Manching
Von den Eulen in Athen zum Bundesadler

Vortrag im Kelten- und Römermuseum Manching über Staatssymbole in Antike und Neuzeit

10.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:03 Uhr
Simone Killen. −Foto: privat

Manching - Im Duden steht der Begriff Parasemon seit einigen Jahren nicht mehr.

Und wer damit auf Anhieb nichts anfangen kann, dem dürfte es wohl so gehen wie den allermeisten. Dafür weiß die promovierte Archäologin Simone Killen (Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts München, Foto) umso besser Bescheid. Im Rahmen der Manchinger Vorträge zur Archäologie und Geschichte sprach sie über das Thema "Von der Eule zum Bundesadler - Ursprünge der Staatssymbolik im antiken Griechenland".

Und sie weiß wirklich, wovon sie spricht, wie sie auch in ihren Ausführungen im Kelten- und Römermuseum eindrucksvoll, aber auch für Laien verständlich unter Beweis stellte. Kein Wunder, dass Killen Besuchern die Staatssymbolik besonders gut nahe bringen kann: Die Dissertation "Parasema. Offizielle Symbole griechischer Poleis und Bundesstaaten" der früheren Stipendiatin des Deutschen Archäologischen Instituts war 2016 mit dem Walter-Hävernick-Preis der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.

Killen eröffnete ihren Vortrag mit der Frage, was wohl ein Archäologe in 2500 Jahren machen würde, der auf diversen Objekten wie T-Shirts des DFB, einem Poststempel, Schriftstücken oder im Bundestag den Bundesadler in seinen verschiedenen Ausführungen entdecken würde? Er würde nach entsprechenden schriftlichen Überlieferungen suchen, in den Erlassen des Bundespräsidenten zur Verwendung dieses Staatssymbols (das bedeutet Parasemon) fündig werden und einen Fragenkatalog ausarbeiten: Wo der Adler überall zu finden ist, in welchem Zeitraum und welchem Zweck er diente?

Genauso machen es heutige Archäologen, wenn sie auf Staatssymbole aus der Antike stoßen. Die sprichwörtlich gewordene Athener Eule ist dabei nur das bekannteste Beispiel, insgesamt gibt es fast 100 derartiger Parasema. Sie tauchen nicht nur auf Münzen auf, fand Killen heraus, sondern auch auf Maßgefäßen, Reliefs, Losplaketten, Amphoren, Webgewichten, Ziegeln oder Weihegeschenken. Man findet sie von der Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus bis vereinzelt in die römische Kaiserzeit. Und es tauchen nicht nur Tiere auf, wie die Eule von Athen oder die Biene von Ephesos: Es gibt Figuren, Mischwesen oder auch Monogramme. Die Staatssymbole dienten damals wie heute der Repräsentation, wiesen aber auch die Herkunft eines Gegenstands aus und hatten Garantie- und Kontrollfunktionen. Eine intensive Fragerunde beendete den spannenden und informativen Abend.

PK

Bernhard Pehl