Kipfenberg
Vom heimischen Wald direkt auf den Tisch

Ob Reh oder Wildschwein: In Kipfenberg können Verbraucher nun Wildbret aus dem staatlichen Forstbetrieb kaufen

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:44 Uhr
Fleisch aus den Wäldern rund um Kipfenberg gibt es ab heute zu kaufen - Tanja Leixenring kümmert sich um das Angebot. −Foto: Richter

Kipfenberg (DK) Wildbret - viele verbinden damit nur den Fest- oder Sonntagsbraten. Die Bayerischen Staatsforsten wollen das Fleisch aus heimischen Wäldern deshalb mehr als regionales Produkt ins Bewusstsein rücken. In Kipfenberg im Kreis Eichstätt eröffnen sie diesen Samstag ihre erste Wildbretkammer im Raum Ingolstadt.

Was der Wittelsbacher Ausgleichsfond bereits im Köschinger Waldhaus anbietet oder bisher meist über Jagdgenossenschaften zu bekommen ist, gehört nun auch zum Angebot des Kipfenberger Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten an der Eichstätter Straße. Zum Verkauf kommt hier ausschließlich Fleisch wildlebender Tiere, also nicht aus Zuchtgehegen. Keule, Rücken, Schulter oder Gulasch von Reh und Wildschwein bestimmen das Angebot, daneben soll es Schinken, Wurst und Konserven vom Wild geben.

"Wir schießen jedes Jahr rund 1500 Rehe und 400 bis 500 Wildschweine in unseren Wäldern", sagt Forstbetriebsleiter Rudolf Habereder. "Das Fleisch haben wir bisher überwiegend Wildbrethändler abgegeben, jetzt soll es direkt für alle Verbraucher zur Verfügung stehen." Dazu hat der Kipfenberger Forstbetrieb eine nagelneue Wildbretkammer gebaut, mit Anlieferungsbereich, zwei Kühlräumen, einem Zerlegeraum und dem kleinen Laden. Mit einer Feier steht an diesem Samstag ab 10 Uhr die Eröffnung an. Am Freitag war noch schnell die Kasse installiert worden, Tanja Leixenring vom Forstbetrieb hatte den Kühlschrank gefüllt, es liegen auch Rezeptbücher aus. Die Verkaufsstelle soll jeweils von Montag bis Freitag geöffnet sein.

Die Wälder des Kipfenberger Forstbetriebs der Staatsforsten erstrecken sich auf eine Fläche von 16800 Hektar. Sie reichen von der A9 im Osten bis hinüber in den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und ein kleines Stück hinauf in den Kreis Roth. In der Wildbretkammer kommen ausschließlich in diesem Bereich geschossene Tiere zum Verkauf - Rehe und Wildschweine, die ein freies Leben in der Natur hatten. "Das Fleisch ist also ein reines Bio-Produkt, regional und kommt daher auf sehr kurzen Wegen direkt zum Verbraucher", sagt Forstbetriebsleiter Habereder. "Wir haben einen Metzger in Hitzhofen gefunden, der die Ware portioniert und in haushaltüblichen Mengen einschweißt. Es muss also niemand gleich eine halbe Sau kaufen."

Apropos Wildschweine: Die Kundschaft kann absolut sicher sein, dass alle vorgeschriebenen Untersuchungen erfolgen, die Trichinenschau ebenso wie die geforderte Überprüfung auf eine eventuelle radioaktive Belastung, auch mehr als 32 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl noch immer ein Thema. "Ich nehme von jedem Schwein eine Fleischprobe und mache eine genaue Analyse", sagt Bettina Brummet, Teamleiterin des Forstbetriebsbüros. "Zum Glück liegt die Belastung in unserem Bereich sehr niedrig und weit und dem Grenzwert."

Ihr Chef Rudolf Habereder würde sich wünschen, dass Wildbret im Alltag mehr Beachtung erfährt und nicht nur als reiner Festtagsbraten gesehen wird. "Das ist doch absolut natürliche Ware, ohne jede Fremdstoffe und frei von Hormonen oder Medikamenten. Besser geht es eigentlich kaum."

 

Horst Richter