Bertoldsheim
Warten auf das Symboltier

Am Sonntag wurden die Seeadler entlang der Donau gezählt – Internationales Projekt

12.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:13 Uhr

Zu sehen gibt's immer was. Ornithologe Norbert Model (r.) zeigte und erklärte der Besuchergruppe verschiedene Wasservogelarten am Bertoldsheimer Stausee. Der Seeadler ließ sich zwar nicht blicken, doch entschädigten Kormorane, Silberreiher, Schnatter- und Reiherenten die interessierten Vogelfreunde. - Foto: Frank

Bertoldsheim (DK) Wie viele Seeadler leben entlang der Donau? Eine Antwort auf diese Frage suchten am Sonntag Biologen und Ornithologen von Baden-Württemberg bis zum Schwarzen Meer. Für Hobby-Vogelkundler gab es dazu eine gut besuchte Führung am Bertoldsheimer Stausee.

Das Interesse am Seeadler ist offensichtlich groß. Am frühen Nachmittag trafen etwa 60 Hobby-Ornithologen südlich der Bertoldsheimer Staustufe mit Ferngläsern, Spektiven und Fotoapparaten bewaffnet ein. Angemeldet hatten sich viel mehr, so dass Siegfried Geißler, Fachreferent für Naturschutz am Landratsamt in Neuburg, etlichen absagen musste. Wer trotzdem kam, schloss sich der Gruppe einfach und unbürokratisch an. Unter Führung des Ingolstädter Ornithologen Norbert Model ging es dann am Stausee entlang. Pünktlich zum Start hatte der Nebel aufgerissen, die Sonne schien, es war ein Wetter wie bestellt. Leider wusste der Seeadler nichts davon und glänzte durch Abwesenheit. Die Wasservögel, die zu seinem Beutespektrum gehören, konnten gelassen bleiben. Interessant war es für die Besucher trotzdem, denn Kormorane, Höckerschwäne, Reiherenten, Schnatterenten und Blesshühner bevölkerten unter blauem Himmel die weite Wasserfläche. Model zeigte und erklärte, weshalb der Stausee, an dem die Wasservögel seit den 90er Jahren gezählt werden, ein Ramsargebiet ist. Ramsar ist eine Stadt im Iran. Dort wurde 1971 von 55 Staaten ein Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten mit internationaler Bedeutung geschlossen. Darunter fällt auch der Stausee, an dem gelegentlich Sing- und Zwergschwäne zu Gast sind, der Fischadler jagt, bis zu drei Sägerarten beobachtet werden können und die Schnatterente in großer Zahl überwintert.

Der Seeadler wird erst seit ein paar Jahren dort beobachtet. Waren es anfangs nur Jungvögel, sind inzwischen auch ausgewachsene Exemplare auf der Jagd nach Fischen und Wasservögeln bis hin zu Gänsegröße. Gelegentlich nimmt der Seeadler auch Niederwild und sogar Aas. Seit Umweltgifte wie DDT und PCB verboten sind und der Vogel nicht bejagt werden darf, erholt sich die Art. Deutschlandweit sollen es laut Model über 500 Tiere sein, in Bayern sind es bescheidene sechs Paare, die an großen Flüssen bis zu 40 Kilometer als Revier beanspruchen. In den Donau-Auen sollen drei Kunsthorste dem Greifvogel helfen, wieder heimisch zu werden.

Der Seeadler wurde gestern in neun von zehn Donau-Anrainerstaaten von insgesamt 300 ehrenamtlichen Helfern gezählt. Lediglich die Ukraine beteiligte sich nicht daran. Zwischen Lechmündung bei Marxheim und Ingolstadt waren 16 Experten unterwegs, um den Bestand zu kartieren. In diesem Bereich organisierte die Arbeitsgemeinschaft Donau-Auwald Neuburg-Ingolstadt unter Leitung von Siegfried Geißler vom Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen und Thomas Schneider vom Umweltamt der Stadt Ingolstadt, Führung und Kartierung.

Die Fachleute hatten übrigens Erfolg. Zwischen Lechmündung und Ingolstadt wurden zwei Seeadler gesehen, zwei weitere im Isar-Mündungsgebiet und zwei an der Innstaustufe. Ein Exemplar meldeten die Vogelkundler aus dem schwäbischen Raum.