?Ingolstadt und Audi - das ist meine Heimat?
Vorstandswechsel bei Audi: Peter Kössler geht

17.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:51 Uhr
Peter Kössler geht in den Ruhestand. Der Ingolstädter ist seit 2017 Produktionsvorstand bei Audi und zuvor in vielen Leitungspositionen tätig gewesen. −Foto: Audi AG

Peter Kössler ist gebürtiger Ingolstädter und hat bei der Audi AG Karriere gemacht. Bodenständig und verlässlich füllte er mehrere Leitungspositionen aus. Anfang kommenden Jahres wird er seinen Posten als Produktionsvorstand abgeben und sich aus dem Unternehmen zurückziehen.

Macher, Identifikationsfigur, Gesicht des Unternehmens, Krisen-Manager, Urgestein: Im Laufe der vielen Jahre, die Peter Kössler der Audi AG seinen Stempel aufgedrückt hat, wurde im Zusammenhang mit seiner Person so manch großer Begriff bemüht. Kössler hat in seiner Karriere viele Positionen und Aufgaben bei der Marke mit den vier Ringen ausgefüllt - verlässlich, ruhig, geerdet. Bis ins Vorstandsgebäude führte ihn sein Weg. Das war 2017. Er, der wohl buchstäblich jede Schraube im Ingolstädter Werk des Autobauers kennt, wurde zum Vorstand für Produktion und Logistik. Das Amt gibt Kössler nun zum 1. Februar 2022 ab - mehr noch: Er verlässt den Konzern und geht in den Ruhestand. Im Amt folgen wird ihm Gerd Walker, der seit 2018 die Produktion des VW-Konzerns als Leiter verantwortet.

Für Kössler ist Audi immer mehr gewesen als nur Arbeitgeber. Er wurde am 28. Juni 1959 in Ingolstadt geboren. Kössler ist nicht das erste Vorstandsmitglied aus der Region - man denke nur an Ex-Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler oder den früheren Personalvorstand Wendelin Göbel. Die Verwurzelung der Audi AG an ihren deutschen Standorten bis hinein in die obersten Führungsebenen hat Tradition bei den vier Ringen. Und das war auch Peter Kössler immer wichtig: "Das Herz der Audi AG schlägt in Ingolstadt und Neckarsulm", sagte er vergangenen Spätsommer im Interview mit unserer Zeitung. Am Mittwoch erklärte Kössler nun gegenüber unserer Redaktion: "Ingolstadt und Audi - das ist meine Heimat. Dass ich hier seit vier Jahren als Produktionsvorstand arbeiten darf, bedeutet mir sehr viel. Wir haben in all den Jahren viel bewegt und uns immer wieder neu erfunden." Das zeichne Audi aus und mache ihm große Freude, so Kössler.

Kössler wuchs in Ingolstadt auf und besuchte in jungen Jahren die Pestalozzi-Schule - die er noch heute lieber Josefschule nennt, wie er unlängst bei einem Rundgang zu seinen wichtigsten Lebensstationen mit unserer Redaktion bekannte. Er absolvierte eine Ausbildung zum Energiegeräte-Elektroniker und sattelte ein Studium der Feinwerktechnik in München drauf. Im Anschluss kam er 1986 bei der Audi AG als Trainee unter. Es folgten Stationen als Gruppen- und Projektleiter; er verantwortete etwa die Planung des Presswerks Nord in Ingolstadt. Überhaupt, das Presswerk. Im Jahr 2002 wurde er zu dessen Chef berufen. Bis 2015 war er zudem Leiter des konzernweiten Arbeitskreises Presswerke.

In den Jahren 2007 bis 2015 prägte er vor allem das Stammwerk im Norden Ingolstadts. Denn er wurde zum Leiter des Standorts. Später wechselte er als Vorsitzender der Geschäftsführung zur Audi Hungaria. Eine Zeit, an die er noch immer gerne denkt. Er habe sich sehr wohl gefühlt und freue sich noch immer, wenn er einen Termin in Ungarn habe, sagte Kössler, der am 1. September 2017 im Vorstand der Audi AG auf Hubert Waltl folgte.

Und die Herausforderungen dieses Amtes waren groß. Denn die Produktion bei Audi soll bis 2025 weltweit in allen Werken bilanziell CO2-neutral ausfallen. "Peter Kössler hat in seinen mehr als vier Jahren als Produktionsvorstand wesentliche Weichen für die Zukunftsfähigkeit von Audi gestellt und die konsequente Umstellung der Produktion auf digitale und flexible Prozesse vorangetrieben", so Audi-Chef Markus Duesmann. Konzernchef Herbert Diess ist auch voll des Lobes. Kössler habe die Audi-Produktion in einem "volatilen Umfeld führungsstark geführt und besonders in Bezug auf Qualität, Flexibilität und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe gesetzt."

Volatiles Umfeld - klar, damit ist die Pandemie gemeint. Vor allem die jüngste Zeit ist sicher keine leichte für ihn gewesen. Die Corona-Krise mit Lockdowns, Sicherheitsmaßnahmen und Lieferengpässen machte reibungsloses Produzieren oft zum Ding der Unmöglichkeit. Viel Arbeit also für Kössler und sein Team. Obendrein leitete er den Audi-Krisenstab zur Pandemie.

Dass der bekennende Fan des ERC Ingolstadt fehlen wird, zeigen die Worte von Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch - selbst aus der Region: Kössler zeichne sich durch Bodenständigkeit, Verbundenheit mit der Region, Verlässlichkeit und Pflichtgefühl gegenüber den Beschäftigten aus. "Als Partner in der Mitbestimmung trat Kössler der Arbeitnehmervertretung und den Beschäftigten stets auf Augenhöhe gegenüber." Ohne weinendes Auge wird Kössler sicherlich nicht gehen: "Wenn ich im Februar in den Ruhestand gehe, werde ich die Menschen bei Audi sicher am meisten vermissen. Sie haben mich stets inspiriert und mir die Energie für meinen Job als Vorstand gegeben. Wie wir Audianer auch in schweren Zeiten wie der Corona-Pandemie zueinander stehen und immer unser Bestes geben, werde ich sicher nie vergessen."

GERD WALKER NEU IM AUDI-VORSTAND
Gerd Walker wird für Peter Kössler in den Vorstand der Ingolstädter Audi AG einziehen und das Ressort Produktion und Logistik übernehmen. Der 51-Jährige tritt sein Amt zum 1. Februar des kommenden Jahres an. Walker gilt im VW-Imperium als erfahrener Manager im Bereich Produktion. Der gebürtige Reutlinger startete seine berufliche Laufbahn 1997 als Werksstudent in der Konzeptplanung bei Audi. 2009 wurde der Diplom-Maschinenbauer dann Vorstandsreferent für Produktion. Später verantwortete er die Produktion bei Audi Hungaria. Aktuell ist Walker Leiter der Produktion im gesamten Konzern. "Gerd Walker hat seine Laufbahn bei Audi begonnen, er ist mit unserer Marke und Philosophie bestens vertraut und wird unseren Zukunftskurs in der Produktion weiter vorantreiben und die Menschen mitnehmen", so Audi-Chef Markus Duesmann. Laut der "Heilbronner Stimme" sei auch der Neckarsulmer Werkleiter Fred Schulze für den Posten gehandelt worden.

DK

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Christian Tamm