Vor großen Herausforderungen

Audi hat im vergangenen Jahr Absatz, Umsatz und Betriebsgewinn gesteigert - wagt angesichts der aktuellen Lage aber keine genaue Prognose für 2020

19.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:18 Uhr
Produktion des Audi A5 im Werk Ingolstadt. −Foto: Warter, DK-Archiv

Ingolstadt - Vorläufiger Produktionsstopp und Kurzarbeit wegen der Corona-Pandemie: Es gab schon bedeutend angenehmere Umstände, in denen der Ingolstädter Automobilhersteller Audi seine Jahresbilanz verkündet hat.

 

Diese Umstände waren auch der Grund dafür, dass die obligatorische große Pressekonferenz mit Berichterstattern aus aller Welt abgesagt und nur der Jahresbericht samt Statements veröffentlicht wurde. Und dennoch sagte Audi-Vorstandschef Bram Schot gestern in Ingolstadt: "Wir können zufrieden sein: Audi steht im Wettbewerb gut da. "

Der Autobauer konnte im vergangenen Jahr Absatz, Umsatz und Betriebsgewinn steigern. So nahmen die Auslieferungen der Marke Audi auf knapp 1,85 Millionen Autos (plus 1,8 Prozent) zu, der Umsatz kletterte von 53,6 auf 55,7 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis verbesserte sich auf 4,5 Milliarden Euro (plus 27,8 Prozent). Die operative Umsatzrendite lag bei 8,1 (6,0) Prozent.

Ein Grund für das deutliche Plus beim Betriebsergebnis: Im Jahr zuvor hatten die Folgen des Diesel-Skandals Audi knapp 1,2 Milliarden Euro gekostet. "2019 waren die Ergebniseffekte im Zusammenhang mit der Diesel-Thematik im Vergleich zu den im Vorjahr in den Sondereinflüssen erfassten Umfängen insgesamt von untergeordneter Bedeutung", hieß es dazu.

Außerdem verkauften sowohl Audi als auch die Tochter Lamborghini mehr profitable SUV- und Oberklasseautos. Vor allem aber brachte das harte Sparprogramm, der sogenannte Audi-Transformationsplan, im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Euro in die Kasse.

Eine genaue Prognose für das laufende Jahr wagt der Autobauer nicht. "Wir erwarten für das Geschäftsjahr 2020, dass die Umsatzerlöse im Wesentlichen mixbedingt leicht über dem Vorjahresniveau liegen dürften. Die operative Umsatzrendite dürfte zwischen 7,5 und 9,5 Prozent liegen", hieß es.

Wegen der Corona-Pandemie fährt Audi - wie bereits berichtet - bis morgen alle Werke in Europa sowie in Mexiko herunter. Ab Montag sollen dann die Bänder für unbestimmte Zeit stillstehen. Für die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm hat der Konzern zudem Kurzarbeit angekündigt.

Audi will auch bei den Investitionen sparen. So soll der Anteil von Forschungs- und Entwicklungskosten am Umsatz strategisch künftig zwischen 5 und 6 Prozent liegen, teilte der Konzern mit. Zuvor hatte die Richtlinie einen Anteil von 6,5 bis 7 Prozent vorgesehen. Auch die Sachinvestitionen sollen im Mittel zurückgefahren werden auf 5 bis 6 Prozent vom Umsatz. Hier lag die angestrebte Quote bisher bei 5,5 bis 6 Prozent.

Im vergangenen Jahr wurden 37 Milliarden Euro für Forschungs- und Entwicklungsleistungen sowie für Sachinvestitionen für die kommenden fünf Jahre beschlossen, von denen 12 Milliarden Euro auf Elektromobilität entfallen. "Heute ist die Rendite unserer Elektrofahrzeuge noch nicht auf Augenhöhe mit den Verbrennern", sagte Arno Antlitz, Vorstand für Finanz, China und Recht, in einem Interview, das im Audi-Mynet für Mitarbeiter veröffentlicht wurde. "Trotzdem wollen wir unsere Rentabilität mindestens halten - eher noch ausbauen. Dazu bündeln wir auch alle Kräfte in Richtung profitable Elektromobilität. "

Freuen dürfen sich die Mitarbeiter über eine Prämie: Die Ergebnisbeteiligung für einen Facharbeiter in den deutschen Werken beträgt 3880 Euro (2018: 3630 Euro). Auch die Vorstandsvergütungen sind 2019 gestiegen: von insgesamt 13,45 Millionen Euro auf rund 19,63 Millionen. Die Zahl der Audi-Mitarbeiter lag im vergangenen Jahr im Jahresdurchschnitt bei 61415, nach 61289 im Jahr 2018. Am Standort Ingolstadt stieg die Zahl der Beschäftigten 2019 leicht auf 42904. Allerdings steht ein gewaltiger Stellenabbau bevor: Bis 2025 streicht der Konzern fast 10000 Arbeitsplätze in Deutschland.

Das laufende Jahr steht für Audi ganz im Zeichen der Elektromobilität: Bis Ende des Jahres führt die Kernmarke fünf vollelektrische Modelle ein. "In Deutschland war der e-tron im Januar und Februar das meistverkaufte Elektroauto im Premiumsegment. Bis heute haben wir weltweit rund 32000 e-tron verkauft", sagte Schot.

DK

Sandra Mönius