Ingolstadt
Von Freudentränen und Zittersiegen

111 Gründe, den FC Ingolstadt zu lieben – Maximilian Randelshofer liest vor Fans aus seinem Buch

02.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:36 Uhr

Ingolstadt (DK) Gerade einmal elf Jahre alt ist der Verein. Der Klub, der sportlich derzeit die ganze Region bewegt. Dennoch gibt es schon viel zu berichten über den FC Ingolstadt. 111 kurze und längere Episoden, gepackt auf über 250 Seiten. Sie handeln von Freudentränen und Zittersiegen, von Aufholjagden und Abstiegsängsten.

Zusammengestellt und in Buchform gebracht hat sie Maximilian Randelshofer (kleines Foto). 21 Jahre jung ist der Fußball-Blogger und Nebenerwerbsjournalist aus Leidenschaft. Über seinen Lieblingsverein jedoch plaudert er wie ein alter Hase. Wie einer, der viel zu erzählen hat. Auch weil das, was man dem FCI als Historie unterstellen kann, gerade eine Dekade beansprucht hat, um erzählt werden zu können. Eine Vereinsentwicklung im Zeitraffertempo. Mit Höhenflügen und Niederschlägen. Man könnte auch sagen: Die zwei sind zusammen groß geworden, der FCI und der Randelshofer. Von der Bayernliga an. Fest miteinander verschweißt nach 86 gemeinsamen Auswärtsfahrten. Und doch hat es bis zur „standesamtlichen Trauung“ der beiden sechs Jahre und einen Derby-Sieg gedauert, wie sich am Donnerstagabend herausstellte. Denn auf dem Papier sagte Maximilian erst „Ja“ zu seinem Klub, als dieser es endlich geschafft hatte, den TSV 1860 München in einem Pflichtspiel zu besiegen. „Bis dahin lag der Mitgliedsantrag ausgefüllt in der Schublade“, räumte er vor rund 40 Zuhörern – darunter FCI-Geschäftsführer Harald Gärtner – bei der Lesung aus seinem Buch „111 Gründe, den FC Ingolstadt zu lieben“ (Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, Preis: 9,99 Euro) im Gasthaus Zur Schwalbe mit einem Augenzwinkern ein. Eingeladen hierzu hatte der FC-Ingolstadt-04-Fanclub von Audi.

Zuvor offenbarte Randelshofer das ganze Herzblut, das er bislang in seinen FCI hat fließen lassen: Wie er es ertragen hat, wenn der lange als Werks-Elf verbrämte Klub und jetzige Überraschungs-Bundesligist in einigen Stadion-Magazinen der Republik, mangels zureichender Recherche, zum 100-jährigen Verein ausgerufen wurde, weil auch Schalke 1904 gegründet wurde („Da musste ich mir oft die Augen reiben.“). Wie er von Bayern-Fans belächelt wird, weil es offenbar „nie sexy“ gewesen sei, Anhänger des FCI zu sein. Aber auch, wie er Freudentränen weint, als am 17. Mai gegen RB Leipzig endlich der Aufstieg ins Oberhaus gelingt, nach Spielende „der ganze Rasen voller Menschen“ ist („Der absolute Wahnsinn.“) und er sogleich loszieht, um sich ein Aufsteiger-Shirt zu holen.

Heute kann er mit seinem Buch die, die ihn belächelt haben, Lügen strafen. Stolz erzählt er, dass kein Profi-Team in der Saison 2014/15 weniger Niederlagen erlitten hat als sein FCI – nicht mal die Bayern. „Ein Musterbeispiel für Wachstum ohne großes Geld“, sagt er.

Auch wenn vieles in Randelshofers Vortrag wie penibel aneinandergereihte Spielberichte daherkommt, sind die 111 Liebesbeweise, die er liefert, auch mit einigen amüsanten und bestimmt nicht jedem Fan bekannten Anekdoten, Fakten und Legenden über den jungen Verein und sein Umfeld ausgeschmückt. Beispielsweise jene über die frühere Spielstätte des FCI, das ESV-Stadion, das 1972 während der Olympischen Sommerspiele in München ein Austragungsort für das Fußballturnier war. Teams aus Mexiko, Kolumbien, Polen und der DDR kamen damals in die Schanz. „Eine Gedenktafel im Stadion erinnert bis heute daran“, weiß Randelshofer. Oder wie der FCI es schaffte, in seinem bislang einzigen Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen die Bayern 33 Minuten lang ein 0:0 zu halten. Oder wie der Klub „knapp an einer modischen Vollkatastrophe“ vorbeischrammte, weil sich Präsident Jackwerth – inspiriert von Juventus Turin – beinahe dafür entschieden hätte, den Spielern rosa Trikots zu verpassen. Nach zwei Stunden Geschichte und Geschichtchen war Schlusspfiff im urigen Nebenraum, der zum Fan-Zimmer umdekoriert war. Das Publikum verabschiedete Randelshofer mit kräftigem Applaus.