Roth
Vor der Wurst sind alle gleich

Musikkabarettist Stefan Leonhardsberger verpasst bekannten Melodien einen österreichischen Anstrich

29.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Einen gestenreichen Würstl-Hip-Hop präsentieren der österreichische Musikkabarettist Stefan Leonhardsberger (rechts) zusammen mit seinem Partner Martin Schmid an der Gitarre beim Gastspiel im Rother Kabarettherbst. - Foto: Tschapka

Roth (tis) Einen Liederabend der besonderen Art präsentierte beim Rother Kabarettherbst der österreichische Musikkabarettist Stefan Leonhardsberger, der dem ein oder anderen Besucher bereits aus der BR-Sendung „Vereinsheim Schwabing“ bekannt gewesen sein dürfte. Zusammen mit seinem Partner Martin Schmid an der Gitarre bildete er in der Rother Kulturfabrik ein überaus witziges Duo, das sich zur Aufgabe gemacht hat, bekannte Melodien der Rock- und Popwelt mit eigenwilligen neuen Texten zu versehen.

Auf österreichisch, versteht sich.

Da wurde dann schon mal aus Bruce Springsteens Klassiker „The River“ ein Lied über den „Oimsee“ (Almsee), aus Tina Turners „Privat Dancer“ der „B’soffene Tänzer“, oder – einer der Höhepunkte des Abends – aus Rihannas „Umbrella“ das Lied „Finga weg von mein Tella!“. Nicht nur die zum Schreien komischen Neuinterpretationen im besten Austro-Slang sorgten dabei für jede Menge Heiterkeit, auch das Zusammenspiel der beiden Protagonisten ließ beim Publikum kein Auge trocken.

Schmid, der wortkarge, dafür minenreiche Stichwortgeber, glänzte durch einen überaus trockenen Humor. Leonhardsberger gab eher den singenden und tanzenden Tausendsassa ab, der nicht nur als „b’soffener Tänzer“ ruhelos über die Bühne zappelte, sondern auch beim Stück „Purpurner Reg’n“ (im Original Purple Rain von Prince) eine schwindelerregende Performance hinlegte, dass er selbst schon zugeben musste, er sei froh, dass er sich bis jetzt bei der Nummer noch nicht verletzt habe.

Namengebend für das Programm mit dem Titel „Da Billi Jean is ned mei Bua“ stand – natürlich – der berühmte Michael-Jackson-Song „Billie Jean“ Pate. Da durfte auch ein angedeuteter „Moonwalk“ auf der Bühne nicht fehlen. Das skurrile Leben eben jenes kleinen Billi (und dessen Erzeugers „Tonic“) zog sich wie ein roter Faden in mehreren Geschichten und Liedern durch das Programm. Und da „vor der Wurst schließlich alle gleich sind“, wie Leonhardsberger munter drauflos philosophierte, gab es gegen Ende auch noch einen gestenreich begleiteten „Würstl-Hip-Hop“.

Zu schade, dass Leonhardsberger, der sich ja der Melodien bekannter Künstler bedient, aus rechtlichen Gründen keine CD aufnehmen darf, das Publikum hätte sie ihm am Ende der Show mit Sicherheit aus den Händen gerissen. Stattdessen präsentierten die beiden als Andenken an den mehr als gelungenen Abend ein „Brettl“ mit dem eingebrannten Titel der wohl unterhaltsamsten Nummer des Abends, „Finga weg von mein Tella!“