Radtag in Hilpoltstein
Vor allem die Bremse muss funktionieren

24.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:52 Uhr
Die Farbe ist für Kinder das Wichtigste am Rad, für die Mutter zählt die Funktionstüchtigkeit. Viele Gruppen rühren die Werbetrommel fürs Radfahren. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Im zweiten Anlauf hat es geklappt: Nachdem Anfang April der erste Termin des gemeinsamen Aktionstags der "Hip-Werkstatt Nachhaltigkeit" und des "Repair-Cafés" unter dem Motto "Runter vom Sofa - rauf aufs Rad" wegen der überraschenden Rückkehr des Winters (inklusive jeder Menge Neuschnee) verschoben worden ist, hat sich am Samstag auf dem Marktplatz endlich alles rund ums "Radl" gedreht.

Der Parkplatz an der Försterwiese blieb dieses Mal weitgehend leer, denn die meisten der Interessenten kamen mit dem Fahrrad. Trotzdem, überrannt wurde die kleine Rad-Messe nicht, was wohl auch an dem kalten und windigen Wetter lag - immerhin diesmal ohne Schnee.

Tourenkarten reichenüber Landkreis hinaus

Die Besucher kamen, um etwas über das Radfahren zu erfahren. Oder über die besten Radwege und Strecken der Region, über die der Hilpoltsteiner Altbürgermeister Helmut Neuweg, Radverkehrsbeauftragter seiner Heimatstadt und Koordinator in Sachen Radverkehr für den gesamten Landkreis, informierte. An seinem Stand konnte man sich mit übersichtlichen Radwegekarten, die bis weit über den Landkreis hinausgingen, eindecken. Über den Marktplatz verteilte Pappschilder erinnerten die Besucher hingegen an offensichtliche Radfahr-Weisheiten: "Radfahren ist leise", "Radfahren ist umweltfreundlich", "Radfahren spart CO2" oder "Radfahren ist schnell". Über Tatsachen dieser Art und mehr informierte ein Stand des "Allgemeinden Deutschen Fahrrad-Clubs" (ADFC), der Hilpoltstein immerhin bereits zum zweiten Mal als "fahrradfreundliche Kommune" zertifiziert hat. Und auch die jungen Leute vom "Friday for Future"-Stand werden diesen plakativen Aussagen bestimmt nicht widersprechen.

Jedoch: auch der treueste Drahtesel geht einmal kaputt. Damit muss man aber nicht immer gleich zum Fachmann. Heinz Tschabrun vom "Repair-Café" Hilpoltstein präsentierte an seinem Stand eine Handvoll Werkzeuge, die die meisten bei sich zu Hause haben und die ausreichen würden, kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten selbst zu erledigen. "Bremsen nachziehen, Kette reinigen, Reifen wechseln, Schlauch flicken, das alles stellt auch für Laien kein Problem dar", ist er überzeugt. Tschabrun hat vor, eine Tüftler/Bastler-Gruppe ins Leben zu rufen, und hörte sich an diesem Aktionstag gleich mal um, ob dafür Interesse besteht. Nicht nur zum Fahrrad-Reparieren, sondern um ganz allgemein den Umgang mit einfachen Werkzeugen wie zum Beispiel dem Lötkolben zu vermitteln. "Das sind alles Dinge, die man können müsste, aber nie gelernt hat".

Bei sicherheitsrelevanten Sachen sollte man dann aber doch eine zertifizierte Fachwerkstatt aufsuchen, von denen es in Hilpoltstein ja einige gibt. Petra Beringer, eine der Hauptorganisatorinnen des Aktionstags, hat sich gerade von den "Radfreunden Hilpoltstein" ihr 20 Jahre altes Fahrrad durchchecken lassen. "Dort wurde festgestellt, dass der Bremszug porös ist, und mir geraten, dass ich mir den schleunigst im Fachhandel austauschen lassen soll. "

Wertvolle Tipps, was jeder selbst tun kann

Letztes Jahr habe die Nachhaltigkeitswerkstatt den Schwerpunkt "Garten" behandelt, heuer drehe sich alles rund ums Fahrrad. Dabei soll es laut Beringer immer um die Frage gehen, was man selber tun kann. "Zum Beispiel, wie einkaufen ohne Auto geht. Daher gibt es hier auch einige Lastenfahrräder oder Anhänger zu sehen. "

Größer als die Auswahl an Lastenrädern war die beim Kinderfahrrad-Basar. Eltern konnten die zu klein gewordenen Fahrräder ihrer Kinder ganz ohne Standgebühr oder Anmeldung verkaufen, und in der Tat wechselte so manches Modell den Besitzer. So hat Christine Hufe für ihre knapp vierjährige Tochter Lola ein gebrauchtes Kinderrad erstanden. Vor allem die rosarote Farbe gefiel Lola. "Aber viel wichtiger ist, dass es über eine Rücktrittbremse verfügt. Ihr erstes Rad hatte das nicht, und damit kam sie nicht richtig klar", so die Mutter. Bevor sich das Töchterchen darauf schwang, ließ auch Hufe sich das kleine Rad zunächst von Holger Welzenbach und Klaus Rettlinger von den "Radfreunden Hilpoltstein" durchchecken. Die beiden waren mit der Resonanz an ihrer improvisierten Werkstatt zufrieden. "Wir hatten heute schon so ziemlich alles, Kinderfahrräder, City- und Mountainbikes und auch E-Bikes", so Holger Welzenbach, der Vorsitzende der Radfreunde. "Wenn bei Letzteren allerdings der Akku oder die Elektronik kaputt sind, dann können wir wenig machen. Alle anderen kleineren Reparaturen erledigen wir heute kostenlos, und darüber freuen sich die Leute natürlich. "

HK

Tobias Tschapka