Ingolstadt (DK) Einen Blick in die Vergangenheit und zugleich in die Zukunft erhielten die Gäste, die sich am Samstag beim Hagn-Haus an der Schulstraße 1 einfanden. Die neuen Besitzer Dieter Michael Schuster und Wolfgang Maus informierten über ihre Pläne mit dem alten Gebäude. Beim Schäfflertanz vor dem Haus kamen die zahlreichen Mitglieder der MTV-Schäfflergilde, die den Namen Hagn tragen, zudem mit ihrer Familiengeschichte in Kontakt.
"Wir haben uns das Ziel gesetzt, etwas Nettes daraus zu machen", sagt Schuster, der Bauherr und Architekt gleichzeitig ist, als er über seine und Maus' Pläne spricht. Im westlichen Teil des Gebäudes (eigentlich sind es ja zwei), in dem sofort der riesige Kamin die Blicke nach oben zieht, planen die beiden eine Art Künstlercafé, das noch um eine Gastronomie im östlich anschließenden Gebäudeteil erweitert werden könne, berichtet Schuster. Während aber im Hauptteil, an dem der Schriftzug "Hans Hagn Schäfflermeister" prangt (und der auch erhalten werden soll), in den Obergeschossen Wohnungen entstehen sollen, sind im östlichen Gebäudeteil über dem Erdgeschoss Büros geplant.
Ziel sei es auf alle Fälle, so Schuster, den Charakter des alten Gemäuers zu erhalten und nicht einfach alles zuzuputzen, denn die westliche Hälfte datiere bis in die Jahre 1394/95 zurück und sei damit eines der ältesten bisher bekannten Häuser der Ingolstädter Altstadt. Ohnehin werde beim Umbau und der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes "jede Veränderung abgestimmt".
Schuster betonte bei der Vorstellung des Projekts, dass dies noch nicht den eigentlichen Baubeginn bedeute. Dieser sei erst im Spätsommer bis Herbst dieses Jahres geplant, die Fertigstellung dann Mitte 2020. Der jetzige Termin sei deshalb gewählt worden, weil gerade Schäfflersaison sei und mit dem Auftritt der Gilde auch die Historie des Gebäudes eben als Schäfflerhaus demonstriert werden solle. "Bis zur nächsten Schäfflersaison in sieben Jahren können und wollten wir nicht warten", so der Architekt.
Für mehrere der Schäffler, die am Samstag vor dem Haus mit ihrem Namen Hagn tanzten, war der Auftritt ein besonderer. Für einen davon, Hans Hagn sen., war es sogar ein ganz besonderer. Bei der letzten Schäfflersaison 2012 war Hans Hagn noch Vortänzer, hat dann aber den Stab an seinen Sohn übergeben. Hans Hagn, inzwischen Ehrenvortänzer der Schäfflergilde, ließ es sich aber nicht nehmen, beim Auftritt "an diesem historischen Ort" noch einmal in die Schäfflermontur zu schlüpfen, die er seit 1977 als Tänzer und von 1998 bis 2012 als Vortänzer getragen hatte. Er sei zwar "etwas untrainiert" in den Auftritt gegangen, so Hagn. Aber bei insgesamt 500 bis 600 Tänzen in seiner Laufbahn sei das kein Problem.
Hans Hagn wurde nur ein paar Häuser weiter, in der Schulstraße 20, geboren. Er habe aber als Bub die Tage meist in dem Haus an der Schulstraße 1 verbracht, wo sein Vater gearbeitet habe. Von 1962 bis 1974 habe er sogar selbst darin gewohnt. In dieser Zeit, Ende der 1960er-Jahre, habe er auch den allmählichen Wechsel des Geschäfts von der Schäfflerei zum Biervertrieb miterlebt. Bis zum Verkauf des Gebäudes im August 2018 - und auch danach noch - sei er aber immer wieder in dem Haus gewesen.
Wenn der Umbau und die Sanierung des Hagn-Hauses abgeschlossen sind, kann Hans Hagn ja auch wieder in das Gebäude, das (nicht nur) seinen Namen trägt. Dann eventuell auf einen Cappuccino oder ein Bier - umgeben von Schäffler-Utensilien, die Schuster und Maus in den Kellerräumen gefunden haben und die künftig das Künstlercafé schmücken und an dessen Vergangenheit erinnern sollen.
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