Ingolstadt - Er ist Zahnarzt, Wissenschaftler und Mediziner, aber auch Schreiner - und nicht zu vergessen Autor.
Auch als Skilehrer und Bergführer hat Gerd Christiansen schon gearbeitet. "Eigentlich wollte ich Fotograf werden", sagt der 75-Jährige, der sich seit Jahrzehnten dem Thema Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, widmet und darüber schon mehrere Fachbücher veröffentlicht hat. Wenn er nicht gerade daran forscht, dass Tinnitus, Rücken- und andere Schmerzen ihre Ursache auch in einer Fehlbehandlung beim Zahnarzt haben können, besucht er gerne einen seiner "Kraftorte". Dass ihn heute der eine oder andere Bekannte augenzwinkernd als "Svensson" anspricht, hat er einem dieser Kraftorte zu verdanken, wo der Ingolstädter im Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm, den Beschluss fasste, ein Jugendbuch zu schreiben. 42 Tage verbrachte er an diesem "Kraftort" zum Schreiben. "Die Hausboot-Bande - Sieben Freunde und ihre schönsten Sommerferien" heißt das hier entstandene Werk, das er am Freitag druckfrisch in Händen hielt.
Es ist ein Kinder- und Jugendbuch mit autobiografischem Hintergrund. Auch, wenn "ich das eigentlich gar nicht gewollt habe", wie Christiansen sagt. Wer ihn kennt, erkennt ihn als "Doktor Svensson Bergmann" wieder, den Arzt, der mit einer Bande Kinder in den Ferien ein Hausboot zimmert. Dass die Geschichte, die er erzählt, vor 30 Jahren genau so geschehen ist, verrät er am Ende des 204 Seiten umfassenden Buches, das der Autor mit zahlreichen eigenen Zeichnungen illustriert hat. Damals hat er mit seiner Tochter Wendy und deren Freunden im Sommer am Baggersee hinter dem Fischerheim ein Hausboot gebaut. Und den Kindern ein Ferienerlebnis beschert, an das sie als Erwachsene noch gerne zurückdenken. Ganz wie die Freunde im Buch waren die Buben und Mädchen damals mit Feuereifer dabei. Haben gemessen, geschraubt und lackiert, gelernt, wie man "vor dem Wind" segelt und sind am Ende mit vielen anderen Kindern am Baggersee auf große Fahrt gegangen. Ein Foto, das damals im DONAUKURIER von der ungewöhnlichen Aktion abgebildet war, bewahrt Christiansen in einer Fotocollage mit weiteren Schnappschüssen der Aktion in seinem Haus im Monikaviertel auf. Dort steht auch ein Modell des Hausboots, dessen Anleitung er vielleicht als Bausatz herausbringen möchte.
Wie im Buch hat auch Gerd Christiansen vor 30 Jahren einen drei mal vier Meter großen Styropor-Klotz gekauft und ihn auf dem Dach seines Autos transportiert. Die Holzbalken holten sie vom Bauhaus, die Farben für den Anstrich aus einem alten Ingolstädter Farbengeschäft. Im Buch heißt der Malermeister Lindgren - und seine Tochter, die von da an der Hausboot-Bande zur Seite steht, Astrid. Als Fan der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren gibt Christiansen der Hausboot-Bande im Buch schwedische Wurzeln, was an Namen wie Svensson oder Göran, der Schreiner, der im Buch ebenfalls eine tragende Rolle spielt, zu erkennen ist.
"Die Welt ist schön und voller Abenteuer", will Christiansen den Kindern sagen, die heutzutage ihre Ferientage oft in erster Linie vor dem Computer verbringen. Was wäre, wenn Kalle im Dachboden nicht dieses Hausboot-Buch gefunden hätte? Dann hätten die sieben Freunde - Kalle, Lasse, Britta und Lisbeth, aber auch Matte, Emma und Astrid, die später dazukommen - das Hausboot nicht gebaut. Und sie hätten nicht "die schönsten Sommerferien gehabt, die man sich vorstellen kann".
Gerade jetzt, in diesen trüben Zeiten, war für Christiansen der richtige Zeitpunkt, sich an ein Jugendbuch zu wagen. Um damit zu vermitteln, "dass das Leben in der echten Welt so schön sein kann". Man müsse keine Fantasiewelt, "keine magischen Tiere" erschaffen. Ein Hausboot am Baggersee tut's auch.
DK
Das Buch ist für 16 Euro in einigen Ingolstädter Buchhandlungen erhältlich oder über die Homepage www.hausboot-fuer-kinder.de
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