Ingolstadt
Von der Schule zur EM

Die Einradabteilung des TSV Lenting gibt es erst seit 2003 Mittlerweile ist der Verein aber international erfolgreich

30.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr

Jürgen Franz sitzt auf seinem Einrad fest im Sattel. - Foto: Franz

Ingolstadt (bom) Man kann eine Geschichte über die Familie Franz erzählen, ohne die Einradszene in Lenting zu erwähnen. Eine Geschichte über die Einradabteilung des TSV Lenting aber bedarf dringend der Erwähnung der Familie Franz.

Dafür muss ins Jahr 2002 zurückgeblickt werden, als sich die Wege der beiden trafen. Simone und Ferdinand Franz entdeckten am Gymnasium das Einradfahren für sich. Um sich selber zu trainieren, waren die beiden damals noch zu jung, die Eltern Gerti und Jürgen sprangen als Aufsicht ein. Die Gestaltung des Trainings fiel nicht schwer, "da kommt man schnell rein", sagt Gerti Franz heute. Sporadische Kurse des Einradverbandes Bayern unterstützten die Lehre, etwa ein- bis zweimal pro Jahr fanden diese statt. Gerti und Jürgen Franz brachten ihre eigenen Ideen ein und erwarben vor acht Jahren die C-Lizenz. Anfangs noch skeptisch, trauten sich die beiden nach ein paar Jahren auch selbst aufs Einrad, zunächst fuhr Gerti 100 Meter, heute absolviert sie die Marathonstrecke. Schließlich gründeten sie 2003 die Einradsparte beim TSV Lenting.

Heute hat die Abteilung 130 Mitglieder, davon 80 bis 90 Aktive. Gefahren werden dabei alle möglichen Disziplinen von Rennen bis Freestyle, auch Einradbasketball oder -hockey wird schon mal gespielt.

Das Trainerteam des TSV setzt sich im Wesentlichen aus der Familie Franz zusammen, Simone und Ferdinand Franz haben nach ihrem abgeschlossenen Studium aber weniger Zeit. Dazu unterstützt Rüdiger Auernhammer den Verein auf dem Rennplatz, Annika Körber in der Halle. Die ehemalige Assistentin Franziska Bräutigam ist durch ihren Beruf mittlerweile nicht mehr verfügbar, sie hält allerdings noch einen Weltrekord: 2013 fuhr sie beim 24-Stunden-Rennen in Pocking die beachtliche Gesamtdistanz von 226 Kilometern.

Erfolgreiche Sportler hat der TSV aber noch immer in seinen Reihen, bei der Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden etwa holten die TSV-Einradler insgesamt 28 Medaillen. An der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in Südkorea nimmt kein TSV-Sportler teil, sportliche Gründe hat das jedoch nicht: "Die politische Lage dort gefällt mir überhaupt nicht", stellt Franz klar. Ein Heimspiel könnte es dafür bei der nächsten Auflage geben: Für die WM 2020 ist Erfurt als Austragungsort im Gespräch. Und es ist gut möglich, dass dann auch die Geschichte der Heim-WM nicht ohne die Familie Franz auskommt.