Eichstätt
"Von den Zwängen des Habenmüssens befreit"

Achtsamer Umgang mit Schöpfung: Bischof Hanke äußerst sich zur Umweltenzyklika von Papst Franziskus

19.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke mit der Umweltenzyklika Laudato Si von Papst Franziskus. - Foto: Anika Taiber/pde

Eichstätt/Rom (pde) Als wichtigen Weckruf an die Welt bezeichnet der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. „Die Erde ist nur mit begrenzten Ressourcen ausgestattet. Ein Wirtschaftssystem, das auf immer mehr Ressourcenverbrauch zur Ausweitung des Konsums setzt, hat daher keine Zukunft“, erklärt Bischof Hanke. „Immer mehr haben und besitzen zu wollen, führt zur Ausbeutung von Menschen und der Natur. Wir dürfen Wohlstand nicht mehr nur als Anhäufung von Besitz verstehen.“ Zu Recht fordere Franziskus ein weltweites Umdenken und eine nachhaltige ökologische Wirtschaft, da die Welt ein System begrenzter Ressourcen sei, „Gabe des Schöpfers, die wir nicht besitzen“.

Der Vatikan veröffentlichte am Donnerstag die Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Der Titel ist einem Gebet des heiligen Franz von Assisi entlehnt. „Der heilige Franziskus zeigt, wie der Blick auf Gott uns von den Zwängen des Habenmüssens befreit“, sagt Bischof Hanke. „An Franz von Assisi lesen wir ab, wie wunderbar die Einheit des Menschen mit der Schöpfung ist, wenn ihr die Einheit mit Christus zugrunde liegt.“

Auf Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung legt Bischof Hanke einen besonderen Schwerpunkt. Anfang 2013 stellte das Bistum Eichstätt seine Klimaoffensive 2030 vor. Demnach soll der CO2-Ausstoß der Diözese bis 2020 um rund 3300 Tonnen im Vergleich zu 2010 sinken (minus 25 Prozent). Bis 2030 soll er halbiert werden. Das Bistum will zum Beispiel so weit wie möglich auf Ökostrom umstellen, Gebäude energetisch sanieren und das EU-Umweltmanagementkonzept EMAS in seinen Einrichtungen weiter voranbringen.

Hanke sprach sich bereits in seinem ersten Hirtenwort 2006 für eine „Ökologie des Herzens“ aus. Sie sei der Mutterboden für einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung. Auch in seiner Zeit als Abt des Benediktinerklosters Plankstetten setzte er sich aktiv für den Umweltschutz ein. So stellte er die Landwirtschaft der Abtei auf Bioland-Richtlinien um.

In der Enzyklika „Laudato Si“ stellt Papst Franziskus Mensch und Schöpfung „als vernetzte Wirklichkeit heraus, die auf Gott, den liebenden Schöpfer, bezogen ist“. Er erinnert daran, dass Gott sich in der ganzen Vielfalt seiner Schöpfung zeige und offenbare. Egoismus, die technokratische Überheblichkeit des Menschen, der verbreitete Relativismus, der keine allgemeingültigen Werte mehr anerkennt und in der Natur und anderen Menschen nur Material sieht, das sich zur eigenen Profitsteigerung verbrauchen und ausbeuten lässt, zerstören die innere Ökologie des Menschen und bringen eine Vielzahl von Formen der Umweltzerstörung bis hin zum Klimawandel hervor. Franziskus warnt vor den Folgen einer auf Konsumismus und Egoismus basierenden Wegwerfkultur. Besonders beklagenswert seien die soziale Not und Verarmung vieler Menschen sowie der Verlust der menschlichen Würde, gerade auch der Würde des ungeborenen Lebens als Folgen der Wegwerfkultur.

Zur Lösung der globalen Umweltkrise lädt Franziskus zu einem offenen Dialog von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ein, unabhängig von religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen. Der Papst ruft alle Menschen zu einer persönlichen ökologischen Umkehr auf und setzt auf einen umweltbewussten und ressourcenschonenden Lebensstil, der als Ausdruck von Bescheidenheit, Demut und Verantwortungsbereitschaft für die Christen evangeliumsgemäß und Ausdruck des Glaubens an den Schöpfergott sei.

Unter www.bistum-eichstaett.de/videos äußert sich Bischof Hanke in einem Videointerview zur Enzyklika. Weitere Informationen zum Umweltkonzept des Bistums Eichstätt stehen unter www.bistum-eichstaett.de/umwelt.