Rohrbach
Vom Grau-in-Grau zu einer Farbvielfalt

<DK-XY_trifft>NAMENSGEBER:</DK-XY_trifft> Die Rohrer Kirche ist dem heiligen Stephanus geweiht

25.09.2021 | Stand 30.09.2021, 3:33 Uhr
Heute beeindruckt die Rohrer Kirche mit dem Hochaltar, farbigen Fenstern und den Seitenaltären - das war allerdings nicht immer so. −Foto: A. Ermert

Rohr - Die St.-Stephanus-Kirche in Rohr ist eine von acht Kirchen der Pfarrgemeinde Rohrbach. Sie thront am südlichen Ortsrand idyllisch über dem Ort, doch nahe dem Ortskern und ist im Hintergrund von Wiesen, Äckern und Hopfengärten umgeben, für jeden Einwohner und Besucher immer wieder ein schöner Lichtblick und Blickfang. Der Heilige Stephanus ist der Patron dieser Kirche: Eine spätgotische Figur des Heiligen hängt an der Wand neben dem Haupteingang. Sein Patrozinium wird am zweiten Weihnachtsfeiertag, am 26. Dezember, feierlich begangen.

Stephanus war einer von sieben Diakonen, die die Apostel in Jerusalem eingesetzt hatten. An seinen Predigten nahm eine Gruppe hellenistischer Juden Anstoß und es kam zu einer Verhandlung vor dem Hohen Rat - denn sie behaupteten, Stephanus habe gesagt, Jesus von Nazaret wolle den Tempel zerstören und die jüdischen Gebräuche verändern. Sie verurteilten Stephanus wegen Gotteslästerung zum Tode durch Steinigung. Sie packten ihn, trieben ihn aus der Stadt und vor den Toren Jerusalems wurde er zu Tode gesteinigt. Seine letzten Worte waren: "Herr rechne ihnen diese Sünde nicht an." Damit wurde Stephanus zum ersten Märtyrer des Christentums. Das war im Jahr 34 nach Christus, Stephanus ist nur 29 Jahre alt geworden.

Die erste Kirche in Rohr etwa zur Zeit des Barock war im Zentrum des Orts und der damalige Standort ist heute noch mit einem Kreuz gekennzeichnet. "Die neue Rohrer Kirche ist eine relativ junge Kirche und eine verhältnismäßig große Kirche, die im ludovizianischen Stil gebaut und ausgestattet wurde", erzählt Mesnerin Hedwig Eder. Viele Kirchen in München sind in diesem Stil gebaut. "Im Jahr 1878 wurde dann die Kirche fertiggestellt unter dem Schutz von Stephanus und unter seinen wachsamen Augen."

Anfang der 1950er-Jahre wurde sie dem damaligen modernen Zeitgeist entsprechend renoviert, danach war von dem ursprünglichen Bauwerk und der Ausstattung nicht mehr viel vorhanden. Damals wurden auch die Seitenaltäre entfernt, ebenso wurde der Kreuzgang durch einen modernen ersetzt. Auf dem Bogen vor dem Altarraum wurde ein Bild von der Steinigung des Stephanus gemalt, in moderner Malerei, alles grau in grau gehalten. "Auch der Altar wurde grau gestrichen, es war alles trist und grau", sagt Eder. Auch zwei der bunten Fenster wurden entfernt. "Doch dank des damaligen Kirchenpflegers Sebastian Mair wurden diese Fenster sorgfältig verpackt und zusammen mit dem alten Kreuzgang in der Remise aufbewahrt", erinnert sich die jetzige Kirchenpflegerin.

In den 70er-Jahren wurde zum 100. Jubiläum eine grundlegende Sanierung unter der Leitung von Pfarrer Bruno Feß vorgenommen, eine Trockenlegung erfolgte und die Kirche bekam ein neues Gestühl. Das Grau-in-Grau verschwand, die Seitenaltäre zogen wieder ein in die Kirche. "Vor sieben Jahren haben wir - die Kirchenverwaltung unter der Leitung von Georg Ertlmair und mir als Mesnerin - die Fenster wieder restaurieren lassen und in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt." Auch der Originalkreuzweg hängt jetzt wieder in der Kirche und die Decke ist wieder im Urzustand.

"Es ist eine schöne Kirche, schön hell, großzügig für ein so kleines Dorf wie Rohr", meint die Mesnerin, die heuer ihr 30. Dienstjubiläum feierte. Ein schöner Kirchenraum, die Kassettendecke mit wunderschöner Schablonenmalerei, Figuren aus der alten abgebrochenen Kirche aus dem 16.und 18. Jahrhundert, Altäre in Schreinergotik mit Tafelbildern aus der Nazarener Schule. Fast verwunderlich, dass man damals schon so großzügig gebaut hat. Gerade in jüngster Zeit wurde wieder sehr viel investiert, auch die Orgel wurde restauriert.

Und der Heilige Stephanus steht auf seinem Sockel neben dem Eingang und hat einen wunderbaren Überblick auf "seinen" schönen Kirchenraum in der Rohrer Kirche und auf "seine" Gläubigen. Noch eine Besonderheit gibt es in der Rohrer Kirche. Eine Figur des Heiligen Rochus steht auf dem Altar und er ist der Schutzpatron gegen die Pest - in den jetzigen Coronazeiten genau der richtige Helfer.

PK