Ingolstadt
Vom Talent zum Torjäger

Der ehemalige Ingolstädter Manuel Schäffler trifft für Relegationsgegner Wiesbaden statistisch in jedem zweiten Spiel

22.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:07 Uhr
2012 spielte Manuel Schäffler (rechts) unter Tomas Oral (links) für den FCI. Schäffler ist ein richtiger Torjäger geworden und schaffte in dieser Drittliga-Saison 16 Tore bei 32 Einsätzen. −Foto: Armin Weigel (dpa)

Wiesbaden/Ingolstadt (DK) Schon als kleiner Bub wusste Manuel Schäffler ganz genau, was er wollte. "Alles war auf Manuel fixiert. Er hat bestimmt, wie das Wochenende ablief", erinnert sich Vater Ludwig, der den damals Sechsjährigen beim TSV Moorenweis, einem kleinen Dorfverein bei Fürstenfeldbruck, selbst trainierte.

Nicht nur der Papa erkannte das Talent seines Sohnemanns. Auch der TSV 1860 München wurde schnell auf den Nachwuchsspieler aufmerksam und lotste ihn nach Giesing. Die Karriere des jungen Angreifers kannte nur eine Richtung: nach oben. Mit 19 Jahren feierte Schäffler sein Profidebüt für die Löwen. Unter Trainer Marco Kurz gelang ihm der Durchbruch beim damaligen Zweitligisten. Zudem absolvierte der gebürtige Fürstenfeldbrucker vier Spiele bei der U20-WM in Ägypten. Doch so steil es für Schäffler anfangs bergauf ging, so steinig wurde sein weiterer Weg. Nach einer Ausleihe zum MSV Duisburg - mit dem er 2004 das Pokalfinale gegen Schalke 04 verlor - kam er bei den Sechzigern nicht mehr über die Rolle als Ergänzungsspieler hinaus.

Die Zeit für eine neue Herausforderung war gekommen - und Schäffler suchte diese beim FC Ingolstadt. "Ich habe in all den Profijahren bei den Löwen nicht ein einziges Mal die Chance von Anfang an bekommen", sagte er bei seinem Dienstantritt im Dezember 2011 und fühlte sich vom jahrelangen Buhlen der Schanzer geschmeichelt: "Ich weiß nicht, wie oft der FC Ingolstadt bei mir angefragt hat. Ich weiß nur, dass mich Trainer Tomas Oral schon einmal zum FSV Frankfurt holen wollte. "

Doch obwohl Schäffler mit dem heute 46-Jährigen einen Förderer im Verein wusste, bekam er auch beim FCI nicht mehr Spielpraxis. Ein einziger Startelfeinsatz stand unter Oral zu Buche. Unter dessen Nachfolger Marco Kurz wurde es nicht viel besser. Spätestens als Ralph Hasenhüttl übernahm, standen die Zeichen auf Abschied. "Ich habe mich dort wohlgefühlt, aber sportlich nicht ganz so das abrufen dürfen, was ich mir gewünscht habe", blickt Schäffler zurück. In insgesamt 42 Einsätzen für die Schanzer brachte er es auf sieben Tore und drei Vorlagen. "Manuel wollte mehr spielen. In Ingolstadt saß er zu oft auf der Bank", ergänzt Vater Ludwig über seinen mitunter ungeduldigen Sohn. Der nächste Neuanfang musste her.

Die Ingolstädter legten dem wechselwilligen Angreifer schließlich keine Steine in den Weg und ließen ihn für eine kolportierte Ablösesumme von 400000 Euro zu Holstein Kiel ziehen. Beim damaligen Drittligisten fand Schäffler zunächst auch seinen Torriecher wieder. Nach dem knapp verpassten Zweitliga-Aufstieg in der Relegation gegen seinen Ex-Klub 1860 München wiederholte sich aber die Geschichte: Der heute 30-Jährige geriet aufs Abstellgleis, schloss sich zur Saison 2016/17 dem SV Wehen Wiesbaden an und blühte bei den Hessen regelrecht auf.

In nunmehr 116 Einsätzen für den Drittligisten steht Schäffler bei 58 Toren und 19 Vorlagen. Nach der Torjägerkanone in der vergangenen Saison musste sich der Rechtsfuß (32 Spiele/16 Tore) in der aktuellen Spielzeit nur hinter Marvin Pourié (37 Spiele/22 Tore) vom Karlsruher SC einreihen. Schäffler, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, blickt daher auf "drei geile Jahre" zurück. "Ich freue mich extrem auf das Spiel und will das Maximum geben, damit wir unser Ziel erreichen", sagt er vor dem Relegationshinspiel am Freitagabend (18.15 Uhr/ZDF) gegen den FCI.

Seinem Ex-Klub bescheinigt der Torjäger "eine super Qualität. Gerade die letzten Spiele haben sie gezeigt, was sie im Kessel haben", so Schäffler über die Aufholjagd der Schanzer. Unter Oral holten die Ingolstädter 16 von möglichen 21 Punkten und retteten sich damit auf den Relegationsplatz, der noch vor Wochen in weiter Ferne war. Auch Trainer Rüdiger Rehm geht nach der besten Drittliga-Saison in der Wiesbadener Vereinsgeschichte zuversichtlich in die beiden K. -o. -Spiele. "Wir wollen ihnen wehtun und alles geben, damit sie keinen Spaß haben", sagt der 40-Jährige und ergänzt: "Wir können Großes erreichen und uns für eine tolle Saison belohnen. Alle wollen in die Zweite Liga. "

Der Aufschwung des FCI ist freilich auch Rehm nicht verborgen geblieben. Dennoch habe es Gründe, warum der "sehr gute Zweitligist" nach wie vor um den Klassenerhalt zittert. "Wir müssen versuchen, diese Probleme aufzuzeigen", fordert er deshalb. Oder wie Schäffler ankündigt: "Am Freitag geht's rund! " Der Angreifer weiß eben, was er will.
 

Julian Schultz