen möchte und bittet um seine Freigabe aus dem laufenden Vertrag. Nach dem erreichten Saisonziel könnte er dies ab sofort äußern, ohne den Klub sportlich in Schwierigkeiten zu bringen. Der Rest wäre dann wohl Verhandlungssache. Angesichts der an ihm angeblich interessierten Klubs wie RB Leipzig oder der FC Schalke sollte eine finanzielle Entschädigung an die Schanzer kein Hindernis sein. Sogar über eine Millionenablöse - der Bundesliga-Rekord für einen Trainer soll bei 1,5 Millionen Euro liegen (2014 von Bayer Leverkusen für Roger Schmidt an RB Salzburg gezahlt) - wird spekuliert. Der Vorteil einer schnellen Einigung für Hasenhüttl und den Verein: Beide hätten Planungssicherheit für die kommende Saison, was vor allem auch für den FCI wichtig wäre. Schließlich müsste Sportdirektor Thomas Linke einen geeigneten Nachfolger finden. Dieses Szenario ist am wahrscheinlichsten - es entspricht der gängigen Praxis im Fußballgeschäft. Die Frage ist allerdings, ob alle Parteien zügig zueinander finden.

 

Falls Hasenhüttl also den Klub verlässt, bleibt die Frage, wie er verabschiedet würde. Sein persönliches Fazit hat der 48-Jährige nach dem 2:2 gegen Hannover 96 bereits gezogen. "Den Klassenerhalt werte ich noch höher als den Aufstieg im vergangenen Jahr. So früh die 40 Punkte voll zu machen, hätte uns niemand zugetraut. Deswegen ein Riesenkompliment an die Burschen, was sie gelernt haben und wie oft sie uns begeistert haben", sagte Hasenhüttl. Dem ist nichts hinzuzufügen.