Jetzendorf
Volle Kirchenbänke trotz Corona

In Jetzendorf und Steinkirchen sollen Fotos der Gläubigen die momentan leeren Plätze füllen

02.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr
In Italien - beispielsweise bei Pfarrer Don Giuseppe Corbari in der Lombardei - zieren inzwischen zahlreiche Fotos von Gläubigen die Kirchenbänke. Denn auch in Zeiten der Coronakrise sollen die Gotteshäuser nicht leer bleiben und den einzelnen Besuchern so auch ein Gefühl von Gemeinschaft vermittelt werden. −Foto: Luca Bruno, AP, dpa

Jetzendorf - Gottesdienste finden keine mehr statt, wegen des Coronavirus müssen Gläubige daher auf gemeinsame Gebete und Messfeiern verzichten.

Die sonst immer wieder vollen Gotteshäuser in der Region fristen momentan ein trauriges Dasein, auch wenn dennoch immer wieder Menschen zum Beten in einer der Kirchenbänke Platz nehmen. Damit diese Momente mit Gott auch in der aktuellen Situation zu Augenblicken der Gemeinschaft werden, hat sich Regine Hauzenberger etwas Besonderes überlegt: Die Pastoralreferentin im Pfarrverband Jetzendorf-Steinkirchen will die Gläubigen zurück in die Kirche holen - per Selfie.

Die Idee dazu hatte eigentlich Mesnerin Gabi Off. "Sie hat eine Cousine in Tirol, die ihr ein Foto aus ihrer Pfarrkirche geschickt hat", erklärt Hauzenberger. Darauf zu sehen: Zahlreiche Fotos der Kirchenmitglieder aus dem Ort, die nun die Bänke füllen. Ein Gedanke, den Hauzenberger nun auch in Jetzendorf und Steinkirchen umsetzen will. "Wir erleben gerade ungewohnte Zeiten", sagt die Pastoralreferentin. "Umso wichtiger wäre eigentlich das Zusammenkommen, um in der Gemeinschaft den Glauben zu feiern. " Auch wenn es gerade keine Gottesdienste gibt: Immer wieder kommen doch vereinzelt Gläubige in die Kirche. "Das sehen wir zum Beispiel am Fürbittenbuch, das in Jetzendorf ausliegt", erklärt Hauzenberger. "Da schreiben die Leute ihre Gedanken rein - mit einem eigenen Stift", fügt sie an.

Dass nun die Gläubigen momentan in eine einsame und leere Kirche kommen und mit ihren Gedanken in dieser schweren Zeit alleine zurecht kommen sollen, das wollte Hauzenberger so nicht hinnehmen. Mit den Fotos der verschiedenen Gemeindemitglieder will sie daher für die Kirchenbesucher ein Gefühl der Gemeinschaft schaffen. "Mit den Fotos geht es um unser Verbundensein mit Gott - und untereinander", sagt sie. "Die Gläubigen kommen als einzelne in die Kirche, aber sie sind trotzdem viele - auf diese Art und Weise können wir das sichtbar machen. "

Inzwischen sind schon ein gutes Dutzend Bilder von Gläubigen aus Jetzendorf zu sehen, in Steinkirchen allerdings läuft das Projekt noch ein wenig schleppend. "Die Fotos bekomme ich per E-Mail und drucke sie aus; vereinzelt waren auch welche im Briefkasten", erzählt Hauzenberger. Die Bilder klebt sie auf buntes Tonpapier und letztlich an die Kirchenbänke. "Da halte ich jetzt den Sicherheitsabstand unter den Leuten nicht ein", erklärt die Pastoralreferentin mit einem Lachen. Manche Familien fotografieren sich auf einem gemeinsamen Bild; andere wiederum schicken Einzelfotos. Vielleicht wollen sich auch die Firmlinge und Kommunionkinder beteiligen, für die momentan ja die Vorbereitung für ihr heiliges Sakrament unterbrochen ist, hofft Hauzenberger.

Gläubige aus dem Pfarrverband Jetzendorf-Steinkirchen können nun ihre Fotos an Regine Hauzenberger schicken. "Zurzeit können keine Gottesdienste stattfinden, aber unsere Pfarrkirchen sollen nicht leer bleiben", lädt sie die Kirchenmitglieder ein. Fotos - allein, als Familie, als Gruppe - können per E-Mail an RHauzen berger@ebmuc. de geschickt werden oder im Briefkasten des Pfarramts eingeworfen werden. Die Gläubigen sollen dazu schreiben, zu welcher Kirche sie gehören - die Pastoralreferentin sucht dann einen passenden Platz in Jetzendorf oder Steinkirchen.

PK