Essing
Von Geschichte durchdrungen

Vier Künstler enthüllen neue Werke am Kunstweg in Essing - Wiederholung des Symposiums nicht ausgeschlossen

10.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:41 Uhr
Zu Füßen der Jahrtausende alten Felsformationen und gekrönt von der Burgruine Randeck haben die vier neuen Werke des Essinger Kunstwegs ihren Platz gefunden. Am Samstagnachmittag wurden sie enthüllt. Ihre volle Schönheit entfalten sie naturgemäß bei näherer Betrachtung. −Foto: Fotos: Erl/Schmied

Essing (DK) Vier neue Werke ergänzen den Kunstweg in Essing. Bei einem fünf Tage währenden Symposium haben sie die Künstler um den Riedenburger Steinbildhauer Günter Schinn erarbeitet. Bei einer Vernissage am Samstag wurden sie unter den Augen vieler interessierter Zuschauer enthüllt.

Eigentlich hat die Natur ja schon alles um Essing geschaffen, was in Bezug auf Schönheit und Ästhetik an Ausdruckskraft nur möglich ist. Kunst kann da allenfalls noch die Eindrücke bündeln oder spezifizieren, Inhalte destillieren oder Schwerpunkte verknüpfen. Bürgermeister Jörg Nowy (FW) und seine Marktratskollegen haben schon im Jahr 2004 erkannt, dass die Kraft aus Kunst und Kreativität insofern eine wunderbare Ergänzung für ihr malerisches Felsendorf an der Altmühl ist. Mit einem eigenen Kunstweg fügten sie vor 18 Jahren die Schönheit der Natur und die schöpferisch-kreative Kraft von Künstlern aneinander.

In Nowys Augen ist dieser Kunstweg kein einmaliger Schöpfungsakt, sondern ein sich stetig fortentwickelnder Prozess. Für den jüngsten Akt auf dieser Naturbühne enthüllten er und die Künstler dort am Samstagnachmittag ihre neuesten Werke. Vor vielen Gästen und mit dem sonnigen Wohlwollen des Himmels zeigten vier kreative Köpfe, welche bildhaft-plastischen Ausdrücke die Eindrücke des Ortes und der Region in ihnen angestoßen haben. Vorgegeben waren die Materialien Stein, Eisen und Holz mit Bezug auf die Geschichte des Ortes und der Region.

"Grundsätzlich ist Kunst in Essing nichts Neues. Nur wenige hundert Meter von hier wurde die wohl 25000 Jahre alte Ritzzeichnung eines Mammuts auf einem Elfenbeinstück gefunden", erinnerte der Bürgermeister. Die vier aktuellen Kunstwerke sind dagegen taufrisch, sie wurden erst an diesem Vormittag an ihren endgültigen Platz am Altwasserarm der Altmühl aufgestellt. Eine Woche lang hatten alle Vier nahe am Kunstweg ihre Arbeiten ausgeführt. "Die Kunstwerke stehen nicht nur da, sie erzählen etwas", verriet Nowy noch angesichts der mit dunkelblauen Samttüchern und einer hellblauen Plane verhüllten Exponate.

Als Erster löste Peter Hanus aus Kelheim das Seil um seine Steinskulptur. "Die Idee war, einen Tropfstein-Stalagnaten aus dem großen Steinblock zu schaffen. In dieser Quaderoptik habe ich das Thema Höhle und Stein umgesetzt", erläuterte er sein Schaffen mit Bezug auf die vielen Höhlen im Altmühltal, die auch Wohnort der frühen Menschen waren.

Stephan Fürbacher aus Vohburg hat dem Thema Stein noch einige markante und kreativ bearbeitete Eichenäste beigegeben. "Beim Gang mit Förster Ernst Süß durch die Wälder und mit dem dabei gewonnenen neuen Wissen um die Hochkultur der Kelten kam mir die Idee zu diesem keltischen Lebensbaum, der aus einer natürlichen Steinschale wächst", erzählte er vom Reifungsprozess seines Werkes. Er gab dem Objekt ganz bewusst viele Interpretationsmöglichkeiten mit auf den Weg.

Günter Schinn aus Riedenburg hat familiäre Wurzeln nach Essing, sein Großvater stammte von hier. Seine längs durchschnittene Steinstele bündelt die Felswand, den Fluss und die weite Geschichte des Ortes und fügt darum einen Rahmen wie auf einer historischen Postkarte. Letzter in der Runde ist Florian Zeitler aus Teublitz. Sein auf klare Formen reduziertes Werk besteht aus Eisen und Stein. "Essing hat international bekannte Funde bis zurück zu den Neandertalern. Die hatten Steinbeile entwickelt, was damals eine technische Revolution war. Mein Steinbeil spaltet eine Metallplatte", sagte er zu dem so minimalistisch wie einprägsam aussagefähigen Objekt.

Für Bürgermeister Nowy sind die vier dank der Großzügigkeit von Sponsoren und Helfern entstandenen neuen Objekte eine hochgradige Aufwertung des Kunstweges. "Damit sind wir den Aufstiegsplätzen zur ersten Liga der Kunst ein gutes Stück näher gekommen", unterstrich er und blickte schon in die Zukunft. "Wenn man die Ergebnisse sieht, verlangt es nach einer Wiederholung. Es kann nicht das letzte Kunstsymposium am Essinger Kunstweg gewesen sein", versprach er.

Auch für die beteiligten Künstler war das einwöchige Zusammenwirken ein nachhaltiges gutes Erlebnis. "Selbst wenn man die Gegend kennt, muss man sich für so ein Projekt gründlich informieren und das war bei all den Kulturstätten hier eine Bereicherung. Dazu haben wir in bestem Teamgeist Hand in Hand gearbeitet", erzählter der Hanus von der Arbeitswoche. Für Schinn waren die familiären Wurzeln nach Essing wichtig. "Man fühlt sich daheim", sagte er und entsprechend flossen die Gedanken. "Die Formfindung passiert erst im Kopf, dann auf Papier und vieles wird wieder verworfen", erzählt er vom Werdegang.

Ein dreidimensionales Modell in Styrodur war seine Visualisierung, bevor er an den Stein ging. Gut 150 Kreativ- und Handwerksstunden hat er in das Objekt investiert, das jetzt auf Dauer am Kunstweg bleibt. "In diesem Fall trenne ich mich gerne davon, denn ich kann das Werk jederzeit besuchen. Aber loslassen gehört in diesem Bereich dazu, denn das Werk muss nun seinen eigenen Weg gehen", sagt er und fühlt sich dabei fast wie ein Vater, dessen Kind das Haus verlässt.

Lorenz Erl