Ingolstadt (DK) Italienische Sportwagen sind rot, deutsche Rennautos silbern, Taxis elfenbeinfarben lackiert. Die Farbe bestimmt ganz besonders, wie ein Auto wahrgenommen wird. Audi widmet der Geschichte von Farben und Lacken deshalb die Sonderausstellung "Farbverlauf" im Museum mobile.
Der Lamborghini Diablo in der Ausstellung ist ein Traum von einem Auto. Breite Reifen, flach wie eine Flunder, riesige Spoiler, Spitzengeschwindigkeit über 300 Stundenkilometer – und das alles in Violett. "Die Form dieses Autos verträgt schon eine besondere Farbe", sagt Ausstellungsmacher Stefan Felber. "Jemand, der einen Wagen wie diesen kauft, ist individuell und will auch ein individuelles Auto." Im allgemeinen sei die Lackierung "total unterbewertet. Die Farbe macht das Auto." Ein großer Verkaufsschlager wurde der "Viola Diablo SE 30" trotzdem – oder gerade deshalb – nicht.
Zwölf verschiedene Autos stehen stellvertretend für beinahe alle möglichen Farbvariationen. Die Ausstellung beginnt mit der dunkelsten Nuance, dann werden die Exponate immer heller. Daher der Titel "Farbverlauf", erklärt Felber. Die Fahrzeuge dienten dabei vor allem als Farbträger. "Zu allererst ist das Auto ginstergelb, dann ein Audi, dann ein S 2 – zumindest solange es in dieser Ausstellung steht."
Schwarz wird durch einen "Horch 853" von 1936 repräsentiert. "Schwarz ist ja eigentlich keine Farbe, sondern das Fehlen jeglichen Farbreizes", klärt Felber auf. Vor allem in der Anfangszeit der Automobilität seien fast alle Fahrzeuge so lackiert gewesen. "Sie können jede Farbe haben, solange es Schwarz ist", soll Autopionier Henry Ford auf einen Kundenwunsch geantwortet haben. Mit den Jahren änderten sich die technischen Möglichkeiten und so auch die Farben. "Anfang des 20. Jahrhunderts haben die Lacke oft einige Wochen gebraucht, bis sie vollkommen ausgehärtet waren. Jetzt geschieht das wesentlich schneller", sagt Diplom-Restauratorin Gundula Tutt. Sie ist Expertin im Bereich der Geschichte der Fahrzeugfarben und -lackierungen.
Die neue Sonderausstellung setzt sich aber nicht nur mit der Wirkung von Farben auf den Betrachter auseinander. Es geht ferner um die Herstellung von Lacken, die Bedeutung in verschiedenen Kulturkreisen, aber auch darum, welche Assoziationen eine Farbe hervorruft. In Umfragen werden rote Autos beispielsweise von der Mehrheit der Befragten als schneller eingestuft als das gleiche Fahrzeug in einer anderen Lackierung. Auch über Kuriositäten können sich die Besucher informieren. Auf den Infotafeln ist zu lesen, dass Fahrer von roten Autos mehr Geschwindigkeitsübertretungen als Fahrer andersfarbiger Wagen begehen, dass Menschen in silbernen Vehikeln weniger schwere Unfälle als andere Verkehrsteilnehmer bauen, und dass Grau 2009 mit fast einem Drittel der Neuzulassungen die beliebteste Fahrzeugfarbe hierzulande war. In den neunziger Jahren war das noch Blau.
Obwohl es eigentlich vordergründig um die Farben geht – Autoliebhaber dürfen sich auch auf die besonderen Fahrzeuge freuen. Neben dem Horch und dem Lamborghini finden sich Klassiker wie der clementinefarbene Audi 100 Coupe S oder der ginstergelbe Audi S 2 Coupe, zudem der 2010er R 8 Spyder in Teakbraun Metallic.
Diese 29. Sonderausstellung im Museum mobile beginnt am heutigen Mittwoch. Sie ist noch bis zum Dienstag, 30. November, zu sehen. Die Öffnungszeiten des Audi-Museums an der Ettinger Straße sind täglich von 9 bis 18 Uhr.
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